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Oscar Otte: "Du denkst manchmal, du träumst das alles"

Im Endeffekt hatte Oscar Otte bei der klaren Dreisatzniederlage gegen Roger Federer keine Chance. Seinen Auftritt auf der größten Sandplatzbühne der Welt konnte der Deutsche aber dennoch in vollen Zügen genießen.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 30.05.2019, 11:51 Uhr

Oscar Otte in Paris
© Getty Images
Oscar Otte

Oscar Otte war gerade auf den Centre Court marschiert, als der Beifall einsetzte und sich dann schnell, aber sicher zum „Höllenlärm“ steigerte. Otte, 25 Jahre alt, ein Mann aus der Kölner Südstadt, ist gute Stimmung gewohnt. Aber im Tennis hatte er so etwas „noch nie erlebt“, diese Emotionen, diese Begeisterung, diesen Jubel – noch vor dem ersten Ballwechsel. Es sei einfach „megageil“ gewesen, ein „irrealer Augenblick“, so Otte, „ich dachte, die fackeln das Ding ab hier.“ 

Karneval in Roland Garros, es hatte natürlich nicht mit Otte zu tun. Dem unbekannten Deutschen aus der Zweiten Tennis-Liga von Ranglistenplatz 144. Sondern mit dem Mann, der etwa zehn Sekunden nach ihm das Stadion „Philip Chatrier“ betreten hatte an diesem windigen Frühlingsmittwoch, mit Roger Federer. Dem Schweizer Maestro. Der, ganz nebenbei, auch Ottes Idol ist. Und der Grund, warum er, Otte, mit fünf, sechs Jahren mit dem Tennis anfing. „Und nun stehst du da mit ihm zusammen auf dem Platz, Auge in Auge vor zehntausend Fans Da denkst du manchmal, du träumst das alles“, sagt Otte.

Otte beschreibt Erfahrung als "überwältigend"

Es war allerdings wahr. Das Rendezvous mit Federer, dem Tennis-König. Die drei Sätze in der zweiten Runde der Internationalen Französischen Meisterschaften des Jahres 2019. Der sehr ordentliche Auftritt von Otte, dem Grand Slam-Nobody, der sonst die kleinen Bühnen der Challenger-Serie bereist. Und auch das nette Abschlussgespräch mit Herrn Federer, nach der 4:6, 3:6, 4:6-Niederlage in rund zwei Stunden. „Gut gespielt, weiter so“, sagte Federer. Und Otte erwiderte: „Hat megagroßen Spaß gemacht.“ 

Was zwischendurch passierte, beim Kampf um jeden Zentimeter Boden auf dem Roten Platz, war bei aller Konzentration aufs Spiel zuweilen doch „überwältigend“ für Otte: „Oft habe ich mich gefragt, wo ich hier gerade bin.“ Man konnte es auch erkennen, wenn man Otte beobachtete in den Pausen, da schaute sich der Mittzwanziger mit großen Augen in der Arena um, blickte verwirrt auf die großen Monitorwände – und sah sich selbst beim Umherblicken. Er schüttelte den Kopf, im Nachhinein: „Einfach Wahnsinn.“

Zahlreiche Nachrichten

Otte erstarrte allerdings nicht in Ehrfurcht vor seinem überlebensgroßen Rivalen, ganz im Gegenteil. Sein Auftritt war geprägt von Mut, Mumm und Courage, der junge Bursche habe sich „bravourös verkauft“ und sich „nicht abkochen lassen“, befand DTB-Herrenchef Boris Becker denn auch hinterher bei Eurosport. Otte ärgerte sich allerdings über „Unentschlossenheit hier und da“, speziell bei den Big Points, noch spezieller bei zwei Breakchancen, die ihm zu einer 3:1-Führung im dritten Satz hätten verhelfen können. „Aber wenn du zu passiv bist, ist Roger gnadenlos. Dann dreht er dich durch die Mühle, dann kannst du gleich zu deinem Handtuch gehen – der Punkt ist nämlich gelaufen“, sagt Otte. Ohnehin gebe Federer „nicht viel her“, verteile „kaum Geschenke“: „Es klingt natürlich blöd, aber er ist ein unangenehmer Gegner.“ Dann fügt er hinzu: „Aber ein extrem angenehmer Mensch. Solange ich im Tennis unterwegs bin, habe ich noch kein böses Wort über ihn gehört.“

Später, die Partie war erst ein paar Minuten vorüber, kriegte der 194-Zentimeter-Schlaks sein Telefon „kaum auf“: „Da waren Nachrichten ohne Ende drauf. Auch von Leuten, von denen ich seit Ewigkeiten nichts mehr gehört habe.“ Darüber dachte er aber nicht lange nach, sondern eher darüber, was ihm dieses Spiel bedeutet hatte. Und was es für die Zukunft bedeuten würde. „Es war der große Moment meiner Karriere. Bis hierhin. Ein Erlebnis, das immer in meinem Kopf, in meinem Herzen bleiben wird, unvergesslich“, sagt Otte, „ich hoffe, dass es auch eine Inspiration wird. Mich weiter motiviert auf meinem Weg.“ 

Otte hat ja noch seine Träume, er will bald unter die Top 100, regelmäßig Grand Slams spielen und auch mal im Davis Cup für Deutschland aufschlagen. Er hat auch das Potenzial dafür, keine Frage. „Nur eben noch nicht die Konstanz, das gute Niveau dauerhaft“, wie er selbst sagt, „aber ich arbeite dran.“ Aber zuerst spukte ihm dann doch wieder dies im Kopf herum, die verpassten Chancen gegen Federer, den Tennis-Titanen: „Wenn ich morgen und übermorgen dran denke, werde ich mir in den Allerwertesten beißen.“

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von Jörg Allmeroth

Donnerstag
30.05.2019, 11:50 Uhr
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