Nikolay Davydenko: "Die jüngere Generation ist technisch nicht gut"

Nikolay Davydenko, ehemals die Nummer 3 der Tenniswelt, über die NextGen und seine Matches gegen Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 25.06.2022, 10:05 Uhr

Nikolay Davydenko
© Getty Images
Nikolay Davydenko

Nikolay Davydenko gehörte in den 2000er-Jahren zu den weltbesten Spielern - auch wenn es für den ganz großen Titel bei einem Grand-Slam-Turnier nicht gereicht hat. Mittlerweile arbeitet er als Kindercoach, hatte sich vom Profitennis zurückgezogen. Und zeitweise wenig angeschaut - als Kommentator dann aber doch wieder ein genaueres Auge drauf geworfen. Sein Urteil: "Tennis macht keine großen Fortschritte", wie er gegenüber claytenis.com sagte.

Die aktuellen Topspieler, abseits von Djokovic und Nadal, "sind technisch nicht gut", so Davydenko. "Es ist physischer geworden - starke Aufschläge, harte Grundschläge -, aber wir sehen immer noch, dass Nadal und Djokovic die neue Generation kontrollieren können. Sie gewinnen immer noch Slams und schlagen Jungs, die zehn Jahre jünger sind als sie, was erstaunlich ist", so der 41-Jährige. "Jedenfalls habe ich nicht das Gefühl, dass die neue Generation auf einem unglaublichen Niveau spielt."

Lobende Worte hatte er indes für Carlos Alcaraz übrig: "Er ist der neue spanische Terminator! Ich glaube, dass er mit Juan Carlos Ferrero als Trainer ein tolles Team hat. Wenn er verletzungsfrei bleibt, wird Alcaraz eine unglaubliche Karriere haben."/

Der Mann ohne Ausrüster

Davydenko war auch immer "bekannt" dafür, in logo-loser Kleidung zu spielen. "Es war für mich schwer, gut Sponsoren zu finden, weil ich aus Russland kam", sagt er. Er habe auch das Gefühl gehabt, nur wenige Fans zu haben, wurde oft "nur" auf Court 1 oder 2 angesetzt - was ihm allerdings gepasst hätte, weil er so weniger Druck gespürt habe.

Aber die Sponsoren? Nike habe ihm mehr oder weniger erklärt, man habe Federer als Nummer 1, er solle doch dann ankommen, wenn er die Nummer 1 sei. Wäre er Amerikaner geworden, hätte es mit Nike wohl geklappt, oder mit Adidas, wenn er aus Deutschland gekommen wäre.

Davydenko hatte Nadal auf Hartplatz im Griff

Er selbst hat gegen die "Big 3" gespielt - mit unterschiedlichen Ergebnissen. Gegen Nadal auf Sand ohne Chance, aber auf Hartplatz erfolgreich, "das hat sich angefühlt wie gegen jeden anderen Gegner." Ohnehin sei alles eine Frage der Matchups: Sein Spiel habe gegen das von Nadal auf Hartplatz gut gepasst (Bilanz: 5:1 für Davydenko), James Blake hingegen habe er nie besiegt, "weil er so schnell gespielt und versucht hat, die Punkte mit zwei, drei Schlägen zu beenden."

Und Federer: "Mein härtester Gegner." Die Vorhand sei so schnell gewesen und der Aufschlag so akkurat, "ich konnte gegen ihn nie die Kontrolle übernehmen." Und am Ende eines knappen Satzes sei es eine mentale Sache gewesen, "da hatte er immer die Nase vorn. Und wenn es eng wird, ist Selbstvertrauen einfach das, was zählt." Die Jungs, die gegen Federer gewonnen haben, wie Nadal, Djokovic, Murray, seien körperlich stärker und fitter gewesen als er, Davydenko. "Die haben lange Rallyes gespielt, sind gerannt..." Er selbst habe das eben nicht über fünf Stunden durchhalten können.

Mit Djokovic habe er sich mal eingeschlagen, als dieser 16 oder 17 Jahre jung gewesen sei und mit Riccaro Piatti gearbeitet habe. Er sei überrascht gewesen, wie Djokovic den Ball kontrolliert und sich bewegt habe. Piatti habe ihm gesagt: "Novak wird der nächste Topspieler." Seine Antwort: "Das sieht so aus."

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24.06.2022, 17:48 Uhr
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