Sebastian Ofner - "Sinner hat Unglaubliches geleistet"

Während Dominic Thiem in der Londoner O2-Arena bei den ATP-Finals unterwegs ist, sorgt im verschneiten Grödnertal in Südtirol ein anderer Österreicher für Schlagzeilen. Sebastian Ofner hat beim Sparkasse Challenger Val Gardena Südtirol das Endspiel erreicht. Dort erwartet ihn nun mit Jannik Sinner der amtierende Next-Gen-ATP-Finals-Champion und lokale Superstar des Turniers.

von Florian Heer
zuletzt bearbeitet: 16.11.2019, 17:39 Uhr

Sebastian Ofner in Ortisei
© Marco Corriero
Sebastian Ofner in Ortisei

Von Florian Heer aus Ortisei

Ofner besiegte am Samstagnachmittag den aufschlagstarken Italiener Luca Vanni in zwei Tie-Breaks mit 7-6(4), 7-6(3). Der an Nummer 10 gesetzte Österreicher schlug 19 Asse auf dem schnellen Hallenboden des Tennisclubs Ortisei, musste aber auch acht Breakbälle abwehren und war in den entscheidenden Momenten hellwach. Nach einer Stunde und 42 Minuten verließ Ofner als Sieger den Platz. Nach seinem Triumph beim ATP-Challenger im mexikanischen Puerto Vallarta Anfang Mai, erreicht die aktuelle Nummer 173 der ATP-Weltrangliste nun sein zweites Finale der Saison.

Wir haben uns mit Ofner nach dem Erfolg in der Vorschlussrunde zum Interview getroffen.

tennisnet: Gratulation zum Sieg. Was hat heute den Unterschied ausgemacht?

Sebastian Ofner: Luca serviert richtig schnell und platziert und ich hatte Probleme seinen Aufschlag zu lesen. Dazu habe ich mir das Leben bei meinem eigenen Aufschlag teilweise auch selbst schwer gemacht. Die zwei Tie-Breaks habe ich aber richtig gut gespielt. Ich war sehr fokussiert und habe gut retourniert. Damit bin ich sehr zufrieden.

Die Woche hier läuft richtig gut. Sie sind mit Siegen über Francesco Forti, Dennis Novak, Lorenzo Musetti ins Halbfinale eingezogen. Kommen die Bedingungen in Ortisei Ihrem Spiel zu gute?

Definitiv. Durch meinen Aufschlag habe ich Vorteile. Allerdings habe ich in letzter Zeit insgesamt besser gespielt, auch wenn ich in der letzten Woche gegen einen starken Dennis Novak verloren habe. Ich bin mit der Woche hier sehr zufrieden und hoffe im kommenden Jahr darauf aufbauen zu können.

Wenn Sie diese Saison Revue passieren lassen. Wie fällt Ihr Fazit für 2019 aus?

Zu Beginn des Jahres habe ich ganz okay gespielt. Ich habe Viertel- und Halbfinals erreicht und auch einen ATP-Challenger-Titel gewonnen. Auf einmal ist es dann Im Sommer aber abgerissen. Ich habe viele enge Sätze und Matches verloren bis es angefangen hat an meinen Nerven zu zerren. Ich muss versuchen im nächsten Jahr konstanter auf meinem Level zu spielen und fokussierter in den engen Situationen zu sein. Dies läuft bei diesem Turnier hier sehr gut. Wenn ich das konstant über eine Saison spielen kann, bin ich mir sicher wieder einen Schritt nach vorne machen zu können und wieder näher an die Top-100 zu kommen.

Kann man diese angesprochenen engen Situationen im Training überhaupt simulieren?

Nicht wirklich, aber wenn man genügend Vertrauen und die Sicherheit in den Schlägen besitzt, dann kommt das automatisch. Wenn ich bei einem schlechten Lauf anfange zu hadern, dann brechen meine Schläge teilweise weg. Dies sollte nicht der Fall sein und daran werde ich in den nächsten Monaten hart arbeiten. Es gilt das Gefühl zu erlangen, dass ich bei den Schlägen keine Fehler machen kann.

Können Sie uns bezüglich Ihrer Trainingssituation bitte auf den aktuellen Stand bringen?

Als Wolfgang Thiem die Bresnik-Akademie verlassen hat, sind Dennis und ich mitgegangen. Wir beiden trainieren also beim Wolfgang. Günter ist allerdings weiterhin mein Manager. Ich habe damit kein Problem und auch auf dem Platz bekommen die Spieler nichts mit. Das ist sehr gut und man kann sich auf das Tennis konzentrieren.

Inwieweit steht ihr dann während der Turniere im Kontakt?

Mit Wolfgang telefoniere ich regelmäßig nach meinen Matches oder aufgrund von Zeitunterschieden auch mal jeden zweiten oder dritten Tag. Seit Kitzbühel reise ich des Öfteren mit Alexander Peya, der mich auf einigen Turnieren begleitet hat. Das hat mir sehr gut gefallen. Er weiß und sieht viel, um mein Spiel verbessern zu können. Er möchte allerdings im nächsten Jahr noch einmal voll spielen und sein sehr gutes Protected Ranking nutzen. Dann werden wir schauen, wie es weitergeht. Wir beide haben aber auch nach jedem Match Kontakt und gibt mir gute Tipps. Das passt im Moment sehr gut.

Tennis in Österreich scheint dank guter Leistungen und Ergebnisse wieder im Aufwind zu befinden. Spürt ihr Spieler das auch?

Ganz klar, ja! In erster Linie natürlich durch Dominic, der ein unglaubliches Jahr spielt. Dennis ist auch wieder an den Top-100 dran. Ich hoffentlich nächstes Jahr. Man merkt, dass wieder mehr Tennisbegeisterung vorherrscht. Auch dank der Übertragungen auf Servus-TV schauen wieder mehr Leute zu. Tennis läuft in Österreich wieder richtig gut.

Einzig was fehlt sind Challenger-Turniere.

Es hat Gespräche über Challenger gegeben. Dann ist es wieder verworfen worden. Ich rechne mit keinen Challenger-Turnieren in Österreich in nächster Zeit. Leider. Es wäre cool, wenn wir Challenger bei uns hätten. Diese wären für uns sehr gut erreichbar und die Austragungsstätten wären auch top. Es ist schade.

Ein erstes Highlight des neuen Jahres wird der ATP-Cup sein. Österreich ist qualifiziert. Wie groß ist die Vorfreude auf das neue Event?

Das wird sicher ein Mega-Event. Dominic, Dennis, Oliver March, Jürgen Melzer und ich kennen uns sehr gut und verstehen uns super. Da wird es keine Probleme geben und ich freue mich auf eine paar tolle Wochen.

Haben Sie bereits Pläne, wie Sie die Off-Season gestalten werden?

Ich werde zu Hause bleiben, eventuell mit Freunden für ein oder zwei Tage etwas unternehmen. Am 2. Dezember beginnt dann in Wien bereits die Vorbereitung auf Australien.

Zuvor steht allerdings noch das Finale hier in Ortisei gegen Jannik Sinner an.

Was Sinner mit seinen 18 Jahren in dieser Saison geleistet hat ist unglaublich. Wir haben in der Wiener Stadthalle einmal zusammen trainiert. Ich freue mich auf eine volle Halle mit toller Stimmung.

Vielen Dank und viel Erfolg.

von Florian Heer

Samstag
16.11.2019, 18:55 Uhr
zuletzt bearbeitet: 16.11.2019, 17:39 Uhr