Nick Kyrgios darf sein riesiges Potenzial nicht verschwenden

Der 17-fache Grand Slam Sieger hält viel von der australischen Nachwuchshoffnung Nick Kyrgios – mit Einschränkungen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 28.05.2014, 07:12 Uhr

Der sicherste Weg für einen Tennis-Verband zu Geld zu kommen? Einfach mal ein Grand-Slam-Turnier veranstalten. Frag nach in Frankreich, Großbritannien, den USA und Australien. Der sicherste Weg für einen Tennis-Verband einen Grand-Slam Champion-zu formen? Da haben auch die genannten Länder nur unzureichende Antworten. Die Briten sind nach dem Wimbledonsieg vonAndy Murrayim letzten Jahr fürs Erste einmal aus dem Schneider, aber Frankreichwartet seit 1983und damit seit dem Paris-Triumph vonYannick Noahauf einen männlichen Grand-Slam-Champion, die Australier immerhin seit 2002(Lleyton HewittsSieg in Wimbledon) und die USA seit 2003, alsAndy Roddickzum ersten und einzigen Mal im National Tennis Center in Flushing Meadows die Trophäe hochhalten konnte.

Nun könnte der geneigte Tennisfreund die Frage stellen, ob ein Verband überhaupt das Spitzentennis im Auge haben sollte und nicht etwa besser die breite Masse an Spielern, die den Sport an sich am Leben erhalten. Tennis Australia vereinigt nach eigenen Angaben ca. 74.000 Trainer, so viel zum Breitensport,kümmert sich aber mit den reichlich vorhandenen Mitteln auch um die Förderung junger Talente wie etwa Nick Kyrgios, der für die laufenden French Open eine Wildcard erhalten hatte, diese in Runde eins allerdings nicht zu nutzen wusste. Nicht überraschend, hieß sein Gegner dochMilos Raonic, der 2014 den nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu machen scheint.

Keine Angst, in großen Momenten etwas Neues zu versuchen

Eben diesen fordert nun auchRoger Federerin einem Interview am Rande der French Open von Kyrgios ein: „Ich glaube, er ist physisch schon sehr stark, muss aber hart an sich arbeiten, um den nächsten Schritt machen zu können, damit er solides Tennis für fünf Stunden, für zwei Wochen, für das ganze Jahr spielen kann.“ Dabei helfen soll ihm auchJoshua Eagle, der australische Davis-Cup-Coach, der schon in der Woche vor den French Open mit den Youngsters aus Down Under im Stade Roland Garros trainiert hat. Zur Unterstützung von Simon Rea, der den 19-jährigen Australian-Open-Junioren-Gewinner von 2013 eigentlich coacht.

Mit 1,93 m Körpergröße bringt Kyrgios beste Voraussetzungen mit, jedes Spiel mit seinem Aufschlag zu dominieren. Dazu kommt die Variation in seinem Spiel, die auch Federer gut gefällt: „Ich glaube, er scheut sich nicht davor, neue Dinge auszuprobieren, auf die Big Shots zu gehen. Er hat wirklich großes Potenzial.“ Dies deutete der Sohn einer Malaysierin und eines Australiers mit griechischen Wurzeln im Januar bei den Australian Open an, als er in Runde eins gegen Benjamin Becker erstmals ein Spiel bei einem Grand-Slam-Turnier gewinnen konnte.

Fortschritte zum letzten Jahr

Kyrgios selbst sieht sich auf dem richtigen Weg, schon im Spiel gegen Raonic: „Ich habe einige Bälle erreicht, an die ich im letzten Jahr garantiert nicht rangekommen wäre.“ Dass er an sich vor allem im athletischen Bereich weiter arbeiten muss, daran besteht für Kyrgios dennoch keine Zweifel. Das verbindet ihn mit der großen deutschen HoffnungAlexander Zverev, der vor ein paar Wochen bei den BMW Open genau von diesen Defiziten vor allem im Kraftausdauerbereich gesprochen hat – verbunden mit dem Wunsch, nicht mehr zu wachsen.

Zverev, der zwei Jahre jünger als der Australier ist, fehlt natürlich die Motivation des Grand-Slam-Turniers im eigenen Land. Aber, wie die Beispiele Boris Becker und Michael Stich zeigen, muss das für ihn kein Nachteil sein. Ebenso wenig ein Vorteil für Kyrgios, dass er in Melbourne Heimvorteil genießt: Schließlich haben auch Größen wie Pat Cash,Patrick Rafterund eben auch Lleyton Hewitt im heimischen Flinders Park nicht triumphieren können. (Text: jehu)

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28.05.2014, 07:12 Uhr