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Oscar Otte bei den French Open: „Das Spiel gegen Roger – es war immer mein Traum“

Gab es jemals einen glücklicheren Verlierer als Oscar Otte? Wohl selten traf der Begriff aus dem Tennis-Regelwerk, nämlich „Lucky Loser“, so zu wie im Fall des 25-jährigen Kölner Globetrotters.

von Jörg Allmeroth aus Paris
zuletzt bearbeitet: 29.05.2019, 15:14 Uhr

© Florian Heer
OScar Otte

Am vergangenen Donnerstag war eigentlich alles vorbei für Otte bei den French Open, er war in der dritten Qualifikationsrunde gegen den früheren spanischen Weltklassemann Guillermo Garcia Lopez ausgeschieden, im dritten Satz der Partie auf Außenplatz 11 hatte der Rheinländer sogar die 0:6-Höchststrafe kassiert.

Aber dann wendete sich sein Schicksal dramatisch, denn nach dem verletzungsbedingten Rückzug von Bad Boy Nick Kyrgios rückte Otte ins Hauptfeld nach. Am Sonntag nutzte Otte die Gunst der Stunde dann mit aller gebotenen Entschlossenheit, er siegte in vier Sätzen gegen den favorisierten Tunesier Malek Jaziri, stand urplötzlich zum ersten Mal in der zweiten Runde eines Major-Wettbewerbs.

Und mit wem verabredete sich Otte damit zu einem Pariser Rendezvous im roten Sand? Mit keinem anderen als Roger Federer, mit seinem Idol aus frühen Kinder- und Jugendtagen. Dem Mann, den er auch heute noch als „absolutes Vorbild“ bezeichnet. Otto, einer der mutmaßlich glücklichsten Verlierer aller Zeiten, sagt daher auch keineswegs überraschend: „Ein Spiel gegen Roger, es war immer mein Traum. Der größte Traum überhaupt. Das ist der Wahnsinn jetzt.“ Und mit welchen Chancen geht er ins persönliche Match der Matche? „Aggressiv sein, hart aufschlagen, die Ballwechsel kurz halten“, sagt er, „man weiß nie, was passieren kann.“

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Otte und Federer - Zwei Welten treffen aufeinander

Die sagenhafte Fügung des Schicksals, in gewisser Weise ein Sechser im Lotto eines Grand-Slam-Turniers, bringt zwei Spieler aus zwei verschiedenen Universen gemeinsam auf den Roten Platz. Hier Otte, dessen größter Erfolg ein Challenger-Pokaltriumph 2017 in Lissabon war, der in Paris gerade sein erstes Match in dieser Saison auf der großen Tennis-Tour bestreitet und ansonsten im härteren, wenig glamourösen Challengerbetrieb unterwegs ist. Dort der hochverehrte Federer, der Mitte Februar seinen letzten Meilenstein-Moment mit dem 100. Turniersieg in Dubai erlebte, über ein geschätztes Privatvermögen von 400 Millionen Dollar verfügt und der längst Kultstatus weit jenseits der Tennisgrenzen genießt – der Schweizer scheint inzwischen größer als sein Sport selbst geworden zu sein.

Welch ein Glück für Otte, noch einmal auf Federer treffen zu können, schließlich kommt zu allem Absage-Dusel und eigenem Erstrundengeschick auch noch hinzu, dass der 37-jährige Eidgenosse aktuell zum ersten Mal seit 2015 wieder unterm Eiffelturm ans Hand-Werk geht. Die letzten Jahre hatte sich der alte Meister die quälenden Rutschübungen im „Stade Roland Garros“ gespart, erst für die 2019er-Auflage fühlte er sich wieder stark genug und körperlich gerüstet zum Start. Möglicher Weise auch zum letzten Mal, niemand weiß es so genau.

Otte gibt sich noch "sehr gute Jahre"

Otte hat seine Träume, natürlich sind sie bescheidener als die seines berühmten Kollegen, dem er am Mittwoch auch mit ein wenig Nervenflattern und Bauchgrummeln gegenüberstehen wird. Noch immer schielt der kämpferische Kölner auf einen Einsatz im Davis Cup-Team, auf Matches für Deutschland irgendwo in der Tenniswelt. Und dann wäre da auch die Hoffnung, sich auf der ATP Tour festzusetzen, regelmäßig bei den Topturnieren vertreten zu sein. Gegen die Besten um die Höchstpreise zu kämpfen, klar, „das wäre es“, sagt Otte. Mit Mitte Zwanzig fühlt er sich keineswegs schon so, als hätte er die Zukunft verpasst oder schon hinter sich. „Ich gebe mir noch sehr gute Jahre“, sagt er.

Blickt er auf sein Idol Federer, dann kann er ja schließlich auch einen sehen, der mit 37 noch manchmal so wirkt, als sei er einem Jungbrunnen entstiegen. Federer ist im übrigen als einziger Spieler aus jenem Teilnehmerfeld verblieben, das 1999 die Ausscheidungsspiele im Pariser Westen bestritt. Eine kleine Ewigkeit, es war das Jahr, in dem die späteren Eheleute Graf und Agsssi gewannen. Federer nimmt es locker im laufenden Wettbewerb, er hat keine Erwartungen, sagt selbst, er könne gut damit leben, „hier nicht als Champion wegzufahren.“ Andererseits: Das macht ihn auch für so viele Gegner gefährlich, für spätere Gegner. Gegen Otte, die Nummer 145 der Rangliste, den Mann, der auch 2018 als Lucky Loser im Hauptfeld spielte, gegen Otte muss er aber noch gewinnen, bei allem sonstigen Understatement.

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von Jörg Allmeroth aus Paris

Mittwoch
29.05.2019, 10:07 Uhr
zuletzt bearbeitet: 29.05.2019, 15:14 Uhr

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