Kurz hat die Top 30 im Visier
Die frischgebackene heimische U16-Titelträgerin im Interview mit tennisnet.com.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
13.01.2011, 11:48 Uhr

Karoline Kurz ist 14 Jahre alt und bereits Österreichische U18-Hallen-Vizemeisterin – und seit Samstag U16-Hallen-Meisterin. Die großgewachsene Burgenländerin gilt nicht erst seit ihrem Triumph in Neudörfl am Wochenende als eine der größten rot-weiß-roten Hoffnungen auf eine erfolgreiche Profikarriere. Doch dabei stehen und standen viele Hürden auf dem Weg. Im Interview mit tennisnet.com erzählt die junge Blondine gemeinsam mit ihrem Tennis- und Konditionstrainer Christian Kohl wie das ambitionierte Ziel, in die Weltspitze vorzudringen, verwirklicht werden soll. Da soll auch das Konditionsprogramm von Andreas Haider-Maurer, Österreichs Nummer zwei bei den Herren, behilflich sein.
Karoline, am Samstag bist du Österreichische U16-Hallenmeisterin geworden – und am Dienstagabend warst du laut deinem Papa schon wieder ziemlich down…
Ja, ich war sehr enttäuscht über die Erstrunden-Niederlage beim ITF-Turnier in Bergheim. Ich hab echt schlecht und hirnlos gespielt, da ist so ziemlich alles schief gelaufen. Das war viel zu passiv und alles, nur nicht so, wie wir es trainiert haben.
Dafür dürfte es ja bis zum Samstag in Neudörfl umso besser gelaufen sein.
Nein, eigentlich auch nicht so.
Wie bitte?
(lacht)Das erste Match war nicht gut, das zweite ganz okay, das dritte teilweise okay, aber nicht besonders, und das Semifinale war auch nicht so gut. Aber mit dem Finale(7:5, 6:0 gegen Ann-Sophie Schwaiger, Anm.)war ich dann schon sehr zufrieden.
Siehst du den Titel als den bisher größten Erfolg deiner Karriere?
Ich schätze den Österreichischen U18-Hallen-Vizemeistertitel vom Dezember noch höher ein, obwohl es schon auch schön ist, U16-Hallenmeisterin zu sein.
Viele Tennis-Interessierte werden dich noch gar nicht spielen gesehen haben. Was sind denn überhaupt deine Stärken und Schwächen?
Ich hab viel Kampfgeist, einen starken Aufschlag und auch eine gute Vorhand – wenn ich sie durchziehe(lacht). Ich bin halt leider manchmal noch ein bisschen ein Nerverl. Wenn’s eng wird, dann werd ich oft mal zu passiv – wie eben in Bergheim.
Wie lässt sich das ändern? Arbeitest du da schon im mentalen Bereich?
Ich darf einfach nicht zu sehr auf den Gegner schauen und muss jeden Punkt der Reihe nach so spielen, wie er gehört. Und ja, ich hab auch, wenn ich daheim bin, mit Dr. Gernot Unger Mentaltraining, vor allem autogenes Training, da arbeiten wir viel am positiven Selbstbild.
Christian Kohl erläutert:Da muss ich natürlich auch mitziehen. Was der Mentaltrainer sagt, hilft nichts, wenn ich dann als Tennistrainer auf dem Platz alles niedermache.
Karoline, du gehst ja mit deinen 14 Jahren noch zur Schule. Wie gut lässt sich das denn bei dir mit der Profikarriere vereinbaren?
Ich gehe in die HAK Oberpullendorf. Ich werd mal das Pflichtschuljahr fertigmachen, dann schauen wir weiter. Aber prinzipiell geht das mit der Schule sehr gut, es ist nie ein Problem, wenn ich zu Turnieren fahre, da wird darauf geschaut, dass ich alles später nachholen kann.
Zu wie viel Training kommst du pro Woche?
Ich spiel jeden Nachmittag Tennis, dazu drei Mal pro Woche auch in der Früh von 7 bis 8.30 Uhr mit Christian oder Mario Haider-Maurer. Und Kondition mach ich drei Mal pro Woche sowie hin und wieder daheim auch selbst.
