"Matches auch alleine spielen können"

Anastasija Sevastova, in der Weltrangliste an Position 26 notiert, kommt bestens gelaunt zum Interview-Termin. Das Viertelfinale beim Porsche Tennis Grand Prix ist das beste Resultat der in Österreich lebenden Lettin in der laufenden Kampagne. Im vergangenen Jahr schaffte es Sevastova bei den US Open unter die besten Acht. Man spricht Österreichisch.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 28.04.2017, 12:16 Uhr

Anastasija Sevastova steht in Stuttgart im Viertelfinale

Von Jens Huiber aus Stuttgart

tennisnet: Frau Sevastova. Ein Achtelfinal-Match in Stuttgart gegen Johanna Konta - ist so etwas für Sie mittlerweile Routine oder spielen die Nerven doch noch eine Rolle?

Sevastova: Ich war natürlich noch aufgeregt, weil das letzte Match habe ich nicht so gut gegen Johanna gespielt, bin eigentlich abgeschossen worden. Aber ich hatte heute einen guten Gameplan, meine Ziele im Match, und das ist gut aufgegangen.

tennisnet: Funktioniert das immer so gut?

Sevastova: Das ist sicherlich schwierig, gerade am Anfang muss man schauen, ob der Plan funktioniert. Wenn nicht, muss man etwas ändern. Heute ist es von Anfang an gut gegangen.

tennisnet: Jetzt geht es gegen Simona Halep ...

Sevastova: Das wird extrem schwer. Ich hoffe, ich kann so wie heute spielen. Ich muss mich an Simona anpassen und schauen, was zu tun. Auch wenn sie sich gut bewegt, muss man trotzdem aggressiv spielen.

tennisnet: Sie spielen ein klein wenig unterschiedlich gegenüber den anderen Damen ...

Sevastova: Spiele ich wirklich so anders?

tennisnet: Klar. Ihre Vorhand mit sehr viel Handgelenks-Einsatz, immer mal wieder einen Stopp.

Sevastova: Also, heute habe ich zwei Stopps gespielt und die waren wirklich ganz schlecht. Aber das ist auch schwer, wenn jemand so schnell spielt wie Johanna. Ich brauche da etwas mehr Zeit. Ich mag es, Stopps zu spielen - aber manchmal ist es zu viel.

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tennisnet: Ihre Karriere ist vor ein paar Jahren auf der Kippe gestanden. Welche Aspekte genießen Sie denn im Moment am meisten?

Sevastova: Das fängt schon damit an, so wie heute auf den Platz zu gehen. Und dann die Punkte, die Matches zu spielen. Und immer wieder auch festzustellen, dass kleine Entscheidungen, die man trifft, Auswirkungen für ein ganzes Match haben können. Und natürlich auch zu gewinnen. Wer mag es nicht zu gewinnen? Aber auch das Verlieren gehört dazu.

tennisnet: Nach den US Open im vergangenen Jahr hatten Sie eine Phase, in der Sie mehrere Spiele hintereinander verloren haben. Wer hilft Ihnen in solchen Situationen? Ihr Coach? Sie sich selbst?

Sevastova: Ein bisschen von Beidem. Ich war nach den US Open ziemlich leer, es war eine lange Saison. Auch in dieses Jahr bin ich nicht so gut gestartet, habe ein paar enge Matches verloren. Dann aber den Faden gefunden, jetzt passt es gut.

tennisnet: Sie haben in Charleston schon gut gespielt, dort dann gegen Laura Siegemund aber schließlich glatt verloren. Für den Beobachter sind solche Ergebnisse manchmal schwer zu erklären.

Sevastova: Ich hatte nicht erwartet, dass ich in Charleston überhaupt gut spiele. Ich hatte Antibiotika genommen, weil ich eine Ohrenentzündung gehabt habe. Meine erste beiden Partien waren schon knapp, und Laura hat dann einfach gut gegen mich gespielt.

tennisnet: Sie haben im Match gegen Siegemund auch Ihren Coach auf den Court geholt. Inwieweit hilft Ihnen das?

Sevastova: Manchmal kann ich umsetzen, was er mir sagt, manchmal nicht. Ich finde, dass es in letzter Zeit schon besser war. Aber heute habe ich ihn nicht geholt, man muss auch Matches alleine spielen können. Wenn man den Trainer zu oft ruft, ist das nicht zielführend. Bei Grand-Slam-Matches muss man auch Entscheidungen selbst treffen. Der Coach kann ein paar Tipps geben - aber ich muss ja dann doch alleine weiterspielen.

tennisnet: Wie empfinden Sie den Rummel der letzten tage, der in Stuttgart um die Rückkehr von Maria Sharapova geherrscht hat?

Sevastova: Ich finde das nicht schlecht, dass so viele Leute hier sind, und das Turnier Aufmerksamkeit bekommt.

tennisnet: Worin liegt denn für Sie der Charme beim Porsche Tennis Grand Prix?

Sevastova: Alles ist super hier: Das Essen ist fantastisch, das Hotel ist gleich in der Nähe, man kann einen Porsche Probe fahren, die Trainingsplätze sind gut, und es wird wirklich alles für die Spielerinnen gemacht.

tennisnet: Wie man hört, bekommen die Spielerinnen hier auch Geschenke von der Turnierleitung.

Sevastova: Stimmt - und das jeden Tag!

Anastasija Sevastova im Steckbrief

von Jens Huiber

Freitag
28.04.2017, 12:16 Uhr