„Wir wollen hier etwas Großes aufbauen“
Joachim Kretz, der mit seinem Team unter anderen auch Philipp Oswald betreut, hat mit der Campus-VTV-Akademie in Vorarlberg noch viel vor.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
23.03.2014, 22:12 Uhr

Joachim Kretz hat sich sowohl auf der ATP-, als auch auf der WTA-Tour bereits einen Namen als Trainer gemacht. Der 43-Jährige arbeitet aktuell unter anderen mit Yvonne Meusburger und Philipp Oswald zusammen. Meusburger gelang unter ihrem Team im vergangenen Jahr trotz fortgeschrittenem Tennisalter ein rasanter Aufstieg und momentan sogar der Sprung in die Top 40 der Weltrangliste. Auch bei Oswald zeigt die Tendenz im Doppel immer mehr nach oben. Kürzlich gelang in São Paulo an der Seite von Guillermo Garcia-Lopez sogar ein ATP-Triumph. Im Interview mit tennisnet.com verrät Kretz die Geheimnisse des gemeinsamen Erfolges. Der Deutsche spricht dabei auch über die weitere Entwicklung der internationalen Tennisakademie im vorarlbergerischen Dornbirn und über die herrschende Konkurrenz zur Südstadt.
Herr Kretz, Sie haben aktuell mit Yvonne Meusburger Österreichs Nummer eins als Schützling. Bis Anfang Juli 2013 war sie ja noch auf der ITF-Tour unterwegs. Hätten Sie diesen so rasanten Aufstieg in ihrem fortgeschrittenen Tennisalter für möglich gehalten?
Ja, das hat sich abgezeichnet. Yvonne hat sich in allen Bereichen verbessert. Spielen kann sie, es ging dann einfach darum, dass sie auch dauerhaft konstante Leistungen zeigen kann. Dazu musste sie sich auch auf persönlicher Ebene verändern. Da standen viel Angst und Zweifel im Raum. Daran haben wir gearbeitet, und sie hat dann einfach auch angefangen, gut zu spielen.
Wie sehr sind sie mit ihren Leistungen in diesem Jahr zufrieden?
Es war auf jeden Fall okay. Nach dem Fed Cup hat es ein kleines Tief gegeben, aber das ist normal. Es kann nicht immer nach oben gehen. Wichtig ist aber, dass man es dann wieder auf den richtigen Weg schafft. Yvonne hat ein paar gute Siege gehabt, und man muss auch bedenken, dass Hardcourt nicht unbedingt ihr bester Belag ist. Sie spielt jetzt dauerhaft gegen stärkere Gegnerinnen. Daran muss man sich gewöhnen. Ich habe auch für ihren diesjährigen Tennissommer ein gutes Gefühl.
Wie weit kann es 2014 noch gehen? Was sind ihre gemeinsamen Ziele?
Yvonne hat diese Saison viele Punkte zu verteidigen. Im Juli fallen zum Beispiel in einer Woche gleich 480 Zähler raus. Es geht jetzt darum, allgemein die Ergebnisse des letzten Jahres zu bestätigen. Sie steht aktuell auf Position 39, war sogar schon einmal die 38. Das ist genau das, was ich ihr letztes Jahr schon für die Zukunft zugetraut habe. Ich habe damals gesagt, dass die Top 40 für sie möglich sind. Am Ende dieser Saison wollen wir es auf jeden Fall wieder in die Top 50 schaffen. An die Leistungen des vergangenen Jahres anknüpfen zu können, wäre ein toller Erfolg.
Yvonne hat ja jetzt mit Daniel Huber auch einen Trainer aus Ihrem Team als Touring Coach. Wie gut klappt die Zusammenarbeit?
Das klappt super. Daniel ist ja eher noch ein Neuling auf der Tour, aber er macht seinen Job sehr gut. Am Wichtigsten ist die Kommunikation untereinander. Wir sind ständig in Kontakt und gemeinsam mit Yvonne auch ein super Team. Sie konnte sich dadurch festigen, was sehr wichtig für sie war.
Wie sehr sind sie noch mit Martin Fischer und Philipp Oswald verbunden?
Mit Martin Fischer nicht. Er trainiert jetzt selbstständig. Philipp ist immer noch bei uns. Er war gerade beim Training da.
Bei Philipp läuft es nach der Spezialisierung auf das Doppel ja jetzt immer besser. Er konnte Ende Februar in São Paulo sogar seinen ersten ATP-Titel einfahren. Was trauen Sie ihm für die Zukunft noch zu?
Für Philipp war es super, dass er mit Guillermo Garcia-Lopez einen auf der Tour etablierten Spieler als Partner gefunden hat. Wenn er hier ist, trainiert er viel und brav. Dieses Jahr ist er ja auch fleißig gereist. Vor allem der erfolgreiche Südamerika-Trip hat ihm dabei eine Menge an Motivation gegeben. Ich traue ihm für die Zukunft noch sehr viel zu. Er hat im Doppel alle Möglichkeiten.
Mit dem 16-jährigen Matthias Haim haben Sie ein großes Talent in ihren Reihen, der auch schon die Silbermedaille beim Europäischen Olympischen Jugendfestival gewonnen hat. Wie sehen Sie seine Entwicklung? Woran muss er noch arbeiten?
Matthias ist in letzter Zeit sehr gewachsen. Er ist jetzt richtig groß. Für ihn wird wichtig sein, auch im Kopf immer weiter zu wachsen. Die Schläge hat er, und ich bin überzeugt, dass er ein guter Tennisspieler werden wird. Jetzt heißt es für ihn aber auch noch, sich auf die Schule zu konzentrieren und ein umfassendes Fitnessprogramm zu absolvieren. Da muss schon noch einiges passieren.
Wie attraktiv, denken Sie, wird die Südstadt unter Michiel Schapers als neuem Chef sein? Was halten Sie von ihm? Ist schon eine Kontaktaufnahme erfolgt?
Dazu kann ich eigentlich nicht viel sagen. Über die momentane Qualität der dortigen Arbeit weiß ich nichts. Aber allgemein gilt ja, dass viele Wege nach Rom führen. Es ist bisher keine Kontaktaufnahme erfolgt. Was mich an dieser Sache stört, ist allerdings Folgendes: Am Anfang hieß es noch, dass wir mit der Südstadt zusammenarbeiten und eine Art Partner werden. Da wurde zuerst von einem Miteinander gesprochen. Jetzt sind wir Konkurrenten. Das muss man eigentlich vorher wissen und nicht falsche Dinge versprechen.
Was bedeutet das für die bei Ihnen trainierenden Talente wie zum Beispiel eben Matthias Haim? Glauben Sie, dass Ihnen er und andere Talente an die Südstadt verloren gehen werden?
Wir haben hier ein groß angelegtes Projekt für den Spitzensport. Sowohl im Fitnessbereich, als auch auf der medizinischen und energetischen Schiene rüsten wir auf. In zwei bis drei Wochen findet das größte Talent-Scouting statt, das es je in Vorarlberg gegeben hat. 3000 Kinder werden da erwartet. Wir wollen hier etwas Großes aufbauen und unsere Talente und Kinder auf jeden Fall hier behalten. Ich denke auch, dass uns das gelingen wird.
Das Gespräch führte Christian Storhas.
