NextGen Finals: Was bleibt - außer den Handtuchhaltern?
Heute haben die #NextGen Finals in Mailand begonnen. Die dort getesteten Neuerungen haben auf der ATP-Tour mit einer Ausnahme noch nicht so richtig Fuß gefasst.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
09.11.2021, 15:50 Uhr

Brandon Nakashima und Juan Manuel Cerundolo haben am Dienstag in Mailand also die #NextGen Finals der besten Nachwuchsspieler der ATP eröffnet. Wenig überraschend konnte sich der US-Amerikaner durchsetzen, Nakashima fühlt sich auf einem Hallenboden deutlich wohler als der argentinische Linkshänder, der auf der Asche zuhause ist. Das Turnier ist trotz einiger Absagen gut besetzt, vor allem Carlos Alcaraz, Sebastian Korda und Holger Rune haben in den vergangenen Monaten für viel Freude gesorgt, für die feine Klinge sind aber auch Lokalmatador Lorenzo Musetti und der französische Schnibbelkönig Hugo Gaston zuständig.
Das Event für die besten U-21-Spieler auf der ATP-Tour darf man wohl als etabliert bezeichnen, als Versuchslabor für die „große“ Tour taugen die in Mailand implementierten Regeln bislang aber nicht. Gut: Dass nur mit Einzellinien gespielt wird, lässt sich nicht auf reguläre Events übertragen, wo stets ein Doppel-Tableau ausgespielt wird. Das immerhin gab es bei den ATP Finals allerdings in den 1990er-Jahren schon mal - damals waren, etwa in Hannover, Einzel- und Doppel-Masters noch getrennt.
Warum nicht bei kleinen Turnieren experimentieren?
Sätze bis vier? Auch da hat sich noch kein ATP-Turnier ran getraut. Für das Publikum mag die kurze Form erhöhte Spannung bringen, für die Spieler indes in erster Linie erhöhten Stress: Denn ein frühes Break kann eigentlich nicht mehr wettgemacht werden. Dennoch sollte die Frage erlaubt sein, warum nicht bei den 250er-Events ab und zu experimentiert wird: Gruppenspiele mit Sätzen bis vier - warum nicht? Und mit No-Ad, so wie es im Doppel mittlerweile etabliert ist? Nakashima meinte nach seinem Sieg gegen Cerundolo, dass er sich zwar darauf einstellen musste, aber durchaus einverstanden war.
Auch dass es nach wie vor eine Wiederholung gibt, wenn ein Aufschlag das Netz gestreift hat, ist offenbar unverrückbar. Dabei könnte man auch hier auf der regulären Tour einen Feldversuch wagen - so viele Punkte betrifft die Traditionsregel dann auch wieder nicht. Ein Argument für einen Anpassung des Regelwerks: die Zeitersparnis.
Viel Ermessensspielraum bei der Shot Clock
Apropos: Auch die Shot Clock bzw. eine vorgeschriebene Zeit für das Einspielen wurden ja zunächst in Mailand erprobt. Gerade die Shot Clock ist aber im Grunde reine Auslegungssache des Schiedsrichters - wie zuletzt gesehen in Wien etwa am Beispiel Renaud Lichtenstein. Der renommierte französische Umpire annoncierte den Spielstand zunächst auf Deutsch, einige Sekunden später auf Englisch. Und startete die Spieluhr erst nach der internationalen Bekanntgabe des Scores.
Eine Änderung hat sich dann aber doch eingebürgert, wenn auch nur aufgrund der Corona-Pandemie. Die #NextGen-Finals waren nämlich das erste Turnier der neueren Geschichte, bei dem sich die Spieler ihre Handtücher selbst holen mussten (was nicht die Zustimmung von Stefanos Tsitsipas gefunden hat). Mittlerweile ist dies gang und gebe. Und wird hoffentlich auch so bleiben.