tennisnet.comATP › Erste Bank Open Wien

Trainervater Bryan Shelton im Interview: „Ben behandelt jeden mit Respekt“

Tokio-Champion Ben Shelton steigt heute gegen Jannik Sinner in die Erste Bank Open 2023 ein (ab 17:30 Uhr live bei ServusTV und in unserem Liveticker).Trainervater Bryan Shelton ist nach den erfolgreichen letzten Wochen fats vollumfänglich zufrieden, wie er im Interview mit tennisnet erklärt.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 25.10.2023, 08:40 Uhr

Ben und Bryan Shelton im Sommer 2023 in Wimbledon
© Getty Images
Ben und Bryan Shelton im Sommer 2023 in Wimbledon

Der Center Court in der Wiener Stadthalle, es ist Dienstag kurz vor zwölf Uhr, gleich steht der Wechsel der Trainingspärchen an. Ben Shelton slicet mit Emil Ruusuvuori schnell noch ein paar Rückhände. Dann kommen Andrey Rublev, Alexei Popyrin und Dan Evans auf den Platz - und alle werden von Ben Shelton und Vater Bryan mit Handshake und einem Lächeln begrüßt, dem niemand widerstehen kann.

Danach geben sich Vater und Sohn Shelton noch ein paar Minuten Trainingsbeobachtung der Konkurrenz, bis Ben schließlich Richtung Umkleidekabine abzieht. Bryan aber. der Ex-Profi, der einen einzigen Titel auf der ATP-Tour gewonnen hat, nimmt sich ein paar Minuten Zeit für ein Gespräch.

Mr. Shelton. Wie war die Anreise von Tokio hierher nach Wien?

Bryan Shelton: Es war ein langer Trip. Elf Stunden von Tokio bis nach Doha, dann noch einmal fünf Stunden bis nach Wien. Ich habe letzte Nacht fürchterlich geschlafen. Ben dagegen extrem gut. Und dass er sich gut fühlt, ist das Wichtigste.

Wie wichtig war dieser allererste Turniersieg für Ben?

Das war sicherlich eines unserer Ziele für ihn in diesem Jahr. Dass ihm das in Tokio vor den japanischen Fans gelungen ist, ist großartig. Weil er ja auch YONEX repräsentiert. Das war wirklich besonders. Aber ist einfach so schwierig, auf der ATP-Tour zu gewinnen. Es gibt so viele gute Spieler. Ben hatte so viele schwierige Matches, er hätte drei oder viermal auch verlieren können. Aber er hat Wege gefunden, wie er es doch geschafft hat. Ich bin einfach sehr stolz auf seine Widerstandsfähigkeit.

Nun ist Ihr Sohn aktuell die Nummer 14 der Welt. Ist das auch ein Ziel gewesen?

Wir hatten eigentlich kein richtiges Ranking-Ziel. Es ging mehr darum, im ersten Jahr auf der Tour jeden Tag ein wenig professioneller zu werden. Alle Aspekte des Spiels zu verbessern. Darauf wollten wir uns konzentrieren. Und nicht darauf, Punkte und bestimmte Ranking-Positionen zu jagen. Es wird hoffentlich eine sehr lange Reise für Ben. Und man muss die großen Momente genießen. Und sich nicht gleich wieder mit der folgenden Woche beschäftigen. Wenn man spielt, sollte man komplett präsent sein.

Ben ist in Tokio mit seinen Emotionen spärlicher umgegangen als etwa bei den US Open. War das so geplant?

Ben wollte damit ein wenig experimentieren. Dass er auf eine stillere Art und Weise seinen Fokus behält. Einfach jeden Punkt zu spielen und nicht zu viele Emotionen zu zeigen. Für mich hat er das gut gemacht. Ich glaube aber nicht, dass er komplett er selbst war. Und ich würde sein Lächeln gerne etwas öfter sehen. Aber er hat die Situation sehr gut gemeistert, hat alle Probleme extrem gut gelöst. Und auch die Anpassungen von Match zu Match in unterschiedlichen Bedingungen, das hat ich sehr beeindruckt.

Bryan Shelton - „Ben soll nicht dieselben Fehler wie ich machen“

Wie sieht es mit der sozialen Komponente aus? Taylor Fritz und Tommy Paul etwa kennen sich schon ewig. Mit wem kommt Ben besonders gut aus?

Ben kommt mit allen amerikanischen Spielern sehr gut aus. Aber ganz ehrlich: Er hat Freunde in allen Ländern gefunden. Er mag einfach Menschen. Es sind auch viele Doppelspieler hier, mit denen Ben gut befreundet ist. Er begegnet auf der Tour keinen Fremden. Er behandelt jeden mit Respekt. Und das liebe ich.

Aus Ihrer eigenen Erfahrung: Welche Orte auf der ATP-Tour wollten Sie Ben unbedingt zeigen? Gehört Wien da dazu? Haben Sie hier überhaupt einmal gespielt?

Nein! Aber wir haben Wien im Kalender dick angestrichen. Es ist so ein spannender Ort. So wie Tokio aus. Wenn man hier in Wien auf die Geschichte blickt. es dauert nicht lang, bis man hier die Schönheit dieser Stadt erkennt. Zu meiner Zeit war ich zu fokussiert auf den Tennissport und habe mir nie die Zeit genommen. Und das habe ich mir für Ben vorgenommen: Dass er nicht denselben Fehler begeht wie ich damals. Wir haben Möglichkeiten, die nicht viele Menschen bekommen. Die muss man wahrnehmen und diese wunderschönen Städte erkunden.

Bryan Shelton beim Interview in der Wiener Stadthalle
© privat/tennisnet
Bryan Shelton beim Interview in der Wiener Stadthalle

Hier das Einzel-Tableau in Wien

von Jens Huiber

Mittwoch
25.10.2023, 07:58 Uhr
zuletzt bearbeitet: 25.10.2023, 08:40 Uhr