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US Open: Big Dream im Big Apple? - Dominic Thiems Draw im Check

Wir haben uns den Weg von Dominic Thiem zu seinem möglichen ersten Grand-Slam-Titel etwas genauer angesehen.

von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet: 23.08.2019, 10:01 Uhr

Dominic Thiem bei den US Open
© Getty Images
Dominic Thiem

1. Runde: Thomas Fabbiano

Gegen den Italiener hat Thiem auf der ATP-Tour bislang noch nie gespielt. Der Italiener gibt Hartplatz zwar als seinen Lieblingsuntergrund an, konnte in diesem Jahr aber nur zwei Main-Draw-Matches auf Hardcourt gewinnen (beide bei den Australian Open). Bei den Turnieren in Montreal und Cincinnati trat der 30-Jährige gar nicht erst an, seinen letzten Auftritt gab der Weltranglisten-87. in Kitzbühel. Dort verlor er in der ersten Runde gegen Jaume Munar. Zu unterschätzen ist Fabbiano aber nicht, schlug er beim Rasenklassiker in Wimbledon doch beispielsweise Stefanos Tsitsipas. Bei normalem Spielverlauf sollte für Thiem in der ersten Runde aber nichts schiefgehen.

2. Runde: Alexander Bublik/Qualifikant

Alexander Bublik vs. Dominic Thiem in der zweiten Runde eines Grand-Slam-Turniers, da war doch etwas? Richtig, die beiden spielten bereits bei den French Open gegeneinander - und da hatte der Weltranglistenvierte mit dem Kasachen mehr Probleme als ihm lieb war. Im vierten Satz musste der Niederösterreicher sogar zwei Satzbälle abwehren, ansonsten hätte ein fünfter Durchgang die Entscheidung bringen müssen. Mit seiner unorthodoxen Spielweise (Service von unten, Tweener und Stopps aus allen Lagen, zweiter Aufschlag mit über 200 km/h) kann Bublik vielen Gegnern Schwierigkeiten bereiten. Bei den Events in Montreal und Cincinnati scheiterte der 22-Jährige aber jeweils in der ersten Qualifikationsrunde.

Qualifikanten in den frühen Runden eines Major-Turniers sind grundsätzlich immer gefährlich, da diese nach drei Siegen in der Vorausscheidung immer mit Selbstvertrauen in den Hauptbewerb starten. Mittlerweile sollte Dominic Thiem diesen aber spielerisch so überlegen sein, dass dieser kleine Vorteil keine allzu große Bedeutung spielen dürfte.

3. Runde: Lorenzo Sonego/Kyle Edmund

An den Italiener dürfte Thiem gute Erinnerungen haben. Beim Heimturnier in Kitzbühel schlug der Weltranglistenvierte Sonego mit 6:3 und 7:6 (6), hatte dabei aber vor allem im zweiten Durchgang Probleme. Auf Hartplatz fühlt sich der 24-Jährige aber bei Weitem nicht so wohl wie auf der Terre battue, ein mögliches Aufeinandertreffen mit dem Weltranglisten-48. sollte für Thiem daher eine nicht allzu große Herausforderung darstellen.

Auch gegen den Briten hat Thiem eine 1:0-Bilanz, 2017 konnte er sich in Barcelona klar in zwei Sätzen behaupten. Bei den nordamerikanischen Hartplatzturnieren ließ Edmund bei seinem Sieg in Montreal gegen Nick Kyrgios einmal seine Klasse aufblitzen, allerdings setzte es gegen den Mann der Stunde Daniil Medvedev sowohl in Montreal als auch in Cincinnati zwei relativ klare Niederlagen. In Washington unterlag der 24-Jährige in der Runde der letzten Acht dem Deutschen Peter Gojowczyk. Edmund größte Waffe ist zweifellos die mächtige Vorhand, die auf Sand allerdings doch deutlich mehr zur Entfaltung kommt als auf Hardcourt. Allzu unglücklich darf Thiem daher auch über seinen potentiellen Drittrundengegner nicht sein.

4. Runde: Denis Shapovalov/Felix Auger-Aliassime/Gael Monfils

Shapovalov gewann beim derzeit laufenden Turnier in Winston-Salem erstmals seit der Veranstaltung in Miami zwei Matches in Folge und befindet sich unter der Leitung von Mikhail Youzhny auf dem aufsteigenden Ast. In New York erreichte der Kanadier vor zwei Jahren bereits das Achtelfinale, sein bis dato bestes Resultat bei einem Grand-Slam-Turnier. Gegen Thiem sah der 20-Jährige bislang noch nicht viel Land, sowohl in Acapulco 2018 als auch in Montreal 2019 musste Shapovalov den Platz als Verlierer verlassen.

