Tsitsipas, de Minaur, Tiafoe & Co. - Viel Hype um Nichts

Stefanos Tsitsipas und Frances Tiafoe mischten im Zuge der Australian Open in den vergangenen beiden Wochen die Weltspitze auf. Sowohl der Grieche als auch der US-Amerikaner scheiterten schlussendlich aber doch deutlich vor dem Ziel: ihrem ersten Grand-Slam-Triumph. Um dauerhaft oben mitzuspielen, fehlt es der viel zitierten Next Generation schlicht und ergreifend noch an der nötigen Klasse. 

von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet: 28.01.2019, 17:45 Uhr

In Melbourne erreichte Tsitsipas bereits das Halbfinale
© Getty Images
Noch reicht es für die Next Gen nicht zum großen Wurf

Wachablöse. Es war das Wort, das John McEnroe nach dem ebenso überraschenden wie sensationellen Erfolg von Stefanos Tsitsipas über Roger Federer in der vierten Runde der Australian Open in den Mund nahm. Viele Experten und Fans fühlten sich an Federers Triumph gegen Pete Sampras beim Wimbledon-Turnier 2001 erinnert, endlich würde die neue Garde den alten Herren den Rang an der Spitze ablaufen.

Es kam anders. Im Finale standen sich zwei Bekannte, zwei Legenden, zwei Ikonen des Tennissports gegenüber: Rafael Nadal und Novak Djokovic. Der eine war gerade nach viermonatiger Verletzungspause zurückgekehrt und hatte bis dato alles in Grund und Boden gespielt, der andere erinnerte in Melbourne an seine allerbesten Zeiten.

NextGen aus dem Weg geräumt

Beide hatten auf ihrem Weg ins Endspiel der neuen Generation klar die Grenzen aufgezeigt. Djokovic musste gegen Denis Shapovalov und Daniil Medvedev zwar jeweils einen Satz abgeben, wirklich gefährdet war der Serbe gegen die Youngsters aber nicht.

Genauso wenig wie sein Finalgegner aus Manacor: Nadal demontierte drei der wohl größten Nachwuchshoffnungen regelrecht ab. Sowohl Alex de Minaur, Frances Tiafoe als auch Federer-Bezwinger Tsitsipas sahen gegen den Spanier überhaupt kein Land, in der Pressekonferenz sprach der Grieche danach von einer "anderen Dimension", in der Nadal gespielt habe: "Ich frage mich, wie Federer so oft gegen ihn gewinnen konnte."

Das war eine andere Dimension.

Stefanos Tsitsipas nach seiner Halbfinal-Niederlage gegen Rafael Nadal

Die Antwort mag so einfach wie ernüchternd sein: Federer ist der um Längen bessere Tennisspieler, als Tsitsipas es je sein wird. Klar, der 20-Jährige zeigte in Melbourne sein Potential und konnte den Schweizer sogar bezwingen, nicht vergessen darf man dabei aber die katastrophale Breakchancenverwertung (0 von 12) und die erstaunlich hohe Fehlerquote (55 Unforced Errors) des 20-fachen Grand-Slam-Siegers.

Selbstüberschätzung

Es ist diese maßlose Selbstüberschätzung der neuen Generation, die den gestandenen Profis wohl zusätzliche Motivation verleiht. Sich als einmaliger Turniersieger mit dem wohl größten Spieler aller Zeiten zu vergleichen, ist mutig. Zu mutig. Sowohl spielerisch, taktisch als auch mental sind Nadal, Djokovic und Federer der NextGen um Lichtjahre voraus - das wird vor allem bei den großen Events deutlich.

Zugegeben: Bei den ATP-1000-Turnieren konnte die neue Garde bereits das eine oder andere Mal anschreiben. Karen Khachanov sicherte sich den Titel in Paris, Borna Coric erreichte das Finale in Shanghai und auch Stefanos Tsitsipas bestritt in Toronto sein erstes Endspiel dieser Kategorie.

Insbesondere Alexander Zverev - der streng genommen ebenso wenig wie Khachanov und Coric zur NextGen zählt (1998 oder später geboren) - konnte auf diesem Niveau bereits überzeugen und sich in Rom, Montreal und Madrid drei Trophäen schnappen. Auch bei den Year-End-Finals in London schlug der 21-Jährige zu, auf Grand-Slam-Ebene reichte es allerdings noch nicht zum großen Wurf. Das hat Gründe.

Keine Änderung in Sicht

Bei Major-Turnieren bedarf es mehr als reinem spielerischen Können. Kraft sparen, Schwächephasen überstehen, in den wichtigen Momenten zuschlagen, Emotionen bedacht einsetzen. All das beherrschen die drei Ausnahmkönner Federer, Nadal und Djokovic um Welten besser als der Rest der Welt. Insbesondere als die Next Generation.

So ist es kein Wunder, dass jedes der letzten neun Grand-Slam-Turniere an einen der großen Drei ging. Insgesamt halten die Big Three bei sagenhaften 52 (!) Major-Titeln - und man fragt sich, wer diese Serie stoppen soll. Zumindest in naher Zukunft ist keine Änderung in Sicht. Außer für John McEnroe.

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von Nikolaus Fink

Montag
28.01.2019, 19:06 Uhr
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