Christian Kohl ergänzt:Teils hat sie auch noch Schnelligkeitstraining in der Früh, in Summe sind’s sogar bis zu sechs oder sieben Einheiten, die ich mit ihr abseits des Platzes pro Woche mache. Da ist alles auf Intervalltraining und Schnellkrafttraining ausgerichtet, mit kurzen Belastungen, von etwa zehn Sekunden bis drei Minuten. Im Sommer nehme ich sie oft auch zu mir nach Stockerau oder nach Innsbruck, wo sie gemeinsam mit Andreas Haider-Maurer und dessen Freundin Iris Khanna trainiert – damit sie da dabei ist, denn das ist ein schöner Ansporn.
Das heißt, Karoline macht im Prinzip dieselben Übungen wie „AHM“?
Christian Kohl:Ja, egal ob das jetzt Kniebeugen, Reißkniebeugen oder was auch immer sind. Aber natürlich sind die Übungen schon individuell abgestimmt. Wir versuchen, die Defizite auszumerzen und Stärken nicht zu vernachlässigen. Das gelingt auch dank der Zusammenarbeit mit Herbert Schandl sehr gut.
Karoline, nicht nur, dass du die gleichen Übungen machst: Nimmt dich Christian auch genauso schonungslos ran wie „AHM“?
(lacht)Also ich find’s nicht so schlimm, ich mach das eigentlich sogar ganz gern. Nur das Intervalltraining ist halt schon etwas heftiger.
Heftig war wohl auch die Wachstumsphase, die du durchgemacht hast. Du bist ja jetzt schon 1,78 Meter groß. Hat das nicht Probleme gemacht, dass du so schnell in die Höhe geschossen bist?
Bis vor zwei Jahren bin ich sehr viel gewachsen, rund einen Zentimeter pro Monat, seither noch einmal 16 Zentimeter. Damals hatte ich starke Knieschmerzen, das war schon komisch, dass alles plötzlich so viel länger war – eine ziemliche Umstellung.
Hast du vielleicht in den letzten Jahren auch ein wenig davon profitiert, dass du den meisten deiner Gegnerinnen körperlich so überlegen warst?
Nein, ich hab meine Größe damals eher als Nachteil empfunden, da haben sich die anderen von der Bewegung her leichter getan als ich. Jetzt aber kann ich mich schon besser bewegen als früher, hab auch einen besseren Aufschlag – ich hab mich an meine Größe jetzt gewöhnt.
Demnach sollte es ja jetzt besser denn je gehen. Mit den ersten ITF-Punkten hat’s bei sieben Turnierstarts aber trotzdem noch nicht geklappt. Woran liegt’s? Ist das schon ein bisschen im Kopf drin?
Ja, das wohl auch. Ich hab aber im Vorjahr vor allem mal ein bisschen bei den ITF-Turnieren reingeschnuppert. Das mit den Punkten wird schon noch klappen, natürlich will ich heuer auf der ITF-Tour schon was gewinnen. Vor allem aber will ich das spielen, was ich kann, und das möglichst konstant – das ist mein Ziel für dieses Jahr.
Du giltst auf jeden Fall derzeit als eines der größten Talente im heimischen Nachwuchs. Inwiefern wirst du da von Verbandsseite unterstützt?
Wir wollen schauen, ob ich heuer eine externe Förderung vom ÖTV bekomme. Vom BTV werde ich schon seit vier Jahren unterstützt.
Dass dein Papa Präsident des BTV ist, macht es dir da aber nicht leichter, oder?
Nein, das macht wohl keinen Unterschied, alle werden gleich gefördert. Aber er kennt sehr viele Leute, das ist natürlich schon hilfreich.
… und Hilfe kann mal als angehender Tennisprofi immer gut brauchen. Wie sehen denn deine langfristigen Ziele aus?
Ich will unter die Top 30 bis Top 50 in der Damen-Weltrangliste kommen.
Was bekanntlich viele wollen. Wie schwer, glaubst du, ist das zu erreichen?
Es wird sicherlich schwer. Ich darf mir halt nicht so viel Druck machen, wie ich das bisher oft tue. Ich muss locker drauf losspielen, mich was trauen. Aber ich glaube, von den Anlagen und den Schlägen her hab ich’s drauf.(Foto: Kurz)
Das Interview führte Manuel Wachta
