Dirk Hordorff fordert bessere Förderung des Tennissports

In einer hochkrarätig besetzten Podiumsdiskussion wurde über die die Zukunft im deutschen Herrentennis diskutiert.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 21.10.2015, 16:03 Uhr

Wo stand und steht das deutsche Herrentennis gestern, heute und in der Zukunft?“ Dieser Ausgangsfrage ging im Rahmen der DAIKIN Open eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion nach. Unter Moderation des bekannten Sport-1-Kommentators Elmar Paulke diskutierten am Mittwochvormittag in der TennisBase Oberhaching Helmut Schmidbauer (BTV-Präsident), René Stammbach (Präsident Swiss Tennis und ITF-Vizepräsident), Dirk Hordorff (DTB-Vizepräsident),Florian Mayer(Tennisprofi), Tobias Angerer (ehemaliger Langlauf-Star) und Hans Hauska (Geschäftsführer BTV-Marketing) vor zahlreichen Pressevertretern und Gästen die Lage im deutschen Herrentennis.

Stammbach ist schockiert

DTB-Vizepräsident Hordorff stellte klar, dass der DTB aktuell nicht da ist, wo er sein möchte und aufgrund seiner Größe im Welttennis auch hingehöre. MitPhilipp Kohlschreiber,Alexander ZverevundBenjamin Beckersind derzeit nur drei deutsche Profis unter den besten 100 der ATP-Weltrangliste zu finden. „Wir müssen uns in einigen Bereichen verbessern und vor allem die Effektivität in der Zusammenarbeit zwischen DTB, Verbänden und Vereinen steigern. Hier muss der Deutsche Tennis Bund seine Leader-Rolle wahrnehmen.“ Hordorff wies zudem auf ein großes Manko hin, unter dem der Tennissport hierzulande leidet: „Es fehlt uns einfach das Geld.“ Wird beispielsweise der Skiverband mit 200 Trainerstellen vom Deutschen Olympischen Sportbund gefördert, erhält der DTB derzeit nur eine einzige Stelle finanziert, nämlich die von Herren-Bundestrainer Michael Kohlmann. „Wir befinden uns in guten Gesprächen mit dem DOSB, wissen aber auch, dass wir bestimmte Gesetze einhalten müssen, um an die Fördertöpfe zu kommen. Daran arbeiten wir derzeit im DTB.“

Der Schweizer Tennispräsident René Stammbach zeigte sich ob der mangelnden finanziellen Unterstützung mehr als überrascht: „Das ist für mich die schockierende Erkenntnis dieser Diskussion.“ In der Schweiz, wo mit Roger Federer und Stan Wawrinka seit Jahren gleich zwei Top-5-Spieler für Furore sorgen, gibt es neben der öffentlichen Förderung einen weiteren wesentlichen Schlüssel zum Erfolg: die enge inhaltliche und finanzielle Verzahnung der eigentlich konkurrierenden private Akademien und Ausbildungsstätten des Verbandes. „Aber in vier bis fünf Jahren haben wir vielleicht eine ähnliche Diskussion zu führen, denn nach Federer und Wawrinka kommt lange nichts mehr.“

TennisBase Oberhaching soll ausgebaut werden

BTV-Präsident Helmut Schmidbauer und BTV-Marketinggeschäftsführer Hans Hauska verdeutlichten, wie der Bayerische Tennis-Verband seine Aufgaben wahrnimmt. Dies geschieht nicht nur durch die Leistungssportförderung dezentral in ganz Bayern und zentral in der TennisBase Oberhaching, sondern im Wesentlichen auch durch den Ausbau der ITF-Turnierlandschaft. „Nach den DAIKIN Open findet in Ismaning ein neues mit 10.000 US-Dollar dotiertes Damen- und Herrenturnier statt, gefolgt vom ATP-Challenger in Eckental. Der BTV setzt in diesem Bereich hohe Geldmittel ein“, so Schmidbauer. ITF-Future-Turniere vor der Haustüre seien ein wesentlicher Eckpfeiler, um jungen Spielern die Tür zum internationalen Weltklassetennis zu öffnen – für BTV-Geschäftsführer Hans Hauska ein ganz wesentliches Instrument: „Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen der Anzahl der ITF-Future-Turniere und der Zahl der Top-100-Spieler eines Landes.“ Dass die TennisBase Oberhaching in Zusammenarbeit mit dem DTB zum führenden Stützpunkt im Herrenbereich weiter ausgebaut werden soll, begrüßte Hauska sehr: „Hier darf sich sehr gerne der Mittelpunkt der deutschen Herrenelite befinden. Aber es reicht nicht, in Deutschland die Nummer 1 zu sein. Wir müssen uns auch international konkurrenzfähig aufstellen.“ Mit Lars Uebel, Coach vonMatthias BachingerundPeter Gojowczyk, wird das Profi-Trainerteam der TennisBase ab 1. Dezember weiter verstärkt.

Die Athletensicht nahmen Florian Mayer und Tobias Angerer ein. Mayer, der nach hoffnungsvollem Comeback Mitte des Jahres derzeit wieder verletzt ausfällt, sah den Zusammenhang zwischen finanziellen und sportlichen Aspekten kritisch: „Sportliche Erfolge kann man nicht kaufen.“ Der Bayreuther betonte allerdings, wie wichtig die TennisBase Oberhaching für seinen Erfolg als Tennisprofi ist. „Ich habe mich hier immer wohlgefühlt und kann mit hoch qualifizierten Trainern arbeiten und mich mit den besten Spielern messen.“ Auch Tobias Angerer, zweifacher Gesamtweltcupsieger und elffacher Medaillengewinner bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, blieb die perfekte Infrastruktur an der TennisBase nicht verborgen: „Es ist eine tolle Einrichtung. Als es bei uns im Skilanglauf um die Jahrtausendwende nicht so richtig lief, hat Jochen Behle ein System mit drei Stützpunkten initiiert.“ Das sei der richtige Weg gewesen. Aber letztlich, so Angerer, gibt es nur einen wirklichen Schlüssel zum Erfolg: „Jeder einzelne Athlet muss durch die Tür, die man ihm öffnet, auch hindurchwollen.“

von tennisnet.com

Mittwoch
21.10.2015, 16:03 Uhr