Patrick Mouratoglou über Nick Kyrgios: "Er schafft Probleme, weil er sie braucht"

Patrick Mouratoglou hat gegenüber Tennis Majors das Verhalten von Nick Kyrgios analysiert und erklärt, wieso es kein Zufall ist, dass Drama in den meisten Spielen mit Beteiligung des Australiers eben vorprogrammiert ist. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 06.08.2022, 10:38 Uhr

Nick Kyrgios steht in Washington bereits im Halbfinale
Nick Kyrgios steht in Washington bereits im Halbfinale

Man kann ihn lieben, man kann ihn hassen - aber kaum jemandem ist Nick Kyrgios gleichgültig. Und genau das macht die Anziehungskraft des australischen Enfant terrible aus. Dass es eben kaum ein Match des 26-Jährigen gibt, das nicht im Anschluss für reichlich Gesprächsstoff - und den ein oder anderen Clip für die würdigende Rückschau auf das Tennismonat sorgt. 

Gesprächsstoff deshalb, weil Nick Kyrgios sich nicht davor ziert, seinen Unmut über die größten Belanglosigkeiten auf und neben des Platzes lautstark kundzutun. Anders als man meinen könnte, ist es aber kein Nachteil für den Australier, wenn sich dieser wieder einmal mit allem außer eben dem Match beschäftigt, wie Patrick Mouratoglou gegenüber Tennis Majors erklärt: "Ich glaube nicht, dass es ein Problem ist, wenn Kyrgios laut wird - ich denke das Gegenteil ist der Fall."

Kyrgios braucht die Unruhe

Der Coach ist überzeugt, dass der Mann aus Canberra aus diesem Lamentieren erst seine wahre Stärke ziehe: "Ich glaube, das ist auch seine Art, die Energie, den Willen und die Aggressivität zu bekommen, die er für sein Spiel braucht", so der Franzose. "Und wenn Nick zu still ist, ist er nicht so aggressiv im Spiel. Dann spielt er nicht sein bestes Tennis. Und ich glaube, Nick ist viel verwundbarer in den Spielen, in denen er ruhig ist, in denen es keine Probleme gibt."

So geht der 52-Jährige, Neo-Coach von Simona Halep, davon aus, dass Kyrgios diese Probleme aktiv suche - ja, sogar selbst schaffe: "In gewisser Weise schafft er Probleme, weil er sie braucht, um das Beste aus sich herauszuholen", konstatiert Mouratoglou also. "Viele Leute finden das nervig, und ich verstehe das, ich sage nicht, dass es gut oder schlecht. Ich sage nur, dass es gut für ihn ist und dass er es braucht, deshalb macht Nick so viele Probleme."

Kyrgios und Tsitsipas mit großem Drama

Bestes Beispiel dafür: zweifelsfrei das Drittrundenduell in Wimbledon mit Stefanos Tsitsipas, das nach einem Ausraster des Griechen zum großen Drama ausartete. Tsitsipas hatte nach verlorenem Satz zwei nämlich einen Ball in Richtung Zuschauer geschossen, Kyrgios forderte lautstark dessen Disqualifikation. Und Mouratoglou? Der bekam diese Szenerie hautnah zu spüren: "Er sprach fast das ganze Spiel über dieses Problem. Und er hat wahrscheinlich das beste Spiel gespielt, das er je gespielt hat. Am nächsten Morgen war ich in der Umkleidekabine und Nick sprach immer noch mit einem anderen Stuhlschiedsrichter darüber und schrie und war immer noch sauer."

Genau damit ließe sich aber auch die Taktik des Australiers zusammenfassen, wie Mouratoglou betont: "Wenn man sieht, wie er sich verhält, wird manchmal ein kleines Problem bei ihm zu einem großen. Er macht es viel größer und er wiederholt dasselbe Problem für einen Satz oder mehr, bis ein anderes kommt und dann kann er sich auf das zweite verlassen", erklärt der 52-Jährige. "Er braucht das. Es bringt das Feuer in ihm zum Vorschein, das er zum Spielen braucht."

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von Michael Rothschädl

Samstag
06.08.2022, 17:15 Uhr
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