"Nicht irgendwo herumkrebsen!" Gerald Melzer im Interview

Gerald Melzer (19) spricht im tennisnet.com-Interview über Pregarten, Trainingspartner Jürgen und die Top 100.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 05.05.2010, 19:08 Uhr

Herzliche Gratulation zum Turniersieg in Pregarten! Hat dich der Sieg selbst überrascht?

Ich habe schon in den Wochen vor Pregarten gute Leistungen gebracht, aber die Partien oft nicht fertig gespielt. In Wiener Neudorf hab ich gegen Mario Haider-Maurer trotz 6:3, 3:1-Führung noch verloren, in Pregarten hab ich mich dann in zwei Sätzen revanchieren können.

Und auch in den restlichen Partien hast du nur wenig anbrennen lassen.

Das härteste Match war sicher gegen Marko Tkalec im Semifinale. Er hat besonders in den ersten beiden Sätzen riskiert, aber auch viele Fehler gemacht. Im dritten habe ich richtig gefightet und endlich wieder einmal eine enge Partie für mich entscheiden können. Im Finale gegen Walter Treu war ich dann der fittere Spieler, hab ihn gut auf der Rückhand gehalten und mein Spiel gut durchgezogen.

War der Sieg für dich das Highlight deiner bisherigen Karriere?

Nein, den Doppelsieg beim Challenger in Graz 2008 würde ich schon noch über diesen Erfolg stellen, aber trotzdem war der Turniersieg in Pregarten ein Schritt in die richtige Richtung. Ich habe Selbstvertrauen und vor allem Matchpraxis für die kommenden Futures in Tschechien und Slowenien gesammelt.

Dein Bruder war mit 19 Jahren unter den Top 500 in der Weltrangliste, du liegst derzeit auf Position 1799. Was erwartest du dir von deiner weiteren Karriere?

Ich bin nicht Tennis-Profi geworden, um in der Rangliste irgendwo herumzukrebsen. Das letzte Jahr war aber leider verkorkst: Ich war verletzt, habe viele enge Partien verloren und bin dadurch im Ranking nach hinten gerutscht. Bis Jahresende möchte ich mich unter die besten 600 spielen, um mir bei den Futures die Quali zu ersparen. Mein Fernziel bleiben aber natürlich die Top 100 - die spielerischen Mittel dafür habe ich.

Wo liegen deine größten Stärken?

Ich kann das Spiel meines Gegners gut lesen, weiß früh was er vorhat. Außerdem kann ich mit meiner Rückhand selbst sehr viel Druck erzeugen.

Und woran musst du noch am meisten arbeiten?

Ich habe in der Vergangenheit sicher zu viele Spiele trotz Führung aus der Hand gegeben. Da muss ich mich noch deutlich verbessern.

Dein Trainingsalltag spielt sich in der Südstadt ab. Günter Bresnik hat zuletzt in einem Interview den ÖTV heftig kritisiert. Wie zufrieden bist du mit deinem Umfeld?

Für mich passen die Bedingungen in der Südstadt. Ich habe mit Thomas Weindorfer einen sehr guten Trainer und kann mich auch sonst nicht über mein Trainingsumfeld beschweren.

Momentan hast du mit deinem Bruder Jürgen auch einen prominenten Trainingspartner. Wovon profitierst du bei diesen Einheiten am meisten?

Ich kann mir in jeder Situation etwas abschauen und Jürgen gibt mir viel Feedback und Tipps. Tempo und Qualität der Schläge sind beim Training mit einem Top 30-Spieler viel konstanter und höher als bei anderen Trainingspartnern. Außerdem wird noch konzentrierter trainiert. Leider geht sich gemeinsames Training aber nur sehr selten aus.

Klingt als wäre es ein großer Vorteil, einen Bruder unter den Top 30 zu haben …

Was das Training betrifft, ist es sicher ein Vorteil. Andererseits nervt es schon, wenn man ständig mit ihm verglichen wird.

Abschließend trotzdem noch eine Frage zu deinem Bruder: Was traust du ihm in seiner Laufbahn noch zu?

Mit dem Turniersieg in Wien hat er gezeigt, welches Potential in ihm steckt. Zuletzt hat er auch gegen Fernando Verdasco zweimal nur knapp verloren. Wenn er solche Matches gewinnt, dann sind die Top 20 aber nur noch eine Frage der Zeit.

von tennisnet.com

Mittwoch
05.05.2010, 19:08 Uhr