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Sparring in Florida

Tamira Paszek wird mit Stefan Koubek drei Wochen hart trainieren.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 29.11.2011, 11:24 Uhr

Wer gewinnt? Tippt jetzt!

Andi Du-Rieux im Gespräch mit "Steff" - über Coach-Perspektiven, seine Erfahrungen aus den Federer-Sparrings sowie dem Geben und Nehmen zwischen Sportler und Medien.

Sie in festen Fußballerhänden, er glücklich verheiratet, und dennoch genießt man drei Wochen gemeinsam Sonne, Strand und Meer – mehr, und zwar viel mehr, erwartet das Paar in Florida. Tennis, Tennis und noch einmal Tennis: Drei Wochen Sparring stehen auf dem Programm.

Die Vorbereitung darauf haben beide völlig unterschiedlich wahrgenommen. Während "Mimi" sich bereits kurz nach den Erste Bank Open nach Delray Beach zum Kondi-Bolzen begeben hatte, verbrachte Herr Koubek mit meiner Wenigkeit einen Rede-Marathon im TV-Studio, um die Geschehnisse beim Masters zu analysieren. Ebenda erwähnte der Co-Kommentator beiläufig, dass er sich nun Richtung Sonne vertschüssen werde. - Der Talk:

Du-Rieux: Eh klar, Urlaub vom Urlaub... (konnte ich mir's nicht verkneifen).


Koubek: Nein, gar nicht, sondern echt hartes Training mitTamirain Florida.

Hast jetzt schon einen Pensions-Schock? – Nein, aber im Ernst: Wie ist es dazu gekommen?


Tamira und ich haben uns immer super verstanden, sie ist auch recht unkompliziert, man kann viel Spaß mit ihr haben. Auf der Tour haben wir hie und da geplaudert, manchmal ein bisserl aufgewärmt und gemerkt, dass wir einen guten Draht haben. Da war dann schon mal angedacht vor ihrer Seite her, ob wir uns nicht ein paar Tage vorbereiten können gemeinsam. Sie hat dann heuer in Paris mal etwas in die Richtung gesagt. Ich hab noch nicht ernsthaft damit gerechnet, aber als sie mich dann in der Stadthalle ganz konkret darauf angesprochen hat, war klar, dass es ihr Ernst ist. Dann hab ich mal abgecheckt, ob das passt. Grundsätzlich gern, nur hab ich geglaubt: eine Woche, zehn Tage vielleicht. Als ich dann gehört hab, dass es um drei Wochen geht, hab ich schon überlegen müssen. So lang weg sein, das war eigentlich das, was mich ja am Schluss meiner Karriere am meisten genervt hat. Dann hab ich aber zugesagt, weil's mich freut, wenn ich ihr helfen kann und weil ich weiß, dass sie noch viel Potential hat.

Wo wird das Trainingslager genau abgehalten?

In Delray Beach, wo früher noch das Turnier war, das ich 2000 sogar gewonnen hab – als ich das gehört hab, war ich gleich begeistert, weil die Anlage einem lieben Freund von mir gehört, dem Gabe – er hat mich früher über Vermittlung von Günter (Bresnik, Anm.) als Jugendlicher aufgenommen, mir geholfen, und ich hab auch bei ihm gewohnt. Daraus ist eine super Freundschaft entstanden, und es ist echt cool, wenn ich ihn wieder treffen kann!

In wieweit kannst Du Tamira konkret helfen – was ist genau dein Part?

Nicht nur Hitting-Partner. Wie ich das verstanden hab, soll ich auch Tipps geben, wenn mir was auffällt und meine Routine ein bisserl gesamtheitlich einbringen. Im Detail kann ich das noch nicht sagen - wir müssen zuerst mal eine Art Bestandsaufnahme machen und dann sehen, wo man ansetzen könnte. Ich hab da schon einige Ideen, aber Du wirst verstehen, wenn ich die für mich behalte.

Nein, weil du ja jetzt auch den "Seitenwechsel" ins Journalistische geprobt hast – also wirst du verstehen, wenn ich hartnäckig bin ;-)

Guter Versuch, Andi, aber das war's zu Tamira.

Okay, let's talk about "Rogerer" – die Kurzform, die ich mit Freud'scher Unterstützung live im TV kreiert habe... Also, viele fragen sich ja, wie es wohl ist, mit einem so berühmten Mann befreundet zu sein, respektive wie es überhaupt dazu kommt.

