Friedsam in den Schwitzkasten genommen, Petkovic siegt überzeugend

Nur für eine der beiden Deutschen gab’s in Frankreichs Hauptstadt am Dienstag Grund zur Freude.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 29.01.2014, 10:07 Uhr

Von Philipp Joubert aus Paris

Es wäre unfair, Yvonne Meusburger als Stolperstein für junge Spielerinnen zu bezeichnen. Dafür ist sie eine zu gute Spielerin. Aber die 30-jährige Österreicherin versteht es wie nur wenige im Tennis, ihren Gegnerinnen das Leben schwer zu machen. Sehr schwer. Ihre gestrige Kontrahentin beim WTA-Premier-Turnier in Paris, die junge Deutsche Anna-Lena Friedsam, kommentierte das nach ihrer 5:7,-1:6-Niederlage lakonisch: „Die spielt einfach jeden Ball ins Feld. Vor allem, wenn man das selbst nicht konsequent durchspielt."

Wie schwierig das konsequente Durchspielen gegen Meusburger sein kann, wusste Friedsam schon aus den ersten beiden Aufeinandertreffen mit Meusburger, als sie jeweils verloren hatte - einmal knapp, einmal klar. Diesmal erwischte die 20-jährige einen guten Start. Ein rasches Break, das aber sofort von Meusburger gekontert wurde. Schnell etablierte sich ein Rhythmus. Friedsam gab das Tempo vor, nutzte die wenigen Chancen auf den schnellen Punktgewinn. Doch zu oft musste sie in die Nachspielzeit.

Meusburgers Defensivspiel zu effektiv

Meusburger, die gerade ihren zweiten Frühling als Tennisspielerin erlebt, bewegte sich nicht immer mustergültig zum Ball. Aber ihr Defensivspiel war extrem effektiv. Durch ihre weit ausgestreckten Arme beim Schlag befand sie sich beim Treffen des Balles schon fast wieder auf dem Rückweg in die Courtmitte. Meusburger zeigte, warum die Kategorie der unnötigen Fehler immer um die der Erzwungenen ergänzt werden muss. Immer wieder brachte sie ihre Gegnerin in die Verlegenheit, zu viel machen zu müssen.

In schneller Abfolge landeten zu viele Bälle Friedsams Mitte des ersten Satzes im Netz. Doch statt zu resignieren, kämpfte sie sich von einem 3:5-Rückstand mit konzentriertem und konsequentem Spiel zurück. Immer wieder übte sie Druck mit ihrer Crosscourt-Vorhand gegen Meusburgers Rückhand aus. Punktgenau landeten die Schläge der Rheinland-Pfälzerin in der Ecke. Mehrere dieser Ballwechsel beendete sie mit guten Volleys am Netz. Etwas, an dem sie in letzter Zeit gearbeitet hat, wie sie nach dem Match bestätigte.

Den ersten Satzball bei 4:5 konnte Friedsam dann auch mit mutigem Spiel abwehren. Doch einige Minuten später beim Stand von 5:6 verlor sie das schnellste Spiel des Satzes. Der erste Punkt war nach einem der wenigen Volleyfehler weg, als sie einen halben Meter zu weit vom Netz entfernt stand. Ein Doppelfehler und eine glücklich abgesprungene Vorhand brachten der Meusburger drei Satzbälle. Schon den ersten nutzte sie mit einem Returnwinner.

„Habe es nicht hinbekommen, den Punkt abzuschließen"

Friedsam sammelte sich bei einer Toilettenpause und eröffnete auch den zweiten Satz mit einem Break. Nach einem der längsten Ballwechsel des Matches ließ sie einen Vorhand-Volley übers Netz tropfen. Doch es war der letzte Höhepunkt für die Deutsche. Die nächsten sechs Spiele gingen überraschend schnell an die Österreicherin. Friedsam beschrieb die Situation nach dem Match perfekt: „Dann hatte sie mich halt im Schwitzkasten."

Trotz des schnellen Endes war Friedsam nicht vollkommen unzufrieden mit ihrer Leistung: „Im ersten Satz war es ein relativ ausgeglichenes Spiel. Ich war eigentlich die Spielerin, die mehr gemacht hat. Aber ich habe es halt nicht hinbekommen, den Punkt abzuschließen. Im zweiten Satz habe ich dann meinen Faden verloren, bin auch nicht mehr so aggressiv rangegangen und habe ein bisschen ärgerlich verloren."

Friedsam war streng mit sich selbst auf dem Platz, immer wieder kommentierte sie unzufrieden eigene Fehler. Aber nach dem Match entpuppte sie sich als geduldige Realistin. Sie weiß, dass sie eine gute Woche gehabt und in der Qualifikation drei gute Spielerinnen geschlagen hat. Das Ziel ist es, das eigene Spiel „Schrittchen für Schrittchen zu verbessern." Sie findet: „Gerade im letzten Jahr habe ich mich stetig nach oben gespielt. Ich spiele jetzt mit den besten Spielerinnen der Welt und werde dabei auch nicht weggeschossen. Klar möchte ich jetzt bei den nächsten Grand Slams im Hauptfeld sein."

Petkovic: Gute Bewegung und Richtungswechsel als Schlüssel

Da ist Andrea Petkovic schon angekommen. Die Darmstädterin besiegte Bojana Jovanovski in der ersten Runde mit 6:2 und 6:4. Sie war nach dem Match zufrieden: „Ich habe wirklich gut gespielt, weil ich mich sehr gut bewegt habe. Wenn ich mich gut bewege, dann treffe ich auch den Ball richtig. Das war heute der Fall."

Bei den US Open im letzten Jahr hatte Jovanovski noch die Oberhand behalten, doch heute kam Petkovic nie in Gefahr: „Die Taktik war auf jeden Fall, viel die Richtung zu wechseln. Ich habe in Miami letztes Jahr so gegen sie gewonnen, aber bei den US Open habe ich zu oft mit ihr cross gespielt." Vor allem auf die Vorhand von Jovanovski hatte Petkovic es abgesehen. Zwar gelangen der Serbin einige spektakuläre Winner, aber zu oft musste sie volles Risiko gehen mit Vorteil Petkovic.

Dabei kommt der langsamere Hallenboden in Paris ihrem Spiel entgegen, sagte die 26-Jährige: „Ich mag es, wenn der Belag nicht so schnell ist und ich genügend Zeit habe, um meine Schläge vorzubereiten." Die nächste Gegnerin Petkovics wird am Mittwoch zwischen der Weltranglisten-Zehnten Simona Halep und der frischgebackenen Australian-Open-Siegerin im Mixed-Doppel, Kristina Mladenovic, ausgespielt.

Hier die aktuellen Ergebnisse aus Paris:Qualifikation,Einzel,Doppel.

Hier der aktuelle Spielplan.

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Mittwoch
29.01.2014, 10:07 Uhr