Toni Nadal über Training mit Rafael Nadal: "War ein fordernder Coach - manchmal auch zu hart"

Toni Nadal spricht im Zuge eines Trainingscamps in Cancun mit der spanischen Nachrichtenagentur EFE über seine Trainingsmethoden und wie er die Zukunft des Tennis sieht. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 15.03.2020, 08:57 Uhr

Toni Nadal spricht über seine Trainingsmethoden - und sagt, dass diese nicht immer leicht für Rafael Nadal waren.
Toni Nadal spricht über seine Trainingsmethoden - und sagt, dass diese nicht immer leicht für Rafael Nadal waren.

Es gibt nicht viele Spieler, denen es gelingt, nachdem ihr Kontrahent beim Stand von 1:5 im Entscheidungssatz bereits den ersten Matchball vorfindet, den Platz am Ende doch als Sieger zu verlassen. Der Mann, von dem hier die Rede ist, ist aber nicht wie die meisten Spieler. Der Mann drehte bei den ATP-Finals im Vorjahr gegen Daniil Medvedev ein 1:5 zu einem 7:6 (4), siegte aus schier aussichtsloser Position. Die Rede ist von Rafael Nadal, der "Stier von Manacor", das Mentalitätsmonster, der Kämpfer. Die Liste der Beinamen, die man Rafael Nadal für seine außergewöhnlichen kämpferischen Leistungen über die Jahre gegeben hat, sie ist eine lange. Und wer, wenn nicht Toni Nadal, der Onkel von Rafa und langjähriger Trainer, ist hauptverantwortlich dafür, welcher Spieler aus seinem talentierten Neffen geworden ist. 

Es begann vor gut 26 Jahren, Rafael Nadal war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal sieben Jahre alt, da nahm sich "Onkel Toni" seines Neffen an. Das Training, das der junge Mallorquiner bisher kannte, sollte sich mit diesem Zeitpunkt rapide ändern: "Ich war eine Mühe für ihn, war ein fordernder Coach - manchmal zu hart. Ich glaube an Zähigkeit als ein Mittel, nicht als ein Ergebnis", sagte Toni Nadal im Gespräch mit EFE über seine Trainingsmethoden. Ziel war es, immer "ein bisschen mehr" aus jeder Trainingseinheit rauszuholen. Einheiten, geprägt von Druck und höchster Belastung. Um diesen zu erhöhen, stand Toni Nadal stets wenige Schritte hinter seinem Schützling, um ihm mit dem Gefühl, ihm würde jemand zusehen, zusätzlich unter Druck zu setzen. 

Training schwieriger als Europameisterschaft

Mit Neffe Rafael habe Toni Nadal den perfekten Schützling gefunden, jemand, der schon als Junge sehr viel von sich verlangte: "Rafael war ein Junge, der von klein auf im Finale der Europameisterschaft dasselbe von sich verlangte wie im täglichen Training, ich glaube, dass es für Rafael schwieriger war, mit mir zu trainieren als in der Europameisterschaft zu spielen", erklärte "Onkel Toni" der spanischen Agentur. Dies sei - zusammen mit seinem Talent und seinen Anstrengungen - der Hauptgrund, dass Nadal zur Nummer eins wurde. 

In Zukunft einen neuen Rafael Nadal zu sehen, sieht Onkel Toni indes als unwahrscheinlich: "Es ist schwer, dass es einen neuen Rafael Nadal gibt, denn bisher übertrifft ihn nur einer bei Grand-Slam-Erfolgen, Roger Federer", führte Toni Nadal weiter aus. Diese Zukunft wird auch eine Veränderung des Sports beinhalten, ist Toni Nadal überzeugt: "Alle Sportarten bewegen sich in Richtung höherer Geschwindigkeit, und das ist die Zukunft des Tennis, die Spieler werden besser vorbereitet sein, körperlich stärker, und der Ball wird schneller geschlagen, das ist es, was meiner Meinung nach der Trend sein wird." Eine Veränderung, die seinen langjährigen Schützling aber nicht zwingend zum Verlieren verdonnert, ganz im Gegenteil: "Aber es ist auch wahr, dass die ältere Generation weiterhin gewinnen wird", ist Toni Nadal überzeugt. 

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von Michael Rothschädl

Sonntag
15.03.2020, 10:00 Uhr
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