"War Frage der Zeit, bis Knoten platzt"

Nach dem größten Erfolg ihrer Karriere hat Andi Du-Rieux mit „Familie Paszek“ gesprochen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 27.06.2011, 22:53 Uhr

Der überglücklichen Viertelfinalistin fehlten ein wenig die Worte, der Herr Papa, seit August letzten Jahres wieder alleiniger „Captain“ an Bord, erläuterte hingegen ausführlich die Hintergründe dieses für ihn gar nicht so überraschenden Erfolges…

Zunächst die wichtigsten Aussagen von Tamira Paszek:

Tamira, herzlichste Gratulation zu diesem fantastischen Erfolg, was hast du empfunden nach dem verwerteten Matchball?

Ich hab gar nicht gewusst, was da eigentlich grad passiert ist, ich brauch einmal ein paar Stunden, um das überhaupt zu realisieren. Ich kann nur sagen, es fühlt sich sehr, sehr toll an und ich bin überglücklich.

Wie schwer war es in einer Partie, wo du durchaus zu favorisieren warst?

Es war großer Druck da vor dem Match, weil ich gewusst habe, das sollte ich eigentlich gewinnen, das ist eine Riesenchance auf das Viertelfinale des wichtigsten Tennisturniers der Welt. Es war ein Auf und Ab, da waren so viele Emotionen dabei und ich habe immer versucht mir vorzustellen, es ist eine Partie in einer ersten Runde irgendwo anders auf der Welt. Spiel einfach dein Spiel, versuche aggressiv zu bleiben, druckvoll zu spielen, und das hat schlussendlich zum Glück funktioniert…

Mit welcher Einstellung gehst du ins Viertelfinale gegen die Nummer 5 der Welt?

Die bleibt haargenau die gleiche wie in allen anderen Spielen, ich geh da raus, um es zu genießen. Setz- und Ranglisten beeindrucken mich nicht. Azarenka ist sehr solide in allen Aspekten, eine der Besten im Moment, hat super Ergebnisse gebracht in den letzten Monaten, aber ich weiß um meine Chancen – wie gesagt, ich geh raus gegen sie, um Spaß zu haben…

Warum hat es fast 4 Jahre gedauert, bis du wieder dort anschließen konntest, wo du schon warst?

Viele Verletzungen, es waren schwierige Zeiten dabei, aber das alles ist vergessen, ich schaue nur nach vorne. Aber es hat sich doch viel getan im Tennis und irgendwie fühl ich mich fast schon alt, wenn alle sagen: Du bist schon so lang dabei und so.(lacht)

Was geht gerade in dir vor, als Viertelfinalistin von Wimbledon?

Unbeschreiblich, es ist einfach unbeschreiblich, dieses Gefühl – es fühlt sich großartig an und ist einfach unglaublich schön!

Tamira muss zur Massage, der Herr Papa Ariff Mohamed gibt gern weiter Auskunft:

Es hat sich alles zum Positiven gewendet, so wie ich es immer schon gewusst habe. Meine Prinzipien und Ideen sind sehr, sehr einzigartig und nicht immer einfach, aber jetzt glaubt sie wieder daran. Und es war für mich alles nur eine Frage der Zeit, bis der Knoten platzt. Es war aber auch ein längerer Prozess, wieder alles ins Lot zu bringen.

Ich bin seit letztem August wieder für alles verantwortlich, in der Zwischenzeit hatten viele Leute Tamira beeinflusst, sie vom Weg abgebracht, wollten sie übervorteilen – aber sie ist viel reifer geworden, versteht jetzt, wie es da zugeht im Profi-Circuit. Sie hat realisiert, welche Art von Leuten da sind und was da mit ihr passiert ist. Nun ist sie wie gesagt erheblich reifer geworden, was sehr, sehr wichtig ist für den Erfolg…

