Mit Taktik punkten: Spielt doch mal wie Roger Federer!

Spielen wie die Legenden? Ganz schön schwer. Aber versuchen kann man's ja zumindest. Ein Auszug aus dem neuen Tennis-Buch Mit Taktik punkten: Die Kunst, über Tennis nachzudenken.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 23.09.2022, 10:47 Uhr

Roger Federer peilt seinen neunten Wimbledon-Titel an
© Getty Images
Roger Federer

Hat jemals ein Spieler solch ein Tennis gespielt wie der Schweizer Maestro? So scheinbar entspannt, schwerelos, mühelos? Vermutlich nicht. Klar ist, dass es nur einen Federer gibt und Versuche des Nachahmens oft scheitern. Andererseits: Wenn wir uns etwas von den Profis abschauen wollen, dann doch bitte auch vom womöglich größten Spieler aller Zeiten!/

Federer hatte schon als Jugendlicher eine feine Technik und alle Schläge im Repertoire. Und das war nicht immer ein Vorteil. »Wer die Wahl hat, hat auch die Qual«, heißt es so schön – und im Falle des Schweizers war es nicht anders. Der junge Federer musste sich zu oft entscheiden, welchen Ball er nun spielen wollte, schließlich hatte er einige Alternativen parat. Meist zu viele, und Federer packte gerne mal die ungünstigere Variante aus. Im Gegensatz zu einigen Gegnern, die auf ihr Spiel festgefahren waren,
dieses aber stur (und erst mal erfolgreicher) durchzogen. Bis in seine frühen 20er-Jahre dauerte es, bis Federer herausgefunden hatte, welche Schläge er wann am besten auspacken musste. Und ab dann lief es! (Auch, weil Federer irgendwann vom Heißsporn zum Mr. Cool mutierte und lernte, seine Emotionen besser zu kontrollieren.)

Spin, Slice & SABR

Federer ist besonders für seinen Variantenreichtum bekannt. Er kann quasi jeden Schlag perfekt und hat somit mehrere Möglichkeiten, einen Ballwechsel aufzubauen. Klar: Federer spielt gerne seine Lieblingskombi, Aufschlag plus Vorhandwinner. Wer tut das nicht. Im Ballwechsel aber variiert Federer wie kein Zweiter, vor allem mit der Rückhand immer wieder zwischen Topspin und Slice, den er gerne auch mal absichtlich kurz und mit ordentlich Biss ins T-Feld platziert, um den Gegner ein paar Schritte
nach vorn zu holen und dann entweder zu passieren oder, sollte der Gegner noch im Niemandsland herumirren, mit der Vorhand die Initiative zu übernehmen.

Zu Beginn seiner Karriere, als Rasen noch schnell war und noch auf Teppich gespielt wurde, spielte Federer ein lupenreines Serve-and-Volley, das er 2014 dank Stefan Edberg als »Supercoach« wieder intensiviert hat.

2015 erfand Federer zudem die krasse Form des Chip-and-Charge, indem er beim Return so schnell und weit ins Feld spazierte, dass er den Aufschlag als Halbvolley annahm und sich am Netz aufbaute (was den Gegner völlig irritierte, vor allem auch mit dem Wissen, dass Federer diese Aktion bald wiederholen könnte). Diese Sneak Attack by Roger hat als SABR mittler-
weile sogar einen halboffiziellen Namen.

Ein Slice mit massig Backspin

Es wird immer wieder über die Zahl der Umdrehungen beim Topspin gesprochen, Rafael Nadal liegt hier mit teils mehr als 5000 Umdrehungen/Minute (auf Sand) in Front. Aber auch Federer hat ordentlich Spin im Schlag, wenn er will (und nicht lieber glatt durchzimmert, was er natürlich auch kann). Vor allem Federers Slice hat ordentlich Biss! Achtet  mal drauf: Das ist kein Edberg- oder Rafter-Slice aus früheren Jahren, mit dem Schlägerkopf in Richtung des Schlags. Federer senst beinahe senkrecht nach unten, um extra Biss in den Ball zu bekommen, um ihn flacher und schneller zu spielen. Ein Graus für den Gegner, der sich zwischen Topspin und bissigem Slice immer wieder umstellen muss, selten weiß, was ihn erwartet und wenig Rhythmus bekommt, sein eigenes Spiel aufzubauen.

Spielt doch mal wie der Maestro!

Natürlich ist es unmöglich, Roger Federer nachzuahmen. Aber versucht doch auch mal, mehr Varianz in euer Spiel zu bekommen. Wechselt zwischen Topspin und Slice ab und irritiert den Gegner mit einer Serve-and-Volley-Einlage!

Hinterlistiger Tipp

Wagt auch mal Chip-and-Charge! Dabei ist es (fast) egal, ob ihr erfolgreich seid. Euer Gegner wird sich von nun an bei seinen Aufschlägen darauf gefasst machen, dass ihr mit dem früh genommenen Return direkt nach vorne stürmen könntet. Die Folge: Er wird riskanter servieren und ein paar Doppelfehler mehr einstreuen als üblich.

Mit Taktik punkten: Die Kunst, über Tennis nachzudenken ist vor Kurzem erschienen. Bestellen könnt ihr es unter anderem bei Amazon, Thalia, Hugendubel oder beim Copress-Verlag. Und natürlich bei der Buchhandlung eures Vertrauens!

Hier könnt ihr etwas reinblättern.

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23.09.2022, 11:15 Uhr
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