Monfils und die Dunkelheit Peick erklärt die Regeln
Das Match zwischen Monfils und Fognini wurde wegen Dunkelheit vertagt. Norbert Peick erklärt: Alles lief korrekt.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
27.05.2010, 17:15 Uhr

Es war schon kurz vor zehn in der Nacht von Roland Garros, und die gelben Bälle, die in der Zweitrundenpartie zwischen Gael Monfils und Fabio Fognini über das Netz flogen, konnte keiner der Beteiligten mehr richtig erkennen. Nicht die Spieler, nicht der Schiedsrichter und die wie ein Mann hinter ihrem Liebling Monfils stehenden Zuschauer auch nicht. Nachdem er das Match zunächst beherrscht hatte, stand Monfils im fünften Satz schon am Rande des Abgrunds, konnte den 0:4-Rückstand aber egalisieren.
Vier Spiele am Stück gewonnen - da dachte der Weltranglisten-15. wohl, der Sieg sei ihm nicht mehr zu nehmen. Auch nicht in der Dämmerung von Paris, die mehr und mehr in die Dunkelheit überging. Aufhören? Weiterspielen?
Oberschiedsrichter Stefan Fransson aus Schweden war unschlüssig, und die beiden Spieler waren sich auch nicht einig. Fünf Minuten mindestens diskutierten sie am Schiedsrichterstuhl - und das Wortgefecht wurde immer heftiger. So sehr, dass der Italiener schließlich mit einem Strafpunkt ins nächste Spiel gehen musste, das er eigentlich gar nicht mehr hatte beginnen wollen.
Die 0:15-Strafe hatte Fognini schnell aufgeholt und seinen Aufschlag zum 5:4 durchgebracht. Hatte sich Monfils verzockt? Mit den Kräften war er jedenfalls total am Ende. Krämpfe schüttelten den Franzosen, und seine Aufschläge kullerten mehr ins gegnerische Feld, als dass sie über das Netz zischten. Drei Matchbälle hatte er plötzlich gegen sich, aber auch Fognini konnte nicht mehr und vergab sie. Wie Monfils das 5:5 schaffte, blieb den meisten Zuschauern auf dem Platz verborgen, als die Partie um 21.56 Uhr in fast völliger Dunkelheit vertagt wurde.
"Auch der Schiri muss den Ball sehen können"
Warum hat der Schiedsrichter die Partie beim Stand von 4:4 nicht abgebrochen und die Spieler in die "Warteschleife" geschickt? Tennisnet.com sprach mit Norbert Peick, dem früheren Grand-Slam-Supervisor und Oberschiedsrichter bei den Turnieren in München und am Hamburger Rothenbaum. Die Regel ist klar: Es muss entweder nach einem ganzen Satz oder nach einer geraden Anzahl von Spielen abgebrochen werden.
"Was in Roland Garros passiert ist, ist völlig normal", sagt Norbert Peick. "Es gibt meistens einen Spieler, bei dem es gerade gut läuft und der deshalb weiterspielen will." Damit ist sein Gegenüber aber nicht immer einverstanden, weil es bei ihm gerade nicht so gut läuft. Also behauptet der, dass nicht mehr weitergespielt werden kann. In Roland Garros eben wegen der Dunkelheit.
"Grundsätzlich hat der Schiedsrichter ja das gleiche Problem wie die Spieler," erklärt Peick. "Auch er muss den Ball sehen können. Allerdings ist es in Paris durchaus üblich, dass bis kurz vor 10 Uhr gespielt wird. Nur wenn sich die Spieler einig sind und beide abbrechen wollen, dann hat auch der Schiedsrichter kein Problem damit. Aber das kommt in der Realität nur selten vor."
Genutzt hat die ganze Sache am Ende nur Fabio Fognini. Nach über vier Stunden Netto-Spielzeit rang der Italiener den Lokalmatadoren Gael Monfils in fünf Sätzen mit 2:6, 4:6, 7:5, 6:4 und 9:7 nieder.
