Medvedev und Bublik treten bei umstrittener Exhibition in St. Petersburg an
Trotz Russlands sportpolitischer Isolation sagen Daniil Medvedev und Alexander Bublik für eine von Putins Zirkel finanzierte Exhibition in St. Petersburg zu. Die Kritik ist vorprogrammiert.
von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet:
19.11.2025, 07:32 Uhr

Was auf dem Papier wie ein harmloses Schauturnier klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als hochpolitisches Event. Einerseits wird die Northern Palmyra Trophy am 29. und 30. November von Gazprom finanziert, einem zentralen Akteur der russischen Kriegswirtschaft. Andererseits verantwortet die PR-Arbeit Vera Podguzova, die Vizepräsidentin eines dem russischen Militär nahen Bankinstituts und direkte Verwandte von Präsident Putin. In dieser Konstellation ist klar: Dieses Turnier dient nicht nur der Unterhaltung.
Spieler ohne Gewissen?
Dass russische Spieler wie Karen Khachanov, Veronika Kudermetova, Diana Shnaider ebenso wie die beiden Topstars Daniil Medvedev und Alexander Bublik beim umstrittenen Event auftreten, sorgt für Kritik. Zwar sind für sie Heimauftritte in den letzten Jahren rar geworden, doch mit ihrer Teilnahme setzen sie ein unglückliches Zeichen. Sie alle haben die Wahl, entscheiden sich aber dennoch explizit für ein Event, das als Mittel gesehen wird, um Russlands internationale Isolation zu durchbrechen. Während der Krieg in der Ukraine weiter tobt, wirken die Auftritte dieser Spieler wie bewusste Ignoranz.
Auch andere große Namen dabei
Neben den russischen Stars treten übrigens auch internationale Spieler wie Tallon Griekspoor an (angeblich, um die sportliche Attraktivität zu erhöhen). Darüber hinaus runden ehemalige Profis wie Janko Tipsarevic und Mikhail Youzhny sowie das Show-Talent Mansour Bahrami das Teilnehmerfeld ab.
Gazprom als Sponsor
Dass Gazprom als zentraler Sponsor auftritt, verleiht der Diskussion zusätzliche Brisanz. Der Konzern gilt schließlich als Schlüssel der finanziellen Logistik hinter dem russischen Angriffskrieg und ist tief in die staatliche Machtstruktur eingebettet. Wenn Spieler wie Medvedev, Bublik oder Tallon Griekspoor dort auftreten, legitimieren sie – ob gewollt oder nicht – die Propaganda Putins.
Doppelmoral im Welttennis
Der Tennissport hat für gutes Geld schon längst eine moralisch konsequente Linie verlassen. Saudi-Arabien kauft sich Jahr für Jahr tiefer in den Sport ein, China ist trotz der ungelösten Peng-Shuai-Kontroverse wieder Gastgeber großer Events und Turniere in Katar oder Dubai gelten als fixer Bestandteil des Kalenders. Doch wer diese Beispiele als Rechtfertigung heranzieht, macht es sich leicht. Gerade Medvedev, der als ehemalige Nummer eins international eine große Plattform hat, und Bublik, der sich gern als unabhängiger Freigeist präsentiert, hätten hier Möglichkeiten, um ein gezieltes Zeichen zu setzen.
