tennisnet.com Allgemeines

Mehr Fokus, weniger Party: Warum Alcaraz und Ferrero getrennte Wege gehen

Die Trennung von Carlos Alcaraz und Juan Carlos Ferrero kommt überraschend, aber nicht grundlos. Hinter dem Bruch stehen offenbar unterschiedliche Vorstellungen von Arbeitsethik und Prioritäten.

von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet: 17.12.2025, 21:31 Uhr

Juan Carlos Ferrero und Carlos Alcaraz sind Geschichte
© Getty Images
Juan Carlos Ferrero und Carlos Alcaraz sind Geschichte

So überraschend das gestern verkündete Aus von Juan Carlos Ferrero als Erfolgstrainer von Carlos Alcaraz auch wirken mag, so wenig kam es aus dem Nichts. Bereits nach dem Australian-Open-Aus Anfang des Jahres gegen Novak Djokovic und dem frühen Scheitern in Miami gegen David Goffin wurde über Spannungen im Team spekuliert. Damals schien das Verhältnis zwischen Spieler und Trainer erstmals ernsthaft belastet, ehe die überragende Sandplatzsaison die Lage beruhigte. Dass die Trennung nun ausgerechnet mitten in der Off-Season erfolgt, nur einen Monat vor dem Start der Australian Open, verleiht dem Bruch eine besondere Brisanz.

Ferreros Forderung nach mehr Arbeitsethik

Im Grunde hätte schon die inzwischen berühmte Netflix-Doku “My Way” gereicht, um zu verstehen, dass die Vorstellungen von Alcaraz und seinem Coach oft auseinandergingen. Ein besonders heikler Punkt zwischen den beiden war Alcaraz' laut Ferrero oft ungenügende Arbeitsethik. Ferrero forderte mehr Struktur, mehr Trainingszeit und eine klarere Trennung zwischen Freizeit und professionellem Anspruch. Als Coach war er überzeugt, dass ein Spieler mit dem Potenzial von Alcaraz noch mehr investieren müsse, um dauerhaft Maßstäbe zu setzen. Dass Ferrero seinen Anspruch auch wiederholt öffentlich formulierte, ist rückblickend ein deutliches Zeichen dafür, für wie ernst er die Lage hielt.

Der Vergleich mit Sinner

Immer wieder ließ Ferrero dabei den Namen Sinner fallen. Sinners kompromisslose Trainingsroutine und sein Fokus auf sportliche Weiterentwicklung galten für Ferrero als Referenz. Er wollte Alcaraz nicht umformen, sah aber in Sinners Haltung ein Modell dafür, wie man sich taktisch, physisch und mental weiterentwickelt, um auch künftig direkte Konkurrenten zu schlagen. Genau dieser Vergleich stieß Alcaraz angeblich sauer auf.

Schaukämpfe als Pulverfass

Als besonders heikler Punkt zwischen Ferrero und Alcaraz galten die Exhibition-Matches. Ferrero betrachtete sie als unnötige Belastung und als verlorene Zeit in Phasen, die eigentlich für Training und Anpassungen reserviert sein sollten. Kritiker verwiesen darauf, dass Alcaraz nach Verletzungen in Tokio und bei den ATP Finals dennoch Showmatches spielte, während Sinner nahezu vollständig darauf verzichtete und so wertvolle Punkte sichern konnte. Für Ferrero passte diese interne Planung nicht zu dem Anspruch, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, während Alcaraz die Schaukämpfe hingegen als Ausdruck von 'Spaß am Court' betrachtete.

Stagnation trotz Titel und Erfolg

Auch wenn sich sich Alcaraz’ Bilanz des Jahres mit zwei Grand-Slam-Titeln, sechs weiteren Turniersiegen und der Rückkehr zur Nummer eins durchaus sehen lassen kann, sprach Ferrero zuletzt vor allem in taktischer Hinsicht von Stillstand. Alcaraz spielte meist noch immer nach denselben Mustern wie mit 19 oder 20 Jahren und verlässt sich auf seinen Spielwitz und seine Athletik. Ferrero drängte daher schon seit Längerem auf strukturelle Anpassungen, insbesondere bei Matches auf höchstem Niveau. Am Ende prallte sein Ansatz an Alcaraz' Bedürfnis nach Freiheit und Selbstbestimmtheit jedoch ab. Der Konflikt schien unlösbar, der Bruch war die logische Folge.

Verpasse keine News!
Aktiviere die Benachrichtigungen:
Sinner Jannik
Carlos Alcaraz

von Isabella Walser-Bürgler

Donnerstag
18.12.2025, 08:01 Uhr
zuletzt bearbeitet: 17.12.2025, 21:31 Uhr

Verpasse keine News!
Aktiviere die Benachrichtigungen:
Sinner Jannik
Carlos Alcaraz