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Roland Garros: Ein Abend mit Carlitos - Alcaraz fast perfekt

Die Vorstellung von Carlos Alcaraz am Dienstagabend gegen Stefanos Tsitsipas im Achtelfinale von Roland Garros war bis auf eine wackelige Schlusssequenz nahe der Perfektion.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 06.06.2023, 22:31 Uhr

Noch fehlen Carlos Alcaraz zwei Sieg zum Titel, aber ... was für eine Vorstellung!
© Getty Images
Noch fehlen Carlos Alcaraz zwei Sieg zum Titel, aber ... was für eine Vorstellung!

Von Jens Huiber aus Roland Garros

Die einzige Frage, die sich alle Anwesenden am gestrigen Dienstagabend auf den Tribünen des Court Philippe-Chatrier gestellt haben, war diese: Wie in aller Welt ist es Cameron Norrie gelungen, Carlos Alcaraz im Endspiel von Rio de Janeiro zu schlagen? Norrie, dieser brave Arbeiter, hat doch gar keine Waffen, mit denen er Alcaraz gefährlich werden kann. Man muss, ausgenommen der letzten Minuten im Match, in denen Alcaraz sehr schlampig spielte, (aus griechischer Sicht leider) sagen: Stefanos Tsitsipas im Grunde auch nicht.

Die Night Sessions bei den French Open sind so angelegt: Die Idee ist es, das Spektakel im größten Stadion der Anlage um Punkt 20:15 Uhr zu starten. Mit einer Showeinlage, die nur die engsten Verwandten der Performer interessiert. Um fair zu sein: Durch den strategisch brillanten Schachzug, die Tore für das Chatrier erst um ca. 20 Uhr zu öffnen, sind eine Viertelstunde später die Reihen noch sehr spärlich besetzt. Was man auch bei der Begrüßung der Spieler merkt. Alcaraz und Tsitsipas werden vom französischen Publikum geschätzt. Aber wenn die Hälfte der Kartenbesitzer beim Einmarsch der Hauptpersonen noch die Plätze sucht, drückt das auf die Stimmung.

Ferrero fordert von Alcaraz Variabilität

Der Spaßverderber des Abends ist aber: Carlos Alcaraz. Die Journalisten-Plätze sind weit oben angelegt, aber selbst aus der Distanz kann man die Hektik von Stefanos Tsitsipas förmlich spüren, wenn er die Bälle von Alcaraz verarbeiten muss. Es gibt ja Spieler, die gerne mit dem Tempo des jeweiligen Gegners arbeiten. Carlos Alcaraz beschleunigt die Kugel mit der Vorhand, da muss man schon lange in der Geschichte des Tennissports suchen. Viel Glück damit (Juan Martin del Potro vielleicht, wenn auch mit komplett anderer Technik? Pete Sampras, anybody?).

Mischa Zverev hat vor kurzem mal gesagt, dass Juan Carlos Ferrero seinem Schützling, also Alcaraz, mit auf den Weg gegeben habe, dass er die vier notwendigen Punkte zum Spielgewinn auf vier verschiedene Arten machen sollte: Aufschlag, Stopp, Volley, Vorhand. Erstaunlich, wie oft Carlitos genau das liefert.

Nach 65 Minuten ist der zweite Satz vorbei, Stefanos ist verzweifelt. Was er auch seine Box und also seinen Vater wissen lässt (die grandiose griechische Kollegin hat bei der Übersetzung geholfen): „Ich bin diese Power nicht gewöhnt.“ „Ich kann den Ball nicht kontrollieren.“

Wer kann das schon (außer natürlich der unglaubliche Cam Norrie in Rio)?

Gegen Djokovic um die Nummer eins

Nächste Frage: Warum ist es so großartig, Carlos Alcaraz bei der Arbeit zuzusehen? Ein Aspekt ist sicher: Man weiß nie, was kommt. Aber meistens ist es was Bemerkenswertes. Und der immer noch erst 20-Jährige spielt jeden Ball mit einem Vorsatz, einer Idee. Und er ist so unfassbar schnell auf den Beinen!

Indes: Die Gala gegen Stefanos Tsitsipas hat für den Freitag keine Bedeutung. Denn da wartet mit Novak Djokovic jener Mann, der schon alles im Tennis gesehen hat. Und der sich in dieses vorgezogene Finale hineinfuchsen wird, als sei es sein letztes Match überhaupt. Denn das, was Norrie in Rio de Janeiro zum Sieg geführt hat - eine unglaubliche Defensive - beherrscht Djokovic noch viel besser. Abgesehen von den anderen Waffen, die der 22-malige Major-Champion im Köcher hat. Und Herumblödeln so wie in der endphase gegen Stefanos Tsitsipas - das lässteinem Novak Djokovic nicht durchgehen.

So nebenbei wird auch die Nummer eins in den ATP-Charts ausgespielt. Wir freuen uns drauf.

Hier das Einzel-Tableau der Männer

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Mittwoch
07.06.2023, 08:02 Uhr
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