Urlaub vor Wimbledon: Warum Alcaraz alles richtig macht
Carlos Alcaraz hat in den vergangenen beiden Jahren einen ungewöhnlichen Weg im Übergang von der Sand- auf die Rasensaison gewählt. Spätestens seit der Netflix-Doku “My Way” wurde er öffentlich dafür kritisiert. Doch Andy Murray gibt dem jungen Spanier recht.
von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet:
15.06.2025, 18:27 Uhr

Ein Luxus, den sich nur ein Sieger leisten kann
Als Carlos Alcaraz nach seinem Halbfinal-Aus bei den French Open 2023 gegen Novak Djokovic ein paar Tage mit Freunden auf Ibiza entspannte, war die Empörung vieler Tennis-Kommentatoren groß. Auch 2024 gönnte sich der Spanier unmittelbar nach dem Triumph über Alexander Zverev in Paris eine Auszeit auf der Partyinsel. Ein No-Go, so der Tenor vieler Experten, da während dieser kurzen Phase andere Spieler längst das Rasentraining aufnehmen. Doch das vermeintliche Risiko zahlte sich aus: Alcaraz gewann in beiden Jahren im Anschluss an seinen Urlaub das prestigeträchtige Turnier in Wimbledon.
„Ich wünschte, ich hätte das gemacht!“
Ausgerechnet Andy Murray, dreifacher Grand-Slam-Sieger und zweimaliger Wimbledon-Champion, zeigte nun ungewohnt ehrliche Bewunderung für Alcaraz' Herangehensweise. Bruder Jamie Murray bekannte in einem Interview, dass Andy selbst rückblickend meine, er hätte ebenso handeln sollen. Anstatt sich von Sand auf Rasen zu hetzen, hätte auch er sich eine Auszeit gönnen sollen – körperlich wie mental. Alcaraz verkörpere für Murray das neue Selbstverständnis einer Spielergeneration, die sich nicht scheut, auf sich selbst zu hören und die alten Tennisdogmen zu verwerfen.
Zwischen Ibiza und Wimbledon: Ein Masterplan
Dass Alcaraz dabei nicht einfach ‘nur’ Urlaub macht, sondern seinem Körper gezielt Erholung ermöglicht, ist längst Teil seines sportlichen Konzepts. Auf einer Tour, die kaum Luft zum Atmen lässt, sind solche Inseln der Regeneration essenziell. Dies gilt gerade für Spieler mit einem körperlich derart fordernden Spielstil wie dem des Spaniers. Wo andere sich von einem Belag zum nächsten schleppen, plant Alcaraz mit Kalkül. Der Lohn: zwei Wimbledon-Titel und ein Image, das mehr denn je auf Kontrolle über die eigene Karriere setzt.
Neue Generation mit neuen Maßstäben
Alcaraz zeigt damit nicht nur sportliche Reife, sondern auch mentale Souveränität. In einem Sport, in dem die Grenzen zwischen Leistung und Überforderung oft verschwimmen, ist sein Weg ein Statement: Erfolg bedeutet nicht, alles zu machen, sondern das Richtige. Dass ein Andy Murray das so offen anerkennt, sagt viel aus über den Wandel im Profisport. Und noch mehr über Alcaraz.