"My Way": Carlos Alcaraz zwischen Party, Pokalen und Perspektiven
Mit der Netflix-Doku "Carlos Alcaraz: My Way" bietet das spanische Tennis-Wunderkind tiefe Einblicke in sein Leben abseits des Courts. Die dreiteilige Serie, die seit dem 23. April 2025 verfügbar ist, zeigt einen Alcaraz, der zwischen jugendlicher Leichtigkeit und dem Anspruch, der Beste aller Zeiten zu werden, hin und hergerissen scheint.
von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet:
06.05.2025, 21:56 Uhr

Zwischen Ibiza und Wimbledon: Ein Balanceakt
Die Dokumentation begleitet Alcaraz durch seine Saison 2024, in der er sowohl bei den French Open als auch in Wimbledon triumphierte. Auffällig ist dabei sein unkonventioneller Ansatz: Statt vor den großen Turnieren in Paris und London zu trainieren, fährt er lieber mit seinen Freunden zum Partymachen nach Ibiza. Sein Trainer Juan Carlos Ferrero, seines Zeichens selbst ein ehemaliger Grand-Slam-Champion und die ehemalige Nummer 1 der Tenniswelt, äußert in der Doku Bedenken: „Wenn Carlos so weiterarbeitet, glaube ich nicht, dass er der beste Spieler der Geschichte werden wird.“
Ehrgeiz vs. Entspannung
Alcaraz hingegen betont in der Serie seinen Wunsch, Tennis auf seine eigene Weise zu leben. Er strebe danach, der Beste zu sein, ohne dabei seine Lebensfreude zu verlieren. „Ich möchte der Beste aller Zeiten sein, aber auf meine Art“, hält er nachdrücklich fest. Diese Haltung unterscheidet ihn in der Außenwahrnehmung von Legenden wie Roger Federer, Rafael Nadal oder Novak Djokovic, die für ihren kompromisslosen Ehrgeiz und ihre eiserne Disziplin bekannt waren.
Familiäre Einblicke und persönliche Momente
Die Doku gewährt auch einen Blick hinter die Kulissen: Alcaraz’ enge Bindung zu seiner Familie, insbesondere zu seinem Bruder und seiner Mutter, wird thematisiert. Er spricht über die Bedeutung von Heimat und welchen Einfluss das familiäre Umfeld auf sein mentales (und damit auch körperliches) Wohlbefinden hat. Diese persönlichen Einblicke zeigen Alcaraz als einen bodenständigen jungen Mann, der trotz Ruhm und Erfolg seine Wurzeln nicht vergessen hat.
Ferrero bleibt kritisch
Bei aller Aufrichtigkeit, mit der Alcaraz über seine Gedanken spricht, schätzt ausgerechnet sein Trainer seine freimütige Haltung zum Leben als potenzielle Gefahr für Alcaraz’ Zukunft ein. „Wenn Carlos nicht alles kompromisslos für seinen Traum geben möchte, dann können wir unsere Standards natürlich auch runterfahren und ihn einfach nur zu einem soliden Top 15-Spieler machen. Aber ich weiß nicht, ob ich dann noch mitmachen möchte“, gibt Ferrero unumwunden zu. Es schmerze ihn, als Trainer mitansehen zu müssen, wie Alcaraz sein Potenzial verschwende.
Beim laufenden Masters in Rom steht Alcaraz nun vor der schwierigen Aufgabe, sich zum ersten Mal in der römischen Hauptstadt den Titel zu holen.
Hier das Einzeltableau der Herren