Was rein ihr Tennis betrifft, muss ich sagen, da hab ich nie an ihr gezweifelt. Sie hat mit Larri Passos einen super Sprung gemacht, er gehört auch jetzt noch sozusagen zur Familie, kommt zuschauen, wenn er Zeit hat, gibt wertvolle Tipps, selbst wenn er so wie hier brasilianische Juniors zu betreuen hat…

Tamira weiß, was sie wann auf dem Platz machen muss. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder explodiert. Es ist aber noch lange nicht der Zenit erreicht, wir müssen geduldig sein, nichts erzwingen, da sind noch jede Menge Matches, jede Menge Turniere zu bestreiten, um da hin zu kommen, wo sie hingehört, aber langsam, wir gehen alles Schritt für Schritt an…

Also war es für dich gar nicht überraschend, wie stark Tamira hier spielt, welchen Durchmarsch sie hier hinlegt?

Nein, ehrlich nicht! Das ist nicht überheblich gemeint. Es war klar, dass es bald passiert, man weiß halt nie, wo und wann. Es war eben eine Frage der Zeit, weil Tamira ja da hingehört, sie ist viel besser als ihr Ranking und das haben wir immer gewusst, wir werden sehen, wie sich die Dinge in den nächsten Monaten entwickeln werden, wie gesagt, wir gehen langsam aber bestimmt voran: step by step!

Du kümmerst dich also seit 10 Monaten wieder um alles für Tamira, leitest das Training, planst den Aufbau. Wie schaut’s eigentlich mit Sparring aus?

Ja, da engagieren wir meist Hitting Partners, in Eastbourne und hier war das in der ersten Woche Kai Schmidt aus Stuttgart, ein langjähriger Freund von uns seit 2005. Es hat super gepasst, aber er ist Professor an der HAK und musste wieder zurück nach Deutschland. Aber es ist ja Larri hier, der immer mit super Ratschlägen zur Verfügung steht, er hilft uns aus, weil er Tamira ja bestens kennt und Tamira kann diese Tipps sehr gut umsetzen, oft sind das Kleinigkeiten, die aber einen Riesen-Unterschied ausmachen…

Wie zum Beispiel auch der neue Schläger? Mir ist aufgefallen, sie spielt seit kurzem ein anderes Modell…

Bravo, Andy, das hat sonst noch niemand bemerkt, oder zumindest nicht danach gefragt. Ja, es ist der neue Schläger, den auch Maria Sharapova spielt, allerdings eigens für Tamira getuned. Im Grunde ähnlich wie der frühere, aber doch mit speziell auf sie abgestimmten Eigenschaften. Das ist sehr individuell, deshalb sag ich nicht viel mehr darüber, aber wir haben ihn schon im März getestet und sie ist in Paris dann darauf umgestiegen.

Tamira wirkt fitter als je zuvor, sicherlich auch ein wichtiger Faktor. Habt ihr speziell daran gearbeitet oder hat sie einfach so viel gespielt?

Nein, wir haben spezifisch trainiert, sie hat ein eigenes hartes Programm absolviert, und nun passt einfach alles auch in diesem Bereich körperlich zumindest. Das einzige, was mich positiv überrascht, ist, dass Tamira trotz einer schweren Erkältung mit starkem Husten seit 3 Wochen kämpft und dennoch hier so gut gespielt hat, aber sie nimmt Medikamente und es sollte sie auch morgen nicht sonderlich stören…

Wir müssen langsam zum Abendessen aufbrechen, es gilt den anstrengenden erfolgreichen Tag nett ausklingen zu lassen…

Ja, natürlich, danke vielmals für die Infos und toi, toi, toi für morgen – ich halte alle Daumen!

Ich bin gerade dabei Details zur neuen Wunderwaffe von Tamira Paszek und Maria Sharapova zu eruieren und Thomas Bischof hat mir erzählt, dass auch Tomas Berdych darauf umsteigen wird – mehr darüber demnächst in meinem bekannten Blog.

von tennisnet.com

Montag
27.06.2011, 22:53 Uhr