Friedsam stürmt mit Grundlinien-Power ins Hauptfeld

Dinah Pfizenmaier musste sich in Frankreichs Hauptstadt hingegen in der dritten und letzten Runde der Vorausscheidung geschlagen geben.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 27.01.2014, 22:00 Uhr

Von Philipp Joubert aus Paris

Das WTA-Premier-Turnier in Paris rühmt sich mit großen Namen. Stolz werden Maria Sharapova und Angelique Kerber auf den Werbeplakaten um das Stade Pierre de Coubertin präsentiert. Doch während die Stars am Montag nur zur obligatorischen Eröffnungs-Pressekonferenz antreten, ging es für Anna-Lena Friedsam und Dinah Pfizenmaier darum, sich in der letzten Qualifikationsrunde für das Hauptfeld zu qualifizieren.

Beide mussten auf dem wenig glamourösen Platz 1 antreten. Der Unterschied zum Court Central ist enorm. Haben auf den Tribünen des Hauptplatzes fast 5000 Zuschauer Platz, verloren sich auf den wenigen Sitzen von Platz 1 nur zwei Dutzend Zuschauer, Betreuer und Turnieroffizielle. Nicht nur wegen der grünen Wandverkleidung und den Plastikfenstern wirkte der Nebenplatz wie eine Turnhalle.

Tennis-Arbeiterin Larsson

Doch das gebotene Tennis war gut, vor allem beim Match zwischen Pfizenmaier und Johanna Larsson. Drei Mal lag Pfizenmaier im ersten Satz mit einem Break vorne. Am Ende aber gewann die agile Schwedin den Satz und das Match mit 7:5, 6:3.

Trotz ihrer explosiven Vorhand ist Larsson vor allem eine Tennis-Arbeiterin. Nie steht sie still, fast jeder Schritt in die Rückhand-Ecke wird mit einem lauten Auftreten beendet, der durch die ganze Halle zu hören ist. Ihr Schläger kratzt bei der Slice-Rückhand hörbar am Boden. Sie scheint sich mit ihrem ganzen Körpergewicht in die wuchtigen Grundschläge zu werfen.

Pfizenmaier war am Anfang die bessere Spielerin. Sie verteilte die Bälle gut, bestimmte das Tempo und eroberte im Laufe der vielen langen Ballwechsel nach und nach die Initiative. Wenn sich die Chance bot, öffnete Pfizenmaier den Platz mit Crosscourt-Rückhänden, um den Punkt dann mit der Longline-Rückhand zu beenden.

Pfizenmaier noch mit „Schonhaltung"

Die Beinarbeit von Larsson war nicht immer effizient, zu viel Zeit verbrachte sie zwei, manchmal sogar drei Meter hinter der Grundlinie, statt ihre Vorhand von der Grundlinie zum Angriff zu nutzen. Aber ihre Bissigkeit zeigte Wirkung. Am Ende des ersten Satzes musste Pfizenmaier sich einige Male kurz von den zermürbenden Ballwechseln erholen, stützte sich auf den Schläger. Auch der Aufschlag bereitete ihr in dieser Phase Probleme. Mehrmals musste die Deutsche den Ballwurf neu ansetzen. Die Probleme waren Folge einer Schleimbeutelentzündung, die sie auch zum verspäteten Saisonstart in Melbourne gezwungen hatte.

Nach dem Match bestätigt die eloquente Pfizenmaier, dass sie vor allem beim Aufschlag noch mit einer „Schonhaltung" spielt: „Ich treffe den Ball nicht immer sauber, treffe viel zu viel am Rahmen und ein bisschen Schmerzen hatte ich heute Morgen auch."

Auf keinen Fall will sie die Verletzung aber als Ausrede für die Niederlage gelten lassen. Beim Stand von 5:4 im ersten Satz hatte die Kaarsterin sogar zwei Satzbälle. Den ersten vergab sie, als Larsson sie mit einer Topspin-Vorhand zum Fehler zwang, den zweiten, als eine Rückhand ins Aus segelte.

„Ich will nicht mehr zurück auf die 10er-Turniere"

„Was dann einfach gefehlt hat", sagt Pfizenmaier „sind die ein, zwei Schritte ins Feld. Ich hätte näher rangehen können. Das habe ich mich in der Phase nicht getraut. Das ist auch etwas, das wir im Training machen wollen, um es dann im Spiel noch besser umzusetzen."
Nach den vergebenen Chancen zum Satzgewinn hielt Larsson ihren Aufschlag zu 15, profitierte im nächsten Spiel von einem Doppelfehler und einem unnötigen Fehler von Pfizenmaier und holte sich den Satz noch.

Der zweite Satz war dann weniger eng. Zwar kam Pfizenmaier noch von 0:3 auf 2:3 ran, aber ihr passierten zu viele einfache Fehler. Statt nach 15 oder 20 Schlägen wie im ersten Satz waren die Grundlinien-Duelle oft schnell vorüber. Doch die 22-Jährige sieht das Turnier in Paris positiv. Schließlich waren ihr vor der heutigen Niederlagen zwei Siege gelungen, unter anderem in der zweiten Qualifikationsrunde gegen die ehemalige Nummer drei der Welt, Nadia Petrova: „Klar, ich hätte mich gerne qualifiziert. Aber ich bin damit zufrieden, wie ich spiele."

Im Februar geht es für Pfizenmaier zu den WTA-Turnieren nach Rio de Janeiro und Florianópolis in Brasilien. Das Ziel für dieses Jahr heißt, sich auf der WTA-Tour zu etablieren und nur noch größere Challenger-Turniere zu spielen. „Ich will nicht mehr zurück auf die 10er-Turniere", sagt Pfizenmaier ganz direkt. „Da war ich letztes Jahr noch mal, weil ich Selbstvertrauen brauchte. Aber jetzt habe ich genug Selbstvertrauen für die großen Turniere."

Friedsams Grundlinien-Power setzt sich durch

Für das Hauptfeld qualifiziert hat sich hingegen Anna-Lena Friedsam mit einem 6:2,-6:2-Sieg gegen die Tschechin Petra Cetkovska. Cetkovska sucht trotz Erreichen der dritten Runde in Wimbledon im letzten Jahr immer noch nach ihrer alten Form. Friedsam ließ der ehemaligen Nummer 25 der Welt in den 62 Minuten, die das Match dauerte, kaum eine Chance. Vor allem bei ihrem ersten Aufschlag war sie mit 76 Prozent der gewonnen Punkte dominant.

Cetkovska kann den Court gut mit eleganten Schlägen öffnen, hatte aber gegen Friedsams Grundlinien-Power wenig Gegenmittel und beendete das Match mit einem Doppelfehler. Belohnung für Friedsams Sieg ist ein Aufeinandertreffen mit der österreichischen Veteranin Yvonne Meusburger in der ersten Runde des Hauptfeldes. Falls sie gewinnen sollte, könnte in der zweite Runde die deutsche Titelverteidigerin Mona Barthel auf sie warten.

Hier die aktuellen Ergebnisse aus Paris:Qualifikation,Einzel,Doppel.

Hier der aktuelle Spielplan.

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von tennisnet.com

Montag
27.01.2014, 22:00 Uhr