"Verrückte Truppe": Nelly Korda macht "Australien"-Slam perfekt

Nelly Korda, Tochter des ehemaligen tschechischen Top-Ten-Tennisspielers Petra Korda, reiht sich in die Familien-Erfolgsgeschichte in Australien ein.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 18.02.2019, 12:21 Uhr

Nelly Korda
© Getty Images
Nelly Korda

Am Telefon klingt Petr Korda immer noch ein wenig müde. Er hat wenig geschlafen in den letzten Tagen, höchstens „zwei Stunden am ganzen Wochenende.“ Es gab viel zu tun, viel zu sehen, viel zu feiern für ihn.

Es war ein Wochenende, über das Korda sagt: „Es war der absolute Wahnsinn.“ Und dann sagt er gleich hinterher: „Wir sind schon eine verrückte Truppe, wir Kordas.“ Womit er recht hat, der ehemalige tschechische Tennis-Weltklassespieler. Und sehr stolze Familienvater.

"Australien-Slam" für Familie Korda

Diese Kordas. Am Wochenende gelang ihnen etwas, das so schnell nicht nachzumachen sein wird. Wenn überhaupt. Im fernen Grange, in Australien, gewann Nelly Korda, das 20-jährige Nesthäkchen der Familie, die Australian Open bei den Damen.

Nicht im Tennis, sondern im Golf. Es war sozusagen das letzte fehlende Mosaiksteinchen für einen Familien-Grand-Slam von Team Korda – über einen Zeitraum von 21 Jahren. Als Vater Petr Korda den Tennis-Titel in Melbourne holte, 1998 gegen den Chilenen Marcelo Rios, war seine Frau Regine gerade mit Nelly schwanger. „Ein bisschen was hat sie damals auch schon vom Sport mitbekommen“, sagt Korda.

Nun, im Februar 2019, gewann seine Jüngste selbst einen großen Titel, ziemlich souverän schlug sie sich zum Pokaltriumph durch. Korda zitterte in der Wahlheimat Bradenton, in Florida, vor dem Fernseher mit, hielt per Telefon Kontakt mit der Tochter, war dann selbstverständlich einer der ersten Gratulanten. „Es ist ein wunderbarer Moment für Nelly, sie wollte diesen Sieg so sehr“, sagt Korda senior.

Wahrscheinlich auch, weil sie ihren sportbegeisterten Geschwistern nicht nachstehen wollte. Denn das ist ja das Außergewöhnliche bei den Kordas, alle drei Kinder des Tennis-Ehepaares Regina und Petr sind Hochleistungssportler schon im frühen Alter.

Die Älteste des Trios, die inzwischen 25-jährige Jessica, gewann schon 2012 die Australian Open im Golf, sie ist auch der größte und leidenschaftlichste Fan von Schwesterherz Nelly. „Wie gern wäre ich dabei gewesen, du Irre“, schrieb Jessica in den sozialen Netzwerken an Nelly.

Der dritte Australian-Open-Sieg der Familie ereignete sich dann letztes Jahr, er ging auf das Konto von Sebastian, des 18-jährigen Sohnes. Er gewann damals den Juniorenwettbewerb in Melbourne, inzwischen versucht er sich bereits am zaghaften Einstieg ins Herrentennis. Am Wochenende spielte er ein Future-Turnier in der Türkei, dabei ständig im Visier von Papa Petr. „Um Sebastian kümmere ich mich im Moment am meisten“, sagt der 51-jährige, der einst bis auf Platz 2 der Weltrangliste vorstürmte, „er braucht meine Hilfe am ehesten.“

"Gegenseitig angestachelt"

Korda lebt mit der Familie seit dem Karriereende in den USA, seine Kinder besitzen alle die amerikanische Staatsbürgerschaft. In Bradenton, dem Sitz vieler Tennisakademien und Golfschulen, entwickelten die Geschwister schnell ihre Liebe zum Sport, sie spielten Golf und Tennis, entschieden sich dann aber für verschiedene Karrierewege. Jessica und Nelly spielten Golf, Sebastian folgte den Wegen von Vater Petr. „Sie haben sich natürlich alle gegenseitig angestachelt und nach vorne getrieben. Es war immer eine positive Rivalität, sie freuen sich über nichts so sehr wie über Erfolge von Bruder oder Schwester“, sagt der Vater.

Sohn Sebastian hat im Herrentennis noch eine schwere, komplizierte Strecke vor sich, Korda senior weiß um die Tücken der Übergangsjahre von der Junioren- zur Erwachsenentour: „Du erlebst viele Rückschläge, darfst aber nie den Mut und die Geduld verlieren.“ Immerhin war Sebastian schon mal die Nummer eins der Junioren-Charts, aber es ist eben keine Garantie für spätere Erfolge im Circuit der Großen, Erfahrenen und Starken.

Der Korda-Slam, vier Siege in 21 Jahren in Australien, ist nun perfekt. Für Korda senior nahm er auch deswegen Gestalt an, weil seine Kinder nie unter irgendwelchem Druck standen: „Ich habe sie nie zu einer Karriere im Sport gedrängt. Es war allein ihre Entscheidung.“ Es gab nur einen heiteren Druck, nämlich im Augenblick des Triumphs den berühmten Scherenschlag des Vaters zu imitieren, den Petr-Korda-Scherenschlag.

Auch Nelly führte ihn mit aller gebotenen Eleganz und Artistik auf, am Tag ihres Triumphs. Am Tag, an dem die Kordas als ganze Familie Geschichte schrieben.

von Jörg Allmeroth

Montag
18.02.2019, 14:10 Uhr
zuletzt bearbeitet: 18.02.2019, 12:21 Uhr