Stimmen zur Muster-Rückkehr
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
16.06.2010, 12:47 Uhr

Er ist also wieder zurück, unser Thomas Muster, unsere ehemalige Nummer eins der Welt, unser French Open-Sieger von 1995. Was kann man einem 42-jährigen, ehemaligen Sandplatz-Dominator, der sechs Mal die Woche und zwei Mal am Tag im Training steht, zutrauen? Sicher dürfte sein, dass die unheimlich verbissene „Trainingsmaschine“ noch immer viel von seinem früheren Ehrgeiz und von seiner Einsatzbereitschaft erhalten hat. Doch reicht das, um in einem der am besten besetzten Challenger-Turniere der Welt mitzuhalten oder sogar einen zu Spieler zu schlagen?Günter Bresnik, der einige Jahre während der Muster-Zeit Daviscup-Captain war, meint dazu: "Wenn Tom sechsmal die Woche zweimal am Tag trainiert, dann spielt er sicher wieder gut. Vor ein paar Jahren hat er in einer Exhibition gegen Stefan (Anm. Koubek) in der Stadthalle auch sehr ordentlich gespielt. Ich denke, dass es für ihn auf Sand in einem Challenger-Hauptbewerb noch immer gegen einige Leute reichen könnte. Er weiß, was er tut, und er wird top vorbereitet sein und sich nicht zum Kasperl machen lassen.“
Fällt Thomas Musters Denkmal?
Einige sehen das jedoch anders.Arno Dupal, tennisnet.com-Blogger, sagt: „Gewinnen wird er dort nichts, ansonsten wäre das ein ganz schlechtes Zeichen für das Niveau der erweiterten Weltspitze. Das Herren-Tennis wäre dann nichts anderes als das Damen-Tennis, und das glaube ich nicht. Aber wenn es ihm Spaß macht, dann soll er dort spielen.“ Überhaupt keine Chancen räumt ihmChristian Frühwaldvon "Laola1" ein, er sieht sogar das Denkmal „Thomas Muster“ gefährdet: „Ich halte die ganze Geschichte für einen reinen Marketing-Gag. So gut Thomas Muster zu seinen Glanzzeiten war, heutzutage wird er nicht einmal mehr auf der Future-Ebene ernsthaft mitspielen können. Dafür hat sich das Tennis in den letzten elf Jahren - seit seinem letzten Auftritt auf der ATP-Tour - zu stark verändert. Ich hoffe und glaube, dass er das Comeback selbst nicht wirklich ernst meint. Ansonsten droht die Demontage eines österreichischen Sportdenkmals.“
„Manche turnen am Wohnzimmerteppich, andere fahren nach Braunschweig“
Fritz Huttervom „Sportmagazin“ sieht das Comeback, das laut Thomas Muster gar keines ist, weil er seinen Rücktritt nie offiziell bekannt gab, pragmatisch: „Sich fit halten ist für uns ältere Väter von jüngeren Kindern doch grundsätzlich nicht der schlechteste Plan. Manche turnen daheim am Wohnzimmerteppich, andere fahren halt nach Braunschweig.“ An der Ernsthaftigkeit von Musters Plänen zweifelt Hutter nicht: „Thomas Muster hat immer getan was er und/oder sein allerengster Kreis für richtig gehalten hat und sich in den seltensten Fällen dreinreden lassen. Er wird also auch diesmal hemmungslos sein Ding durchziehen und dem Braunschweig-Veranstalter ein spürbares Zuschauerplus bescheren. Wenn sie Einzel und Doppel klug ansetzen, dann sogar an zwei Tagen.“
"Muster wird sich blamieren"
"Ich halte diese Aktion weder für einen ernstgemeinten Schritt wieder auf die Tour zurückzukehren, noch für einen PR-Gag. Dem ganzen ging aller Voraussicht nach eine Wette voraus", glaubtHarald Ottawa. Sehr deutliche Worte fand der "Kurier"-Journalist besonders in Bezug auf die sportliche Sinnhaftigkeit: "Ob Muster mithalten kann? Martin Fischer sagt es treffend: Da wären wir alle deppert!! Muster wird sich ähnlich blamieren, wie Björn Borg bei seinem Comeback. Der wollte 1991 noch einmal zurückkommen und hat dann bis 1993 zwölf Matches auf der ATP-Tour gespielt und ebenso viele verloren. Nur: Borg war damals Mitte 30, nicht 42. Eigentlich eine traurige Sache für Muster."
