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Totgeglaubte leben länger

HTT-Aushängeschild Damian Roman hat sich am Dienstag Abend am neu gestalteten Centercourt des Union ...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 15.05.2024, 14:18 Uhr

HTT-Aushängeschild Damian Roman hat sich am Dienstag Abend am neu gestalteten Centercourt des Union Tennis Center La Ville nach neun Monaten der Erfolglosigkeit zurück in die Siegerlisten der HTT gekämpft, und seiner ohnehin schon außergewöhnlichen Karriere einen weiteren neuen Rekord hinzugefügt. Der 41jährige schlug im Traumfinale des 29. Mai Masters Series 1000 Turniers und der bereits 24. Auflage des HTT Clasicos seinen Freund und Dauerrivalen Vladimir Vukicevic nach einer Spielzeit von 2:12 Stunden mit 6:4, 7:6, und jubelte bei der stimmungsvollen Siegerehrung auf “Lance Lumsden” über seinen ersten Turniersieg 2024, über den ersten HTT Titel seit August letzten Jahres und über den 13. HTT Masters Series Titel, mit dem er nun alleiniger Rekordsieger auf HTT 1000er-Ebene ist. Ein Bericht von C.L

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HTT Altstars sorgen für unerwartetes Final-Revival

Das Duell der beiden erfolgreichsten HTT-Spieler des letzten Jahrzehnts, das Treffen zwischen den beiden besten internationalen HTT-Cracks aller Zeiten, es fasziniert einfach immer noch, und immer wieder! Zum bereits 24. Mal standen sich Rumäniens Ausnahmekönner und Serbiens Rasenkönig am Dienstag Abend in einem wichtigen HTT-Match gegenüber, und einmal mehr elektrisierte die Begegnung der beiden Oldies auch die Zuschauer auf der La Ville Terrasse. Dabei hatte im Vorfeld des dritten HTT Masters 1000 Saisonevents niemand so recht mit den beiden Altmeistern gerechnet. Schon gar nicht mit einem Final-Clash. Denn noch im Februar titelte die Webseite der Hobby-Tennis-Tour mit der Schlagzeile vom möglichen Ende einer Ära. Eine erfolgsgeprägte Ära, die so schnell nicht wieder kommen wird, die aber anscheinend auch noch nicht zu Ende ist. Noch haben Damian Roman und Vladimir Vukicevic ihre Geschichte auf Österreichs größter Breitensport-Tennisserie scheinbar nicht auserzählt. Tja und die im Februar aufgetauchte Frage nach dem Ende einer Ära, kann man spätestens mit dem Abend des 14. Mai 2024 auch mit einem klaren Nein beantworten.

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“Clash of Titans” – unerwartet aber immer noch elektrisierend

Beim Februar Masters Series Turnier waren die beiden HTT Superstars nämlich erstmals überhaupt bei einem gemeinsamen 1000er-Auftritt gleichzeitig vor dem Semifinale gescheitert. Und das bei einem Turnier, das von hochkarätiger Besetzung meilenweit entfernt war. Niemand konnte also davon ausgehen, dass es drei Monate später zu einem glanzvollen Revival des Giganten-Duells im Endspiel des Mai Masters Series 1000 Turniers kommen würde. Nun gut, es hätte an diesem zweiten Mai-Wochenende 2024 auch ganz anders kommen können! Vladimir Vukicevic wankte schon im Achtelfinale gegen den jungen und im zweiten Satz entfesselt spielenden Sebastian Altmann, und er wandelte auch im Viertelfinale nach 0:1 Satzrückstand gegen HTT French Open Semifinalist Alex Leitgeb am Rande des Ausscheidens. Genauso wie Damian Roman, der im Semifinale gegen seinen Landsmann Adnan Al Mahmoud im ersten Satz rat-, und chancenlos über den Centercourt stolperte. Doch es wären eben nicht Roman & Vukicevic, wenn sie nicht auch diesmal und wie schon so oft in ihren Karrieren, Unwegbarkeiten überwunden, und ihre Klasse in entscheidenden Momenten ausgespielt hätten. Und so war er plötzlich wieder aktuell, der “Clash of Titans”, wie Generali Race Rekordsieger Ali Sharif das finale Giganten-Duell martialisch betitelte.

