Uros Bigic verpasst ganz knapp erstes HTT 250er-Finale
Der für den Pfingst-Montag groß proklamierte “Clash of the Generations” bei der Premiere...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
21.05.2024, 14:18 Uhr
Der für den Pfingst-Montag groß proklamierte “Clash of the Generations” bei der Premieren-Ausgabe des Babolat Cups im Union Tennis Center La Ville hat gehalten, was man sich im Vorfeld von ihm erwartet und erhofft hatte. Ja mehr noch, lieferten die beiden Halbfinal-Matches des 60. HTT Saisonturniers doch feinstes Feiertagsprogramm mit mehr als 5 Stunden Top Tennis, sehenswerte Ballwechsel, spannungsgeladene Momente und das bei prächtigem Frühsommer-Wetter bei Sonne satt mit 24 Grad. Das “doppelte Generationen-Duell” zwischen den beiden HTT Legenden Victor Stabrawa und Lukas Planteu sowie den beiden HTT Next Gen Assen Mateo Wagner und Uros Bigic endete knapp vor 21:45 Uhr mit einem Unentschieden. Und so gibt es heute noch einen Nachschlag in Form des großen Endspiels (LIVE im TICKER ab 18:30 Uhr auf www.hobbytennistour.at) zwischen dem 2fachen HTT French Open Sieger Victor Stabrawa und dem seit acht Spielen ungeschlagenen Mateo Wagner. Ein Bericht von C.L
Uros Bigic und die zwei Momente, die ihm den ersten Finaleinzug seiner Karriere auf HTT 250er-Ebene kosteten
Serbiens Jungstar Uros Bigic ist am Montag in der Vorschluss-Runde des Babolat Cups haarscharf an seinem ersten HTT Finale auf 250er-Ebene vorbeigeschrammt. Der 14jährige von WAT Landstraße musste sich nach einem drei Stunden und 11 Minuten andauernden Tennis-Marathon dem 2fachen HTT French Open Gewinner Victor Stabrawa mit 6:4, 6:7, 4:6 geschlagen geben. Noch am Abend nach dem bitteren Halbfinal-Aus analysierte der unterlegene Uros Bigic die semifinale Match-Statistik seines Duells mit Victor Stabrawa und bekrittelte danach öffentlich seine Break-Chancen-Verwertung und wahrlich unrühmliche 56 unforced errors, die ihm in der 191 Minuten dauernden Hochschaubahnfahrt auf Lance Lumsden unterliefen. Durchaus löblich und ein Ansatzpunkt für seinen Coach beim nächsten Training. Doch das gestrige Aus kann der serbische Teenie auf zwei Ballwechsel kaprizieren und herunterbrechen, die ihm im Tiebreak des zweiten Satzes bei einer 5:2 Führung spotlich betrachtet das Genick gebrochen haben. Da war der wohl ärgerlichste seiner insgesamt 11 Doppelfehler, den der 14jährige bei 5:2 einstreute, um danach ängstlich und zurückhaltend seinem Gegner das Heft in die Hand zu geben, und ihm quasi die Initiative aufzuzwingen. Bigic verschanzte sich an der Grundlinie, zögerlich & zaudernd, während der bis dahin nicht gerade als begnadeter Volley-Künstler in Erscheinung getretene Stabrawa, im Finish des Tiebreaks mutig spielend in der Offensive sein Heil suchte, und es mit vier top platzierten Volleys und einem genialen Stoppball am Ende auch fand.
Stabrawa ringt Bigic nieder und steht erstmals seit den HTT French Open im Mai 2015 wieder im Endspiel eines HTT Turniers
Vom Schock des verlorenen Tiebreaks und zwei Punkte vom Finale entfernt gewesen zu sein, erholte sich der Youngster nicht mehr, auch wenn er im alles entscheidenden dritten Satz noch einmal mit einer 3:1 Führung in Richtung Sieg schielte. Doch Bigic hatte seinem Gegner in den beiden Sätzen zuvor längst zu viel angeboten, was das Wissen um seine Schwächen an diesem Abend betraf. Der Jungstar haderte immer wieder mit knappen Entnscheidungen, befasste sich oft minutenlang mit Ballabdrücken auf der roten Asche des UTC La Ville bei völlig irrelevanten Spielständen, und verlor so oftmals den Fokus für das Wesentliche. Stabrawa selbst, innerlich wohl kochend, ließ Contenance walten, und spielte in der heißen Schlussphase seine Routine voll aus. Der 32jährige schlug zurück, verwandelte ein 1:3 in ein 4:3, ließ sich auch nach kassiertem Re-Break zum 4:5 nicht mehr aus der Ruhe bringen, während Bigic vor dem letzte Game noch mit 110:108 Punkten statistisch betrachtet in Führung liegend, völlig entnervt in seinem letzten Aufschlagspiel versagte, und sich zu Null in Richtung Shakehands begeben musste. “Dank der Statistiken aus dem Live-Ticker kann ich jetzt sehr gut ableiten, wo meine Fehler liegen. Ich werde aus dem Match lernen”, so der 14jährige recht aufgeschlossen reagierend. Und Victor Stabrawa? Der ehemalige HTT Sandplatzkönig hatte am Ende mit 112:110 Punkten ein dramatisches Herzschlag-Finish hauchdünn für sich entschieden, und so sein erstes HTT Finale seit 9 Jahren erreicht, als er im Mai 2015 im Endspiel der HTT French Open den vielleicht größten Erfolg seiner Karriere feierte.