Unverständnis bei Leitgeb
Ronnie Leitgeb, der Thomas Musters „erste Karriere“ vom Anfang bis zum Ende begleitet hat, ist von Musters Vorhaben überrascht: „Ich sehe keinen Sinn darin, dass eine ehemalige Nummer eins Challenger-Turniere spielt." Leitgeb, nunmehr Manager von Jürgen Melzer, verstand es auch nicht, dass sein früherer Schützling vergangenen Herbst eine Exhibition gegen Österreichs beste Tennis-Dame, Sybille Bammer, spielte.
"Tom ist die Seniors Tour zu wenig"
tennisnet.com-HerausgeberAlex Antonitschsprach persönlich mit seinem langjährigen Daviscup-Kollegen, und fand folgendes heraus: "Es war wie im Vorjahr geplant, dass er in Braunschweig eine Exhibiton bestreitet, und die wird es am Samstag auch geben - gegen Michael Stich. Muster hat das alles eigentlich eh angekündigt gehabt und auch in Sport am Sonntag verkündet, dass er den Braunschweig-Challenger spielen wird. Damals hat aber irgendwie niemand darauf reagiert. Auf der Seniors Tour könnte er nur vier bis fünf Turniere pro Jahr spielen, und das wäre ihm zu wenig." Antonitsch meint in seinem neuen tennisnet.com-Blog weiters: "Er will jetzt zeigen, was er noch kann – oder es sich selbst zeigen. Er will wissen, wie weit er noch gehen kann. Das ist für mich diesmal jedenfalls kein PR-Gag."
"Wird ein Spaß für ihn und die Zuschauer"
tennisnet.com-HerausgeberCarl-Uwe Steebwar im Vorjahr noch Turnierdirektor bei den LB Nord Open in Braunschweig: „Ich hatte ihn schon damals gefragt, ob er mitspielen will, aber dann hat er sich leider verletzt. Ich find’s sehr witzig, dass er sich wieder mit aktuellen Spielern misst, das wird viele interessieren, wie er in diesem Vergleich jung mit alt mithalten kann. Das wird auf jeden Fall ein Spaß für ihn und die Zuschauer. Fraglich ist halt, wie gut sein Zustand ist. Wenn er viel trainiert hat und in gutem Zustand ist, kann er vielleicht mitspielen.“
Fischer: "Wir wären alle sehr blöd"
„Ich weiß nicht, was sein genauer Hintergedanke ist, aber ich nehme an, er hat einfach immer noch Spaß am Tennis und sucht eine Herausforderung", rätselte Österreichs Nummer vierMartin Fischer. "Gerade in Braunschweig ist es aber besonders schwer, da das Turnier dort immer sehr gut besetzt ist. Dass das noch zu einem ernsthaften Comeback führt, kann ich mir nicht vorstellen. Das Tennis ist schneller geworden, fast alle Spieler sind mittlerweile sehr fit, und allein schon deshalb könnte und würde er das nicht schaffen. Sonst wären wir Junge alle sehr blöd, die täglich an unseren Sachen arbeiten – und dann kommt er und meint in zwei Wochen wieder auf so einen Level kommen zu können. Ich glaube jedenfalls, dass er sehr gut selbst einschätzen vermag, wie gut er mithalten kann.“
Peya: "Muster wird sicher top vorbereitet sein"
Alex Peya, der heuer auf Challenger-Ebene schon zwei Semifinali (Johannesburg, Cremona) erreicht hat, ist auf Musters Abschneiden beim Comeback gespannt: „Ich kenne Muster noch aus seiner Zeit als Daviscup-Kapitän. Wenn er mit uns trainiert hat, dann hat er schon ordentlich Gas gegeben. Aber er war jetzt sehr lange weg und das Tennis ist in den letzten Jahren noch schneller geworden. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass Muster die Nummer eins der Welt war. Ich gehe davon aus, dass er sich top vorbereitet hat und dem einen oder anderen Spieler auch noch gefährlich werden kann. Eine Prognose über sein Abschneiden abzugeben, ist aber schwierig.“