Satz 1 geht nach 47 Minuten mit 6:4 an Damian Roman

Zum dritten Mal standen sich Roman und Vukicevic übrigens bereits im Endspiel des Mai Masters Series 1000 Turniers gegenüber. Bei der Premiere im Jahr 2016, einem direkten Duell um die Nummer 1 Position, blieb Roman in zwei Sätzen siegreich. In der vergangenen Saison ließ der rumänische Topstar nach einem Dreissatzsieg über seinen serbischen Widerpart die Korken knallen, und so hoffte Vukicevic bei der Neuauflage des Vorjahresendspiels auf seinen ersten Sieg. Und es ging auch gleich richtig hoffnungsvoll und ansprechend aus Sicht des Ranglisten-Dritten los. Denn Vukicevic gelang in seinem 431. HTT-Karriere-Single das erste Break des Abends, mit dem er sich kurzfristig 3:1 absetzen konnte. Doch Garantie für die mögliche Satzführung war das noch keine, zumal Vukicevic plötzlich speziell auf der Rückhand schwächelte, und so den anfangs müde wirkenden Gegner wieder ins Spiel zurück holte. Einer wie Damian Roman braucht eben auch nicht viele Angebote und Chancen. Gleich seine erste Break-Möglichkeit an diesem herrlichen Frühjahrs-Abend nützte der topgesetzte Rumäne mit einem spektakulären Vorhand-Passierball, während Vukicevic Minuten später seine Break-Möglichkeit zum 4:3 mit einem unsauber getroffenen Vorhandball verjubelte. Roman hatte sich indes vorallem bei eigenem Aufschlag stabilisiert, brachte sein Service zu Null zum 5:4 durch, als Vukicevic beim Versuch neuerlich auszugleichen nach 30:0 Führung mächtig patzte. Sein erster Doppelfehler leitete ein kurzes Blackout mit vier unforced errors ein, der erste Satz war nach 47 Minuten mit 4:6 verloren gegangen.

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Vukicevic schafft es nach 0:4 Rückstand noch ins Tie-Break

Der zweite Satz war gerade einmal 17 Minütchen alt, da zeichnete sich ein finales Debakel für Serbiens besten HTT Spieler der Open Ära ab. Vukicevic hatte zwei Mal seinen Aufschlag abgegeben, längst die beängstigende Marke von 30 unerzwungenen Fehlern überschritten, um bei 0:4 wenig zuversichtlich auf das nächste Aufschlagspiel seines Gegenübers zu warten. Mit dem verwandelten fünften Breakball im fünften Game war zumindest das Ehrengame abgesichert, gleichzeitig aber auch eine geniale Aufholjagd unter Flutlicht eingeleitet, die am Ende trotz ausbleibendem Erfolg, Mut und Hoffnung für die kommenden Turniere und anstehenden Aufgaben gibt. Paradox, das Vukicevic später bei der Analyse von Problemen mit der Sicht erzählte, denn mit der künstlichen Erhellung des Centercourts kam Vukicevic noch einmal zurück in diese eigentlich schon verloren geglaubte Partie. Der Serbe krallte sich noch ein zweites Break zum 3:4, und er kam auch nach 3:5 und einem ersten abgewehrten Matchball, sowie 5:6 Rückstand und drei weiteren mit starken Aufschlägen zunichte gemachten Matchbällen wieder zurück. Ein Tiebreak musste also das Duell zwischen dem 4fachen HTT US Open Sieger Damian Roman und dem 4fachen HTT Wimbledon-Champion Vladimir Vukicevic entscheiden. Statt 5:2 hieß es nach einem strittigen Punkt mit minutenlanger Diskussion plötzlich nur 4:3 für Damian Roman, der bei 6:4 dann noch Matchball Nr. 5 ausließ, ehe er mit einem Service-Winner seinen sechsten Matchball zum 6:4, 7:6 Erfolg verwandelte.

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“Wieder einen HTT Pokal zu heben, ist ein Traum”, und Vladimir Vukicevic kassiert die 100. HTT Niederlage seiner Karriere

Für den 41jährigen war es nach 2016 und 2023 der bereits dritte Mai-Masters-Series-1000 Titel, mit dem er in der Siegerliste dieses Sandplatz-Klassikers hinter Claus Lippert (5 Titel) zu Christoph Wagner (Sieger der Jahre 2006, 2007, 2009) aufschließen konnte. Weitaus bemerkenswerter sind aber natürlich folgende statistische Zahlen, die alle Damian Roman-Fans hellauf begeistern werden. Mit nunmehr 13 Erfolgen bei HTT 1000er-Turnieren ist der Mann aus Negresti Oas nun der alleinige Rekordhalter auf Masters-Series-Ebene. Und nach Karriere-Titel Nr. 43 fehlen auch “nur” mehr 10 Turniersiege, um in der ewigen Bestenliste aller HTT Turniersieger die Spitze zu erklimmen, und zum GOAT der HTT zu avancieren. Bei der höchst stimmungsvollen Siegerehrung des längst zur Night Session gewordenen Finalabends, hatte Damian Roman aber diese möglichen Zukunfts-Szenarien zumindest im ersten Moment nicht im Kopf. “Nach so langer Zeit wieder das Gefühl zu erleben, einen HTT Pokal zu heben, ist ein absoluter Traum”, so der Ranglisten-Zweite bei seiner abschließenden Siegesrede. “Mit dem Turnier insgesamt kann ich zufrieden sein, über meine Leistung heute bin ich ein bißchen enttäuscht. Dafür war Damian am Ende zu stark. Er hat verdient gewonnen”, erklärte Vladimir Vukicevic seine historische, weil 100ste HTT Karriere-Niederlage, ehe es zur gemeinsamen Champagner-Dusche am Centercourt ging.

 

von Claus Lippert

Mittwoch
15.05.2024, 13:03 Uhr
zuletzt bearbeitet: 15.05.2024, 14:18 Uhr