Sebastian Ofner im Interview: "Ich möchte diese Saison voll durchbeißen"

Nach der knapp verpassten Qualifikation zu den Australian Open hat Sebastian Ofner den langen Weg aus Melbourne auf sich genommen, um in dieser Woche beim Tenerife Challenger auf den Kanarischen Inseln anzutreten. Der Reisestrapazen haben sich für den 26-jährigen Österreicher allerdings durchaus bezahlt gemacht.

von Florian Heer aus Teneriffa
zuletzt bearbeitet: 22.01.2023, 15:52 Uhr

Auf den in traumhafter Landschaft gelegenen Hartplätzen der Abama Tennis Academy in Guía de Isora konnte Ofner sein insgesamt achtes Finale auf der ATP-Challenger-Tour erreichen. Die Nummer 193 der Weltrangliste unterlag lediglich einem stark aufspielenden Alexander Shevchenko im Finale in zwei Sätzen. Wir haben Ofner die Woche über in Teneriffa begleitet.

Tennisnet: Zuallererst noch ein frohes neues Jahr! Dabei hat die Saison Sie ja bereits begonnen. Wie waren die ersten Wochen auf der Tour?

Sebastian Ofner: Ich habe zwei gute Matches in Canberra gespielt. In der Qualifikation zu den Australian Open bin ich in der dritten Runde gescheitert. Das ist natürlich bitter. Aber insgesamt war es ein guter Start. Einen solch guten hatte ich seit langem nicht mehr gehabt. Ich bin schmerzfrei, kann voll spielen. Schauen wir mal, was in diesem Jahr noch möglich ist.

Was hat Sie dazu bewogen, die lange Reise von Melbourne nach Teneriffa auf sich zu nehmen?

Ich möchte diese Saison voll durchbeißen – vor allem wenn mein Körper hält! Ich habe um einen Start am Dienstag gebeten, aber es war schon nicht ohne insgesamt 25 Stunden unterwegs gewesen zu sein.

Wann sind Sie angekommen?

Ich bin am vergangenen Sonntagnachmittag in Teneriffa angekommen. Den Jetlag habe ich sehr gut überstanden. Am ersten Abend versucht man, so lange es geht aufzubleiben, um schnell wieder in den Rhythmus zu kommen. Dies ist mir gut gelungen.

Bei der Premierenausgabe des Tenerife Challenger vor zwei Jahren waren Sie nicht am Start. Kennen Sie aber die Insel bzw. die Kanaren?

Ich war einmal zur Saisonvorbereitung in Adeje. Auf dieser Anlage hier war ich noch nicht, es ist aber alles super. Ein Top-Challenger.

Spielen Sie Golf? Hier gibt es ja einige Möglichkeiten…

Nein. Ich spiele kein Golf, aber die Plätze sehen sehr gut aus.

Lassen Sie uns kurz über die vergangene Saison sprechen. Sie sind im Frühjahr nach langer Verletzungspause auf die Tour zurückgekehrt und konnten auch bald im Anschluss einen Challenger-Titel in Prag gewinnen. Wie fällt das Fazit aus?

Ich musste noch jedes Match mit Schmerzmitteln bestreiten. Unter diesen Umständen lief es recht gut. Das Ziel war es die Top 200 zu halten, um bei den Australian Open an den Start gehen zu können. Das habe ich geschafft. Im Oktober musste ich mich nochmal einem kleineren Eingriff unterziehen und im November war ich schließlich zum ersten Mal schmerzfrei beim Training. Das war eine richtig lange Zeit. Umso glücklicher bin ich, dass ich jetzt schmerzfrei spielen kann und mich wieder auf das Tennis fokussieren kann. Das war ein befreiendes Gefühl.

Gab es Momente, wo Sie dachten, dass es mit dem Profi-Tennis vielleicht nicht weitergehen kann?

Ich hatte mich zwischendurch schon damit abgefunden, nicht mehr ohne Schmerzen spielen zu können, da es auch Probleme mit der Achillessehne gab und ich nicht wusste, wie lange das andauern würde. Jetzt sieht es allerdings gut aus und ich bin megahappy.

