"Mich gefühlt, als ob ich im Sterben liege" - Ex-Profi Franco Davin spricht über Erkrankung am Coronavirus

Der ehemalige Weltklassspieler Franco Davin - Ex-Coach von Gaston Gaudio und Juan Martin del Potro - spricht über seine COVID-19-Erkrankung.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 23.07.2020, 13:06 Uhr

Franco Davin
© Von Dmprensa - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7724644
Franco Davin

Franco Davin, ehemals die Nummer 30 der Welt, ohne Vorerkrankungen und nach wie vor körperlich fit, hatte zuletzt heftig mit seiner Erkrankung am Coronavirus zu kämpfen, wie er in einem ausführlichen Gespräch gegenüber der argentinischen La Nation berichtete.  

Er habe in Key Biscayne/Miami auf dem Platz gearbeitet, wo es Ende Juni sehr heiß sei. Und irgendwann das Gefühl gehabt, einen Sonnenbrand zu bekommen. "Ich muss aus der Hitze raus", so sein erster Gedanke. Es folgten Müdigkeit, das Gefühl, eine starke Grippe zu bekommen, "mit solchen körperlichen Schmerzen, dass man nicht mehr aufstehen will". Zur selben Zeit habe er sich in Quarantäne begeben, etwas früher als normal, weil sein zweiter Sohn das Down-Syndrom habe, somit Risikopatient sei. Einige Tage später sei dann das positive Testergebnis gekommen. "Ich arbeite mit vielen Kids im Alter von 18, 20, 22 Jahren zusammen, die offenbar asymptomatisch sind und das Virus übertragen", schätzt Davin./

Davin: "Der schlimmste Moment war der Luftmangel"

Neben dem typischen Geruchs- und Geschmacksverlust sei es ihm "nach vier bis fünf Tagen besser gegangen". Dann habe der Husten begonnen. Und Davin damit, kurzatmig zu werden. "Das ist das Schlimmste. In meiner Situation hat mich das am meisten verzweifeln lassen, weil man gelesen hat, was passieren kann. Ich habe italienische Freunde, die mir eine Sache erzählten, die Spanier sagten mir eine andere." Mit einem Sauerstoffsättigungsmessgerät habe er sich überwacht. "Der schlimmste Moment war der Luftmangel, weil man nicht weiß, wie weit es geht. Es war an der Grenze mit der Sättigungszahl. Nachts beginnt man ein wenig zu verzweifeln. Ich hatte eine schlimme Zeit."

Er habe in dieser Phase auch an Gewicht verloren, "später verlor ich meinen Geschmackssinn: Ich nahm ein Glas Essig und es hat geschmeckt wie Trinkwasser. Außerdem riecht man kein Parfüm, einfach nichts. Nachts verstärkt sich der Luftmangel ein wenig. Und draußen ist man in einem normalen Moment außer Atem. Dann denkt man, es wird schlimmer, greift sofort zum Sättigungsgerät." 

Vor allem auch die Ungewissheit habe ihn verrückt gemacht, so der ehemalige Sandplatzspezialist. "Ich habe mich gefühlt, als ob ich im Sterben liege. Dass ich vier Tage davon entfernt lag, dass es sich in die eine oder andere Richtung entwickeln könnte."

Gedanken nach Argentinien - "Das tut mir am meisten weh"

Mittlerweile geht es Davin wieder besser, in Gedanken aber ist er in seiner Heimat Argentinien. "Was mich traurig macht, ist der Gedanke an die Menschen, die zur Arbeit gehen müssen und kein Geld haben, um es ihrer Familie zu geben. Das tut mir am meisten weh", so Davin. "Menschen, die nichts zu essen haben, die verzweifelt sind und nach so viel geleisteter Arbeit ihre Dinge verlieren. Die mit ihren Kindern am Tisch sitzen, die einen ansehen, als wollten sie sagen: 'Was ist denn los?'"

Davin hatte nach seiner aktiven Karriere seine Landsmänner Gaston Gaudio und Juan Martin del Potro trainiert und zu zwei Major-Siegen geführt - Gaudio zum French-Open-Titel (2004), del Potro zum Gewinn bei den US Open (2009). Bis 2019 hatte er zudem mit Fabio Fognini zusamengearbeitet.

von Florian Goosmann

Donnerstag
23.07.2020, 11:10 Uhr
zuletzt bearbeitet: 23.07.2020, 13:06 Uhr