Ich hab' aufgrund deiner Frage in der TV-Übertragung noch einmal nachgedacht – also eigentlich war das ja am Anfang umgekehrt!

Wie, was, äähhhmmm?


Na ja, der Roger war einer von ein paar sehr starken Youngsters so mit 17, 18 – ich bin vier Jahre älter, und als wir uns näher kennengelernt haben, war nicht er im Blickpunkt, sondern eher ich. Weil ich war arriviert, als Nummer 20 der Welt, hab da und dort ein Turnier gewonnen oder einen Topstar geschlagen, da war das für ihn rückblickend doch sicher wertvoll, mit mir zu trainieren. Ich bin nicht größenwahnsinnig und versteh' das nicht falsch! - Aber damals war ja noch keine Rede davon, dass er mal so ein Megastar sein wird.

Ja, das stimmt ;-) Aber wie war das genau, ist er gekommen und hat gesagt: "Herr Ösi-Star, darf ich bitte mit Ihnen ein paar Bälle spielen?"


Dillo, natürlich net! Aber damit du a Freud hast, erzähl ich dir jetzt eine Schweden-Story: Also mich hat damals der Jocke Nyström betreut, einer seiner besten Freunde, der Peter Lundgren, hat gerade mit Roger begonnen zusammenzuarbeiten. Die ehemaligen schwedischen Weltklassespieler haben sich in Monte Carlo ein Appartment gekauft und waren dauernd zusammen, da war es naheliegend, dass Roger und ich halt oft trainieren. Wir haben uns von Anfang an super verstanden, es war gut, weil wir von einander profitieren konnten, und da ist echt was weitergegangen im Training - auch abseits vom Court haben wir sehr viel Zeit gemeinsam verbracht, sind essen gegangen, haben auch mal da und dort was unternommen oder einfach in der Playerslounge ein Theater gehabt und uns oft gesehen auf den Turnieren.

Roger(-er) ist dann immer besser geworden, hat dich überholt – war das dann ein Problem ?

Gar nicht, weil er ist so ein feiner Kerl, dass er das von Anfang an niemand spüren hat lassen, wie gut er ist, und er ist bis heute immer noch total am Boden geblieben. Wenn ich da so sitz, neben dir und du erzählst die Rekorde und was er schon alles gewonnen hat – in welchen Sphären er allen anderen überlegen ist – dann kann ich nur den Kopf schütteln. Ich würd' das gar nicht glauben, wenn ich's nicht wüsste, dass es stimmt – so bescheiden, wie Roger ist.

Also er war auf der Überholspur und hätte bestimmt nicht mehr fragen müssen, ob du denn ein paar Bälle mit ihm schlagen würdest ;-) Wie ist es dann zu den Trainingscamps mit ihm gekommen?

Erstens bin ich Linkshänder und gegen die hat er sich immer schwer getan, zweitens hat, wie gesagt, die Chemie gepasst und es war dann so, dass er mal kurzfristig angefragt hat, ob ich mich mit ihm auf Sand vorbereiten möchte. Ich habe sofort spontan zugesagt und bin nach Sardinien gekommen, das hat ihm auch getaugt. Und auch im Training war ich sehr flexibel, egal was er üben wollte, es war okay, und ich hab mich auch voll reingehaut jedes Mal. Da waren auch Sätze, die ich 6:3 oder so gewonnen hab im Sparring und plötzlich wie aus dem Nichts hat er aufgedreht und ich hab 6:0 gekriegt ohne zu wissen, was da abgeht.

Es heißt ja immer wieder, wenn manFedererzuschaut, der hat all das, was man sich nie antrainieren kann. Er ist gesegnet mit Talent – woraus viele folgern, der braucht ja kaum trainieren. Wie spielt sich so ein Training dann ab, übt er Stop-Lob,  geigt er fest auf mit spektakulären Shots, und sind ihm Drills, wo er echt anzarren muss, lästig?

Erstens trainiert er mehr als genug, zweitens unvorstellbar hart und drittens ist er ein Vollprofi. – Da wird konsequent planmäßig trainiert: Kondi, am Platz in allen Facetten, da geht er echt auch durch die Hölle! Ich war sehr überrascht, wie hart er trainiert und die Trainingswochen waren jedes Mal sehr intensiv – auch später in Dubai auf Hardcourt, da hat er richtig Gas gegeben!


