Melzer siegt in Wimbledon

Was für eine Gala des Niederösterreichers: Melzer und Philipp Petzschner zerlegten Lindstedt/Tecau im Doppel-Finale.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 03.07.2010, 19:02 Uhr

„Man of the match“, „unglaublicher Jürgen Melzer!“, „sensationell“ – Jürgen Melzer zeigte auf dem Center Court von Wimbledon im Herren-Doppel-Endspiel eine großartige Leistung. Er spielte druckvoll, hart, präzise und fast fehlerlos – was an der Seite seines hoch konzentrierten, soliden, vor allem sehr stark servierenden Deutschen Philipp Petzschner ein nie gefährdetes 6:1, 7:5, 7:5 gegen die schwedisch-rumänische Paarung Robert Lindstedt/Horia Tecau bedeutete.

Superstart von Melzer/Petzschner


Im ersten Satz erwischten der Niederösterreicher und der Bayer einen perfekten Start: Break gegen Tecau zum 1:0, wieder Break gegen den Rumänen zum 4:1, Break gegen Lindstedt zum 6:1 – der erste Satz war nach nur 17 Minuten Geschichte. Zu Beginn von Satz zwei war es vor allem Lindstedt, der sich gegen die Niederlage aufbäumte. Und die bis dahin ganz souverän agierenden Melzer/Petzschner gerieten kurz in Schwierigkeiten, aber Petzschner rettete seine Service-Games zum 1:0 (zwei Asse bei Breakbällen, ein drittes Ass bei Gamepunkt) und zum 3:2.

Tecau versagen die Nerven


Bei 5:4 im zweiten Satz und Aufschlag Lindstedt die ersten beiden Satzbälle für die deutsch-österreichische Paarung, aber der Schwede rettete den Satz – vorerst. Bei 5:5 versagten neuerlich Horia Tecau die Nerven: Zwei Doppelfehler zum 0:30, ein verfehlter (!) Smash zum 0:40 – nach offensichtlicher Fehlentscheidung des Hawk-Eye zu Ungunsten von Melzer/Petzschner – und ein einmal mehr sensationeller Melzer-Return fixierten die 2:0-Satzführung.

Antonitsch: „Jürgen überragend“


Alex Antonitsch, der das Match zuhause am TV-Gerät verfolgte, war begeistert: „Eigentlich ist es ein Verbrechen, als Familienvater bei so einem Wetter vor dem Fernseher zu sitzen. Aber heute kann ein großer Tag für Österreich sein – das darf man nicht verpassen.“ Antonitsch zeigte sich beeindruckt: „Jürgen spielt hier überragend. Man merkt, wieviel Spaß er und Petzschner heute am Tennisspielen haben – und man merkt, die wieviel besseren Tennisspieler sie sind. Melzer und Petzschner spielen locker, konzentriert, großartig. Tecau kann da überhaupt nicht mit. Der Rumäne kann einem fast leid tun.“

Wackelt Melzer doch noch?


Im dritten Satz führten Melzer/Petzschner mit 3:0 und 4:2 – der „Lebenstraum“ von Jürgen Melzer, einen Wimbledon-Sieger zu sein, schien nur mehr zwei Games entfernt, wenige Minuten. Just in diesem Moment wackelte der bis dahin in einer eigenen Liga agierende Melzer erstmals als Aufschläger: ein Doppelfehler bei 0:30 brachte die ersten drei Breakbälle im Finale gegen den Niederösterreicher, ein Super-Return von Lindstedt das Rebreak zum 4:3. Tecau zeigte im nächsten Game erstmals Nervenstärke, brachte seinen Aufschlag zum 4:4 durch. Petzschner souverän zum 5:4, Lindstedt solide zum 5:5, Melzer zu Null zum 6:5 …

Entscheidendes Break zu Null

… und dann kam Tecau zum Service. Rioesen-Druck auf den Schultern des Rumänen, mit 25 Jahren jüngster Spieler auf dem Platz. Ein Volley-Patzer Lindstedts zum 0:15, ein Doppel-Fehler Tecaus zum 0:30, ein Volley-Fehler Lindstedts nach Rückhand-Hammer Melzers zum 0:40 – drei Matchbälle! Gleich den ersten verwertete Philipp Petzschner mit einem Longline-Passierball. 6:1, 7:5, 7:5!

Sporthistorischer Tag für Österreich


Der 3. Juli 2010 ist ein sporthistorischer Tag für Österreich: Erstmals ist ein Österreicher Wimbledon-Sieger – exakt 100 Jahre, nachdem erstmals Nicht-Engländer zum Turnier zugelassen waren. Für Jürgen Melzer ist der Wimbledon-Sieg der größte Erfolg seiner bisherigen Karriere, wie er bereits davor in seinem tennisnet.com-Blog festgestellt hatte, „größer als der Sieg in Wien, größer als das Einzel-Semifinale in Paris“.

von tennisnet.com

Samstag
03.07.2010, 19:02 Uhr