Niki Pilic' fehlendes Gespür für das Geld
Während der erfolgreiche Trainer mit Serbien nach dem fünften Davis-Cup-Triumph strebt, steht in München seine Akademie vor der Insolvenz.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
29.11.2010, 15:48 Uhr

Von Matthias A. Schmid
Wer in den Tagen vor dem Davis-Cup-Finale zwischen Serbien und Frankreich (3. bis 5. Dezember) Niki Pilic in seiner Oberschleißheimer Tennisschule erreichen möchte, bekommt nur eine weibliche Stimme auf einem Antrufbeantworter zu hören. „Die Tennisakademie Niki Pilic ist vorübergehend geschlossen.“
Die kurze Ansage lässt Raum für Interpretationen, aber gibt einem auch keine Gelegenheit, eine Nachricht auf dem Band zu hinterlassen. Auf der Homepage deutet nichts daraufhin, dass die „Tennis Academy Niki Pilic” bereits Anfang Oktober ihren Geschäftsbertrieb eingestellt hat, nachdem die Mitarbeiter schon sein Monaten keine Gehaltseingänge mehr auf ihrem Konto registriert haben.
Ein Trainer, ein Koch, ein Hausmeister und eine Putzfrau
Für Niki Pilic selbst kommt die ganze Entwicklung überraschend. „Wie es so weit kommen konnte, kann ich mir nicht erklären”, sagte der Tennislehrer gegenüber der „Süddeutschen Zeitung”. Das Amtsgericht München beschäftigt sich mit einer möglichen Insolvenz, seit nach Aussage von Pilic „ein Trainer, ein Koch, ein Hausmeister und eine Putzfrau” einen entsprechenden Antrag auf Insolvenzeröffnung eingereicht haben. Die Münchner Rechtsanwaltskanzlei Jaffé arbeitet nun im Auftrag des Amtsgerichts an einem Gutachten, inwieweit ausreichende Gründe für eine Insolvenz vorliegen und ob genügend Insolvenzmasse für die Deckung der Verfahrenskosten vorhanden ist. „Wir sind optimistisch, dass wir eine Lösung finden werden, um ein Insolvenzverfahren möglicherweise umgehen zu können”, sagte am Montag eine Anwältin der Kanzlei gegenüber tennisnet.com.
Das Management habe eben „nicht so gut gearbeitet” wie er auf dem sportlichen Sektor, sagte Pilic nur lapidar, der vor den Toren Münchens in den vergangenen Jahren Novak Djokovic und Ernests Gulbis in die Weltklasse geführt hat. Mit Djokovic hat Pilic als Berater der serbischen Mannschaft nun am Wochenende die Chance, zum fünften Mal die Davis-Cup-Trophäe in die Höhe recken zu dürfen, nachdem der Kroate zuvor dreimal mit Deutschland und einmal mit seiner Heimat Kroatien erfolgreich gewesen war.
Vor sechs Jahren hat die Akademie schon einmal vor dem Aus gestanden
Während es sportlich weiterhin sehr gut läuft für den 71-Jährigen, holen ihn in finanzieller Hinsicht die Sorgen der Vergangenheit ein. Denn schon einmal, vor sechs Jahren, hat er ein Insolvenzverfahren erlebt, das ihn anschließend im eigenen Haus zum Angestellten degradierte. Denn der kroatische Geschäftsmann Ljubomir Tomasic und der Sportanlagenbetreiber Alexander El Naib steckten nicht nur ihr Geld in die Akademie, sondern übernahmen gleichzeitig auch die Geschäftsführung der Anlage. Für Pilic war fortan weder als Gesellschafter noch als Geschäftsführer mehr Platz in der neuen GmbH, er durfte lediglich mit seinem klangvollen Namen für ein gutes Renommee einstehen.
Die finanziellen Schwierigkeiten begleiteten die beiden Investoren trotzdem weiter, weil sich die hohen vorbetrieblichen Kosten der Anlage auch nicht mit steigenden Einnahmen ausgleichen ließen. Das Grundstück der Akademie gehört der benachbarten Stadt München. Allein für Miete, Grundsteuer und Bankverbindlichkeiten wird jeden Monat eine Zahlung in Höhe von rund 12 000 Euro fällig.
Pilic glaubt einen neuen Investor zu finden
Niki Pilic hat sich trotz aller Schwierigkeiten seinen Optimismus bewahrt und geht einfach davon aus, dass er noch in diesem Jahr einen neuen Investor präsentieren kann. „Einen, der sich mehr für Tennis interessiert als der letzte”, wie Pilic sagte, und einen, der die Geschäfte in Deutschland nicht von Kroatien aus führt. „Wir müssen bei null beginnen, aber diese Akademie ist mein Lebenscredo, die sportliche Substanz ist riesig”, sagte Pilic.
Vielleicht kommt da der Davis Cup am Wochenende gerade zum günstigen Zeitpunkt. Denn als fünfmaliger Gewinner des Mannschaftswettbewerbs tut sich Niki Pilic womöglich leichter, internationale Geldgeber zu finden, denen der Tennissport auch am Herzen liegt. Vielleicht könnte sogar der Weltranglistendritte Novak Djokovic in die Akademie einsteigen und dem Mann etwas zurückgeben, der ihn einst groß und berühmt gemacht hat: Niki Pilic.(Foto: GEPA Pictures)
