„Nur Federers Spiele durfte ich nicht leiten“
Nach sechs Jahren auf der Tour leitete der Steyrer in Linz seine letzten Matches. „Man darf nie sagen, was man denkt“, sagt der 32-Jährige nach 1600 Matches als Chair-Umpire.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
16.10.2011, 16:20 Uhr

Mario Sacher aus Linz
Daniel Infanger war als Profischiedsrichter bei sämtlichen Grand Slam-Turnieren im Einsatz und auch bei den Olympischen Spielen in Peking. Nach rund 1000 Matches als Profi und insgesamt 1600 als internationaler Schiedsrichter verabschiedete sich der Steyrer vergangene Woche in Linz aus beruflichen Gründen von der Tour. „Ich wollte unbedingt in meiner Heimat abtreten“, sagt Infanger im Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten", "hier habe ich als Ball-Bube begonnen." Nach dem Halbfinaltag beim Generali Ladies gab’s für Infanger von den Mitarbeitern „Standing Ovations“.
„Mit Federer bin ich bei den Jugendturnieren oft in einem Zimmer gelegen“
Bis auf Roger Federer und Andy Roddick tanzten alle Topstars nach seiner Pfeife. "Mit Federer bin ich bei den Jugendturnieren oft in einem Zimmer gelegen, daher durfte ich seine Spiele nicht leiten", so der Steyrer. "Man muss als Chair-Umpire immer seine Emotionen unter Kontrolle haben", erklärt der 32-Jährige. "Man darf nie sagen, was man denkt, und in manchen Situationen muss man den Spielern ganz klar zeigen, dass man da ist." Abgehen werden ihm vor allem die vielen Freunde, die er auf der Tour gefunden habe. "Ich war bei 35 Turnieren im Jahr im Einsatz, habe 52 Länder bereist. Das war schon lässig." Auch wenn die Bezahlung im Gegensatz zu den Gagen der Top-Profis nicht so gut gewesen sei.
„Wenn ich als Spieler Erfolg gehabt hätte, wäre ich nicht Schiri geworden“
Im zarten Alter von 17 Jahren war der „Tennisverückte“ (Eigendefinition) bereits als Schiri im Landesverband tätig und schon als 21-Jähriger war er bei internationalen Turnieren unterwegs. "Wenn ich als Spieler Erfolg gehabt hätte, dann wäre ich sicher kein Schiedsrichter geworden", schmunzelt Infanger. Dabei holte er drei Landesmeister-Titel und war mit Tennispoint Pasching sogar in der Staatsliga aktiv. Gebremst hat seine sportliche Karriere ein Unfall beim Bundesheer: "Ich habe mir damals das Becken gebrochen, habe eineinhalb Jahre überhaupt nicht spielen können."
Seit 1. August ist der 32-Jährige bei einem Elektronikkonzern in Wels als Exportmarktanalyst tätig. "Ich habe nach sechs Jahren Uni-Pause endlich mein Studium abgeschlossen, jetzt wird es Zeit für Job und Familie!" Seine 24-jährige finnische Freundin Pihla Yrttiaho wird’s freuen.(Text: OÖN/ms)
Andi Du-Rieux hat sich in einem Video mit einem weinenden Hawk-eye von Daniel Infanger verabschiedet.(Foto: Ernst Zotl)
