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Roland-Garros 2025: Boisson bis zum Abwinken - Frankreichs Tennismärchen geht weiter

Loïs Boisson ist die Sensation der French Open. Die 22-Jährige steht völlig überraschend im Halbfinale - und träumt von mehr.

von SID
zuletzt bearbeitet: 04.06.2025, 18:23 Uhr

Lois Boisson sorgt in Paris für Furore
© Getty Images
Lois Boisson sorgt in Paris für Furore

Loïs Boisson plumpste rücklings auf Frankreichs heilige Asche, streckte alle Viere von sich und badete im ohrenbetäubenden Jubel von Tausenden Landsleuten: Boisson hat das nächste Kapitel des großen französischen Tennis-Märchens von Roland Garros geschrieben, die Nummer 361 der Welt steht unter den letzten vier der French Open - und ganz Paris feiert völlig verzückt mit.

"Es ist ein unglaubliches Gefühl", sagte die 22-Jährige, nachdem sie auf dem riesigen Court Philippe Chatrier nach der Weltranglistendritten Jessica Pegula nun auch im Viertelfinale das russische Supertalent Mirra Andreeva mit ihrer immens physischen und reichlich unorthodoxen Spielweise entzaubert hatte. "Es ist unbeschreiblich, letztlich habe ich es irgendwie geschafft, es zu Ende zu bringen. Es war extrem intensiv", sagte sie.

Historischer Erfolg

Der 7:6 (6) und 6:3-Erfolg, der ihr als erste Französin seit Marion Bartoli 2011 ein Halbfinalticket in Paris bescherte, ist schon jetzt ein historischer Erfolg. Als erste Wildcard-Spielerin der Open Era seit 1968 erreichte Boisson die Runde der besten vier, ins Halbfinale waren beim Grand-Slam-Debüt vorher überhaupt erst zwei Spielerinnen eingezogen: Die 15-jährige Monica Seles 1989 und die 14-Jährige Jennifer Capriati 1990, beide ebenfalls in Paris - nicht die schlechtesten Vorbilder.

"Boisson sans moderation" titelte L'Equipe sogleich in wundervoller Ablehnung der Journalisten-Maxime "No jokes with names". Boisson ohne jede Zurückhaltung - kann das heißen. Aber auch so viel wie: Getränke bis zum Abwinken. Der Champagner-Stand vor Philippe Chatrier war danach dann auch trotz sündhafter Preise auffallend gut besucht.

Und die Party könnte weitergehen: Boisson trifft nun am Donnerstag auf Coco Gauff aus den USA. Die Weltranglistenzweite besiegte zwar ihre Landsfrau Madison Keys mit 6:7 (6), 6:4 und 6:1, zeigte dabei aber reichlich Schwächen. "Ich bin bereit", sagte Boisson. Im Finale würde dann Titelverteidigerin Iga Swiatek oder die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka warten. "Warum sollte sie das Turnier nicht gewinnen, wenn sie bei sich bleibt und sich weiter tragen lässt?", sagte Andreeva.

Urplötzlich beste Französin

Boisson befindet sich in einem schwindelerregenden Höhenflug. In der Weltrangliste wird sie auch bei einem Halbfinal-Aus um fast 300 Plätze auf Rang 65 klettern und urplötzlich beste Französin sein - die Grande Nation hatte zu Beginn der French Open gerade eine einzige Spielerin unter den Top 100. Nun lässt Boisson das Land von Suzanne Lenglen und Amélie Mauresmo wieder von ganz großen Titeln träumen.

Im Frühjahr 2024 war die Tochter des früheren Basketball-Europapokalsiegers Yann Boisson ganz unten angekommen, ihr Grand-Slam-Debüt wegen eines Kreuzbandrisses geplatzt. Damals lag sie am Boden. Nun lag sie wieder am Boden. Und weinte Freudentränen.

Hier das Einzel-Tableau in Roland-Garros

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Andreeva Mirra

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Donnerstag
05.06.2025, 08:00 Uhr
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