„Auf der WTA-Tour ist fast jede Zweite lesbisch“
Sergiy Stakhovsky macht in einem Interview mit einer ukrainischen Webseite kontroverse Aussagen zum Thema Homosexualität im Tennis.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
11.07.2015, 11:06 Uhr

Homosexualität im Tennissport ist immer noch ein großes Tabuthema, zumindest im Herrentennis. Während bei den Damen Tennis-Größen wieMartina Navratilova,Billie Jean KingundAmélie Mauresmoimmer offen mit ihrer Homosexualität umgegangen sind, wartet man bei den Herren der Schöpfung auf das erste „Coming-out“. Nach Meinung von Sergiy Stakhovsky, derzeit Nummer 49 im ATP-Ranking, wird es das so bald nicht geben. Denn nach Angaben des 29-jährigen Ukrainers gibt es Homosexualität im Spitzentennis nicht.
„Ich werde meine Tochter sicherlich nicht auf die WTA-Tour schicken“
„Auf der ATP-Tour haben wir eine normale Atmosphäre. Wenn da was wäre, würden wir sicherlich darüber Bescheid wissen, weil es ein sehr geschlossener Kreis ist. Zuvor gab es immer wieder Gerede über Spieler(Anmerkung: Namen der betroffenen Spieler wurden ausgelassen). Ich würde nicht für die gesamte Tour und die neuen Jungs meine Hand ins Feuer legen, aber in den Top 100 gibt es definitiv keine Schwulen“, sagte Stakhovsky im Gespräch mit der ukrainischen Webseite „xsport.ua“.
Martina Navratilova hatte vor wenigen Monaten in einem Interview erklärt, dass sie es nicht verstehen könne, dass sich bislang kein männlicher Spieler geoutet habe. Stakhovsky, der bekannt dafür ist, gerne zu provozieren und seine Meinung klar auszudrücken, nahm dazu Stellung. „Sie kann das in der Damenumkleide denken. Sie hat keine Ahnung, was im Herrentennis vor sich geht, und sie hat damit auch überhaupt nichts zu tun. Auf der WTA-Tour ist fast jede Zweite lesbisch. Könnt ihr euch das vorstellen? Die Hälfte! Ich werde meine Tochter sicherlich nicht auf die WTA-Tour schicken.”
ATP und WTA reagieren auf Stakhovskys Kommentare
Auf die Frage, was er machen würde, wenn in 25 Jahren seine Tochter Taisa zu ihm kommen würde mit der Mitteilung, einen Tennisspieler zu heiraten, entgegnete Stakhovsky süffisant: „Ich erschieße ihn. Als meine Tochter geboren wurde, habe ich verstanden, dass ich eine Waffe brauche“, sagte der Ukrainer mit einem Lachen. „Aber ernsthaft. Ich werde immer Respekt vor der Entscheidung meiner Tochter haben. Ich denke, dass viel von den Eltern abhängt. Wenn Anfisa(Anmerkung: die Frau von Stakhovsky)und ich sie gut erziehen, wird sie jemand Wertvolles auswählen. Natürlich kann Liebe grausam sein. Ich habe nicht vor, mit meiner Tochter zu streiten, nur weil sie sich in jemanden verliebt. Ich habe es bei meinem Schwiegervater gesehen, wie schwierig es war, seine beiden Töchter gehen zu lassen. Daher verstehe ich, dass mir etwas Ähnliches passieren wird.”
Die Aussagen von Stakhovsky schlugen hohe Wellen. Navratilova wendete sich direkt via Twitter an den Ukrainer. Und auch WTA-Präsidentin Stacey Allaster und ATP-Präsident Chris Kermode sahen sich gezwungen, auf die Kommentare zu reagieren. „Es ist traurig, dass es in der heutigen Zeit Leute gibt, die engstirnig sind und verächtlich über Frauen basierend auf deren sexueller Orientierung sprechen. Es ist eine traurige Reflektion des alten Denkens. Ich bin stolz auf all unsere WTA-Spielerin, die vorwärts denken, jeden gleich behandeln und das Leben im 21. Jahrhundert widerspiegeln“, sagte Allaster in einem auf der Webseite der WTA-Tour veröffentlichten Statement. Kermode ließ über einen ATP-Sprecher wissen, dass „die angeblichen Bemerkungen beleidigend, unakzeptabel und keinen Platz in unserem Sport haben“. Der ATP-Präsident kündigte an, dass die Angelegenheit untersucht werde, um weitere Maßnahmen zu bestimmen. (Text: cab)