„Nadal hätte mit unseren Schlägern nie Wimbledon gewonnen“

Pat Cash, Wimbledonsieger von 1987, äußert sich voller Hochachtung über Rafael Nadal, findet aber auch ein Haar in der Suppe.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 24.04.2015, 14:13 Uhr

Wer ist der Größte im Tennissport? Über diese Frage wird sicherlich auch noch in vielen Jahrzehnten fleißig diskutiert werden. Pat Cash erklärt im Interview mit der spanischen Sporttageszeitung seine Meinung zu diesem Thema. Für Cash können die unterschiedlichen Epochen im Tennis nicht miteinander verglichen werden, aber für ihn ist Nadal der Beste in der derzeitigen Ära. „Meiner Meinung nach ist er immer noch der Beste, wenn er physisch okay ist. Derzeit ist er es nicht. Jede Verletzung nimmt Selbstvertrauen weg. Schaut euch den Fall vonLleyton Hewittan. Aber niemand hat Rafas Vorhand oder seine Rotation und die Winkel, die er mit seinem Aufschlag findet. Niemand belehrt mich mehr eines Besseren als Nadal. Letztes Jahr habe ich gesagt, dass er die French Open nicht gewinnen wird, aber er hat es getan. Vor zwei Jahren habe ich gesagt, dass es mindestens sechs Monate dauern wird, bevor wir den wahren Nadal sehen. Aber nach drei Monaten hatte er bereits viele Trophäen gewonnen.“

Cash meint aber auch, dass Nadal ein großer Nutznießer des technischen Fortschrittes sei. „Bei der Power der Schläger und Saiten hätteMats Wilandermit dieser Materialart keinen Schlag verfehlt. Es wäre auch einfach gewesen, Becker am Netz zu passieren. Nadal hätte mit unseren Schlägern nie Wimbledon gewonnen, weil er das damit einfach unmöglich hätte erreichen können. Alle Tennisspieler reisen heute mit einem Fitnesstrainer und einem Physiotherapeuten. Wir haben geglaubt, dass wir glücklich wären, wenn wir einen Beutel mit Eis in der Umkleide hatten. Ich stimme den Leuten nicht zu, die sagen, dass Tennisspieler aus diesem Jahrhundert bessere physische Bedingungen haben als diejenigen aus der Vergangenheit. Denn in Wirklichkeit habe ich nie jemanden mit der Stärke vonBjörn Borggesehen.“

Was ist mit Pancho Gonzales?

In SachenRoger Federermeint Cash, dass der Schweizer der Einzige aus der derzeitigen Generation sei, der in den vergangenen Zeiten mit schnelleren Belägen Erfolg gehabt hätte. Doch der Wimbledonsieger von 1987 sagt auch, dass Federer, nur weil er die meisten Titel gewonnen hat, nicht als der Beste bezeichnet werden kann. „Nein, weil Federer wahrscheinlich nicht der Beste ist, wenn er nicht seinen größten Rivalen, Nadal, bezwingen kann. In der Ära vonRod Laverwaren andere Spieler stärker, aber sie haben nicht gespielt. Zum BeispielPancho Gonzales, der anderen aus seiner Generation so überlegen war, dass sie für ihn die Regeln auf dem Platz verändert haben: selbst Serve-and-Volley verboten haben. Seitdem hat er nicht als Profi gespielt. Es scheint so, als ob er gar nicht existiert hätte. Federer ist für mich genauso wie Nadal in den Top 10 der Besten aller Zeiten.“(Text: cab)

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24.04.2015, 14:13 Uhr