Raducanu fällt aus der Rolle

In einer skurrilen Pressekonferenz vor dem WTA 1000er-Turnier in Madrid kanzelte eine angespannt wirkende Emma Raducanu die versammelte Presse in wortkarger Form ab und ließ sich nach wenigen Minuten durch den Abbruch des Pressegesprächs „erlösen“.

von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet: 05.05.2023, 00:08 Uhr

Unerwartet wortkarg präsentierte sich Raducanu der Presse in Madrid.
© Getty Images
Unerwartet wortkarg präsentierte sich Raducanu der Presse in Madrid.

Die sportliche Entwicklung von Emma Raducanu seit ihrem sensationellen Triumph bei den US Open 2021 wirft selbst den Tennisexperten eine schier endlose Zahl an Fragen auf. Gezeichnet von zahlreichen Trainerwechseln und chronischen Verletzungen ist oft von der Einschätzung zu hören, dass sich der Fokus von der sportlichen Ausrichtung zu sehr auf die zweifellos perfekt laufende Vermarktung der 20-jährigen verschoben hat.

Makelloses Bild in der Öffentlichkeit

Man kennt die junge Britin im Umgang mit der Öffentlichkeit eigentlich immer nur höflich. Sportliche Rückschläge wurden mit ihrem Charme immer freundlich weggelächelt. Kein Termin rund um das Tennis schien ihr zu viel und zu aufwändig. Die Global-Players der Wirtschaft standen Schlange, um die exotisch attraktive Spielerin nach ihrem famosen Husarenstück in New York sofort unter Vertrag zu nehmen.

Sportliche Stagnation

Aus sportlicher Sicht blieb Raducanu seit ihrem großen Coup vieles schuldig. Gerade mal ein Halbfinale konnte sie seitdem für sich verbuchen. Dennoch reichte es immer noch für ein zweistelliges Ranking und somit zur direkten Qualifikation für das Hauptfeld bei den Major-Turnieren. Beim anstehenden Turnier in der spanischen Hauptstadt ist aus ihrer Sicht ein Achtelfinale aus dem Vorjahr zu verteidigen, ansonsten droht ein Abrutschen aus dem elitären Kreis der Top 100. Für einen Start beim Heim-Grand Slam in Wimbledon dürfte dieser Aspekt aufgrund einer zu erwartenden Wildcard durch den ausrichtenden AELTC noch keine Rolle spielen, jedoch dürften ihre hochdekorierten Sponsorenpartner, festgehalten durch eventuelle Vertragsklauseln, von dieser sportlichen Entwicklung alles andere als begeistert sein.

Knapp 3-minütiger Presse-Showdown

Eigentlich erwarteten die Pressevertreter am Media-Day in der Caja Magica bei der Pressekonferenz eine gewohnt aufgeweckte und gesprächige Raducanu. Doch schon bei der Frage nach ihrer Auslosung, wo sie nach ihrer Auftaktpartie gegen Viktoriya Tomova in der zweiten Runde auf Iga Swiatek treffen könnte, antwortete sie wortkarg: „Es ist, wie es ist“. Auf eine weitere Frage nach ihren chronischen Handgelenksproblemen gab sie ein schlechtgelauntes „Wir schaffen es“ von sich. Auf insgesamt 16 Fragen der Journalisten hatte sie gerade mal 58 Wörter zu bieten. Nach knapp drei Minuten hatte selbst der Medienbeauftragte der WTA genug und beendete das befremdliche Treiben mit einem forschen „ich denke wir belassen es dabei“.

Ungewisse sportliche Zukunft

Der Druck auf Raducanu dürfte sich durch diesen Auftritt vor den Pressevertretern, die ihr trotz der sportlichen Stagnation aufgrund ihrer erfrischenden Art überwiegend wohlgesonnen schienen, nicht gerade verringert haben. Bleibt nur zu hoffen, dass es ihr gelingt, auf sportliche Art und Weise wieder für positive Schlagzeilen zu sorgen, die sie 2021 mit ihren begeisternden Auftritten im Big Apple liefern konnte.

Hier das Tableau vom Damen-Einzel in Madrid.

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Raducanu Emma

von Dietmar Kaspar

Mittwoch
26.04.2023, 11:40 Uhr
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