Wie ist euer Kontakt im Augenblick?

Ich weiß, wieviel er um die Ohren hat, und ich bin sicher nicht sein einziger Freund (lacht). Also ist klar, dass es dauert bis er antwortet, wenn ich mich melde. Aber es ist fast jedes Mal der Fall, und wenn wir uns treffen, ist alles wie früher... Da ist es doch klar, dass ich ihm jedes Mal die Daumen drücke und mich für ihn freu', wenn er gewinnt.

Nun noch schnell zu dir – wie lautet deine Bilanz nach der intensivsten Kommentatorenwoche mit vier Spielen pro Tag?


Einerseits ur anstrengend, da weiß man schon nicht mehr, was man reden soll. Gut, dass du mich immer wieder was fragst. Das bin ich ja gewohnt von den Interviews, das fällt mir leichter, einfach zu antworten. Das Gespür, wenn ich selber was sagen soll oder kann, das kriegt man erst mit der Zeit. Generell ist es interessant, weil es ganz was Neues ist und das will ich gut machen, mich verbessern, und ich krieg dahingehend auch Tipps und Feedback vom ORF. Außerdem versteh' ich jetzt die andere Seite besser. Natürlich ist das wichtig, und da muss man alle Aspekte beleuchten und will eben Stories hören, die einem Sportler aber privat sind, und der will das wiederum nicht preisgeben. Im Grunde ist es ein Geben und Nehmen – man braucht sich gegenseitig. Die Sportler die Medien und die Medien die Sportler. Ich finde, es sollte mehr ein Miteinander sein.

Absolut. An mir soll's nicht liegen, vielleicht kannst ja dem einen oder anderen Ex-Kollegen das auch mal erklären, dass ihm grundsätzlich keiner was Schlechtes will und wir uns ja mit ihm freuen und euphorisch berichten wollen – nur wenn wir halt manchmal auch über Misserfolge berichten und nachfragen müssen, weil's der Job verlangt, da ist das Sportlerverständnis nicht sehr ausgeprägt. Ich hab mir ja nicht Tennis ausgesucht um jemanden ordentlich in die Pfanne zu hauen oder ihm zu schaden! Sorry – das musste mal gesagt werden. Welche Rolle spielt Tennis für dich als Teilaktiven?

Eine wichtige – es ist ein geiler Sport und er macht nach wie vor Riesenspaß. Ich muss ja nicht mehr spielen, tu es aber gern, so lang es Sinn macht und ich was gewinne. Liga in Österreich und Deutschland, demnächst 35+, da geht schon noch was...

Wie oft hast du zuletzt gespielt und wie hältst du dich fit?


Oje, wenn das die "Mimi" liest(lacht). Also außer ein paar ProAms, auch bei denen von tennisnet.com, oder Charity nix, aber ich mach gern Krafttraining, gehe Klettern, und zwar nicht irgendwie, sondern richtig, mit Ausrüstung und allem Drum und Dran. Das hab ich mit Martin Slanar oft gemacht im Sommer oder auch gemeinsam die alte Donau entdeckt, wie cool das ist und die Möglichkeiten, die man da hat, Wakeboarden und andere echt lässige Sachen, die sehr anstrengend sind. Laufen war und ist nicht unbedingt meins, mach' ich nur, wenn's sein muss. Lustiger ist's im Gym, mit Hanteln ordentlich die Muckis hüpfen lassen, da geb' ich echt regelmäßig Gas, und ich freu' mich schon aufs Tennis und bin richtig geil drauf nach soviel Theorie!

Der Ösi-Rafa on court, ich hab gehört du hast auch seinen Schläger im Gepäck?!


Ja, der muss so schnell sein, ich bin schon g'spannt – ich hab zwei Tester bekommen, länger, so wie's mir taugen. Die werden gerade bespannt und dann geht's auf zum Zwirbeln.


Klingt super, Steff, dann alles Gute, liebe Grüße an "Mimi", viel Spaß – und lass was hören!


Ja, danke, vielleicht können wir mal skypen...

(Collage: tennisnet.com, Fotos: GEPA pictures)

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Dienstag
29.11.2011, 11:24 Uhr