Wie lief die Vorbereitung im Winter?

Ich habe mit Fitnesstraining zu Hause bei meinen Eltern begonnen. Im Anschluss bin ich nach Traiskirchen zu einem zweiwöchigen Training und habe auch relativ viel mit Dominic Thiem gespielt. Danach haben wir zwei Wochen Vorbereitung unter hervorragenden Bedingungen in Dubai bestritten.

Wie schätzen Sie die Lage bei Dominic ein?

Die Vorbereitung verlief sehr gut. Ich finde, dass er sein Spiel bereits wesentlich verbessern konnte. Er wird wohl noch ein paar Matches benötigen, um es dann auch auf den Platz zu bringen. Ich gehe aber davon aus, dass die Saison für ihn wieder sehr gut laufen wird und er zu alter Stärke zurückfinden wird.

Wie sehen Ihre Zielsetzungen aus?

Mein Ziel ist es ganz klar einmal unter die Top 100 zu kommen und alle Grand-Slam-Turniere zu spielen. Das letzte Jahr war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Unter der Voraussetzung verletzungsfrei zu bleiben, bin ich davon überzeugt am Ende dieser Saison zweistellig in der Weltrangliste zu stehen. Natürlich hoffe ich, dass mein Körper mal eine Saison hält ohne größere Probleme zu haben. Ich habe jetzt auch einen Fitnesstrainer, den ich über meinen Touring-Coach Stefan Rettl kennengelernt habe. Er erstellt mir Pläne, wenn ich bei den Turnieren unterwegs bin, und achtet auch darauf nötige Pausen von der Tour zu nehmen. Ansonsten arbeite ich weiterhin mit Wolfgang Thiem zusammen und bin sehr zufrieden.

Nach Teneriffa sind Sie alleine gereist. Mit was beschäftigen Sie sich abseits des Platzes während einer Turnierwoche?

Hier bietet sich natürlich an vom Hotel aus ans Meer zu gehen. Ansonsten kann man viel Zeit auf der Anlage verbringen. Das Essen ist sehr gut. Am Abend schaue ich mal gerne einen Film, bin aber auch froh mal einfach entspannen zu können.

In der vergangenen Saison hatten Sie auch kritische Töne geäußert und gemeint, dass die Challenger-Tour von der ATP vernachlässigt werden würde. In diesem Jahr gab es ein Upgrade in Bezug auf Weltranglistenpunkte und Preisgeld. Wie zufrieden sind Sie mit diesem Schritt?

Ich sehe die Entwicklung positiv. Es gibt wesentlich mehr Turniere, wo der Sieger 100 bzw. 125 Punkte gewinnen kann. Dies kann die Sprünge nach vorne in der Weltrangliste erleichtern. Auch bezüglich des Preisgelds ist es ein Schritt in die richtige Richtung und erleichtert die Turnierplanung. Es ergeben sich außerdem mehr Möglichkeiten den eigenen Trainer mitzunehmen.

Es gibt auch mehr Turniere, die an ein und demselben Standort über teils mehrere Wochen ausgetragen werden.

Das finde ich auch sehr gut. Es vermindert den Reisestress. Wenn die Bedingungen vor Ort passen, kann man gleich vor Ort bleiben und auch dort trainieren. Das vereinfacht auch einiges.

Wie sind Ihre Erfahrungen diese Woche hier?

Auch auf Challenger-Ebene muss man jeden Tag seine Leistung abrufen und dies am besten über die gesamte Saison hinweg. Es gab viele enge Matches mit harten und teilweisen langen Ballwechseln, aber ich bin mit meiner Performance durchaus zufrieden.

Wie sieht Ihr Fahrplan für die nächsten Wochen aus?

Nach Teneriffa werde ich in Quimper und in Koblenz spielen. Im Anschluss geht es nach Bahrain und zwei Wochen nach Indien.

Vielen Dank für das Gespräch und eine weiterhin erfolgreiche Saison!

von Florian Heer aus Teneriffa

Sonntag
22.01.2023, 15:52 Uhr
zuletzt bearbeitet: 22.01.2023, 15:52 Uhr