24 ist Trumpf – Kann diese Regel den Tennissport revolutionieren?

Sportjournalist Gabriel Allen will mit seiner GASSS-Zählweise den Tennissport revolutionieren, so wie es einst der Erfinder des Tiebreaks tat.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 16.05.2016, 13:42 Uhr

Tennisball - Tennisschläger

Die Zählweise im Tennis, vor allem in Aufschlagspielen, ist für den Laien oft nicht ganz nachvollziehbar. Warum zählt man nach Punkten 15, 30, 40 anstatt 1, 2, 3? Und warum sagt man im Tiebreak „Zero“ und im Aufschlagspiel „Love“?In diesem launigen Video wird versucht, diese Tatsachen vereinfacht zu erklären.An der Zählweise im Tennis wurde in den letzten Jahrzehnten nur ganz selten rumgebastelt.Die spektakulärste Neuerung war die Einführung des Tiebreaks, die das Tennisspiel revolutioniert und in vielen Fällen auch verkürzt hat.Dennoch wird seit einigen Jahren immer wieder darüber diskutiert, ob und was man an den Tennisregeln ändern könnte, um den „weißen Sport“ – vor allem für das Fernsehen – noch attraktiver zu gestalten.

6 Gründe für die neue Zählweise

Gabriel Allen, freiberuflicher Sportjournalist und ehemaliger College-Tennisspieler in den USA, hat sich zum Ziel gesetzt, den Tennissport zu revolutionieren. Mit dem „Gabriel Allens’s Simplified Scoring System (kurz: GASSS) soll dies geschehen,wie er in einem Artikel auf der Webseite von „Sports Illustrated“ beschreibt.Sein Vorschlag: Ein Satz wird in einem Tiebreak bis 24 Punkte entschieden – mit zwei Punkten Vorsprung. Nach den ersten fünf gespielten Punkten werden die Seiten gewechselt, danach nach allen zehn gespielten Punkten. Allen nennt sechs Gründe, warum die derzeitige Zählweise abgeschafft werden soll.

1)Jeder Spieler hätte die gleiche Anzahl an Aufschlägen im Match. Ein Aufschlag ist dann weder Vorteil noch eine Last, wenn man öfter aufschlägt als der Gegner.

2)Es gleicht die Zeit zwischen den Seitenwechseln aus. Die Spieler können sich in regelmäßigen Intervallen erholen.

3)Es reduziert die Anzahl der gespielten Punkte pro Satz. Bei den letzten vier Grand-Slam-Turnieren wurden im Durschnitt 60 Punkte pro Satz gespielt. Bei einem Spielstand von 24:22 würden immer noch 14 Punkte weniger gespielt werden als beim Durchschnitt.

4)Es normalisiert die relative Matchdauer. Spieler, die bei der derzeitigen Zählweise zuvor ein Vier-Stunden-Match hatten, sind in der nächsten Runde nicht allzu sehr im Nachteil.

5)Es beseitigt die Ungerechtigkeit, dass man mehr Punkte gewinnt, aber trotzdem den Satz verliert. Die No-Ad-Regel macht es dabei sogar noch ungerechter, da es theoretisch möglich ist, dass jemand 16 Punkte weniger gemacht hat und dennoch den Satz gewinnt.

6)Es demokratisiert Tennis. Es macht den Sport fairer und freundlicher, indem jeder Punkt das gleiche Gewicht hat.

Die „richtigen Punkte” werden weggenommen

Einige Spieler, Offizielle und Journalisten wurden auf die GASSS-Zählweise angesprochen, die die Satzdauer um 25 Prozent verringern soll. Michael Russell, ehemaliger Top-60-Spieler, sagt: „Es ist interessant. Wie auch immer: Um solch einen radikalen Wechsel zu kreieren, braucht es viele, viele Jahre, glaube ich.“ Julia Cohen, ehemals Nummer 97 der Welt, meint: „Ich muss spielen, um es zu sehen, aber es könnte funktionieren. Es macht es wahrscheinlich fairer und gibt dem besseren Spieler an diesem Tag die bessere Chance, um zu gewinnen. Ich mag es. Es benötigt mehr Konzentration.“ Es gibt aber auch viele Stimmen, die der Idee von Gabriel Allen nicht allzu viel abgewinnen können und die aktuelle Zählweise mögen.

„Ich mag die kleinen Mini-Schlachten, die stattfinden, um den Krieg zu gewinnen“, sagt Craig O’Shannessy, Statistik-Guru unter den Tennisjournalisten. Courtney Nguyen, Journalistin für die WTA, sieht es wie folgt: „Tennis hat immer Wert darauf gelegt, nicht Punkte zu gewinnen, sondern die ‚richtigen Punkte’ zu gewinnen, deswegen gibt es auch unsere Obsession mit der Breakchancen-Verwertung oder den abgewehrten Breakbällen. 24-Punkte-Sätze nehmen die ‚richtigen Punkte’ weg. Ich denke, dass das aktuelle System demokratischer ist. Meine Vorahnung ist, dass das 24-Punkte-System die starken Aufschläger gewaltig favorisiert.“ So meint Marc Vecchiolla, ein Turnierdirektor in den USA, süffisant: „Wenn der 24-Punkte-Satz eingeführt wird, wäre John Isner jedes Jahr in den Top drei.“ Chris Bennett, US-Repräsentant auf der Senioren-Tour, glaubt: „Ich denke, das System reduziert die Bedeutung von Fitness. Ein Thema, das die Männer von den Jungs trennen kann.“

von tennisnet.com

Montag
16.05.2016, 13:42 Uhr