HTT Shootingstar aus 2024 gewinnt hauchdünn gegen HTT Dominator von 2011
Schon am Nachmittag hatte der seit acht Spielen ungeschlagene und sich seit Wochen in Bestform präsentierende Mateo Wagner im Duell der Generationen für die Führung der HTT Next Gen Talente gegen die ehemaligen HTT Major-Champions gesorgt. Der 15jährige hatte sich in einer richtig starken Halbfinal-Begegnung gegen den HTT Australian Open Gewinner von 2011 Lukas Planteu in zwei Stunden und fünf Minuten mit 7:5, 7:6 duchgesetzt, und damit binnen 14 Tagen sein drittes HTT 250er-Finale in Serie erreicht. Der mit Spannung erwartete Battle der Generationen zwischen dem Shooting-Star 2024 und dem überragenden HTT Spieler der Saison 2011 am sonnenüberfluteten Centercourt des UTC La Ville war ein spielerischer Leckerbissen, mit ganz ganz vielen grandiosen Ballwechseln, die eingebettet in einen dauerhaft spannenden Spielverlauf für ein Tennisfest erster Güte sorgten. Vielleicht wäre das Match ganz anders und einseitig verlaufen, wenn Lukas Planteu nicht im ersten Satz bei 1:3 einen weiteren Breakball mit einer spektakulär geschlagenen Vorhand abgewehrt, und damit ein frühes 1:4 verhindert hätte. Doch der 43jährige Routinier war an diesem Nachmittag gewillt, sich selbst alles abzuverlangen, an seine Grenzen zu gehen, und einfach ein richtig geiles Tennismatch für sich abzurufen. Vorweg: Das ist dem ehemaligen Ranglisten-Ersten vollauf gelungen, trotz verlorenem ersten Satz.
101:100 – Wagner macht nur ein Pünktchen mehr als Planteu
Durchgang Nr. 2 war dann von den beiden Aufschlägern geprägt, die ohne Serviceverlust die Tiebreak-Entscheidung herbei führten. Langeweile kam im Publikum aber dennoch keine auf. Planteu hatte im zweiten Satz bei 3:2 die ersten Break-Möglichkeiten vor der Nase. Wagner fand im gesamten zweiten Heat nur zwei dieser big points bei 4:4 vor, ehe das spannendste und an Dramatik schwer überbietbare neunte Game anstand. Dort fand Planteu nicht weniger als sechs Breakbälle vor, die angesichts des Standes von 5:4 gleichbedeutend mit Satzbällen waren. Im Tiebreak folgten noch die Satzbälle Nr. 7 und 8, die der Kärntner nach dem Spiel im On Court Interview nicht näher bewertet wissen wollte. “Völlig egal, es war ein geiles Match, über das ich mich sehr freue”, so der 43jährige, der im Finish des Tiebreaks sogar noch 5:3 führte, und bei 6:7 sowie 7:8 zwei Matchbälle seines jugendlichen Gegenübers egalisierte. Erst ein missglückter Planteu-Return ebnete schließlich Mateo Wagner den Weg in sein drittes HTT-Saisonfinale 2024. Noch am Tag zuvor bekundete der Teenager beim Siegerinterview den großen Respekt, den er für Lukas Planteu als HTT AO Sieger 2011 habe. Und der war berechtigt dieser Respekt, wie der Junior 24 Stunden später wiederholte. “Lukas ist ein toller Spieler und hat heute unfassbar gespielt. Es war brutal schwer, aber ich freue mich, wieder das Finale erreicht zu haben”, betonte der 15jährige, der am Ende mit 101:100 gerade einmal einen Punkt mehr als sein Gegner zum großartigen Feiertags-Spektakel auf Lance Lumsden beigetragen hatte.