Felix Auger-Aliassime ist wohl die größte Entdeckung des Jahres 2019! Der erst 19-Jährige rangiert in der ATP-Weltrangliste bereits in den Top 20 und zeigte in der laufenden Spielzeit mehr als nur gute Ansätze. Zudem fühlt sich FAA auf Hartplatz besonders wohl - das bewies er unter anderem mit einem Halbfinaleinzug beim ATP-Masters-1000-Turnier in Miami. In Cincinnati musste der Kanadier allerdings eine empfindliche 3:6 und 3:6-Niederlage gegen seinen Next-Gen-Kollegen Miomir Kecmanovic hinnehmen. Gegen Thiem hat Felix Auger-Aliassime bislang noch nicht gespielt.

Dominic Thiems Bilanz gegen Gael Monfils lässt sich sehen: Der Lichtenwörther führt im Head to Head mit 5:0, der jüngste Sieg datiert aus dem Juni 2019. Bei den French Open ließ der 25-Jährige dem Fanliebling überhaupt keine Chance. Die Herzen der Zuschauer fliegen dem extrovertierten 32-Jährigen naturgemäß auch in New York zu - womöglich ein Mitgrund, warum der Franzose 2016 das Halbfinale erreichte und zwei Jahre zuvor Roger Federer in einem epischen Viertelfinale an den Rand einer Niederlage gebracht hatte. Ein kleines Fragezeichen muss man hinter Monfils Fitness setzen. In Montreal konnte der Weltranglisten-13. zu seinem Halbfinale gegen Rafael Nadal aufgrund einer Knöchelverletzung nicht antreten, beim darauffolgenden Turnier in Cincinnati verlor der Franzose in der ersten Runde gegen Frances Tiafoe.

Viertelfinale: Nick Kyrgios/Roberto Bautista Agut/Stefanos Tsitsipas

Was wurde in den vergangene Wochen nicht alles über Nick Kyrgios' Ausraster geschrieben und geredet? Dieser Aspekt soll hierbei außen vor gelassen werden, denn klar ist: Dieser Kerl kann Tennis spielen wie nur ganz wenige Personen auf diesem Planeten! Sollte der Australier bei den US Open in einen ähnlichen Lauf kommen wie beispielsweise in Acapulco oder Washington, wird er auch von Dominic Thiem nur ganz schwer zu stoppen sein. Im wenig aussagekräftigen Head to Head führt der Österreicher mit 1:0 - 2015 musste Kyrgios in Nizza im ersten Satz aufgeben.

Im Gegensatz zu Kyrgios ist Roberto Bautista Agut einer der härtesten Arbeiter auf der ATP-Tour und steht somit verdient erstmals in den Top Ten der Weltrangliste. In Wimbledon erreichte der Spanier sogar das Halbfinale, in Montreal und Cincinnati jeweils die Runde der letzten Acht. Im Head to Head mit Thiem hat der 31-Jährige mit 3:1 die Nase vorne, das letzte Aufeinandertreffen ging 2018 in St. Petersburg allerdings an den French-Open-Finalisten der vergangenen beiden Jahre. Thiems Spiel ist sicherlich mit mehr und größeren Waffen ausgestattet, die Konstanz des Spaniers darf allerdings auf keinen Fall unterschätzt werden!

Stefanos Tsitsipas steckt momentan in einer kleinen Krise. In Montreal und auch in Cincinnati verlor der Weltranglistenachte jeweils seine Auftaktpartie, in Washington musste er im Halbfinale gegen Nick Kyrgios eine bittere Niederlage hinnehmen. Mit Andrey Rublev hat der Grieche zudem eines der unangenehmsten Auftaktlose überhaupt gezogen, der Russe schlug in Cincinnati Roger Federer klar in zwei Sätzen. Dennoch: Auf der großen Bühne ist mit Tsitsipas immer zu rechnen! Im direkten Vergleich mit Thiem liegt der 21-Jährige mit 2:3 zurück.

Halbfinale: Karen Khachanov/Alexander Zverev/Rafael Nadal

Karen Khachanov lieferte sich in New York im vergangenen Jahr mit Rafael Nadal eines der wohl meistunterschätzten Matches des Jahres. In der dritten Runde brachte der Russe den Mallorquiner in einer hochklassigen Partie an den Rand einer Niederlage. Seither hat sich der 23-Jährige in allen Belangen seines Spiels verbessert und in Paris-Bercy sogar den ersten Triumph bei einem ATP-Masters-1000-Turnier gefeiert. Im Head to Head zwischen Thiem und Khachanov steht es 1:1.

Ein Halbfinaleinzug von Alexander Zverev würde speziell bei dessen Auslosung an ein kleines sportliches Wunder grenzen. Die US Open 2019 sollen der Durchbruch auf der größten aller Bühnen werden, erklärt der Deutsche schon seit einiger Zeit. Doch woher soll die plötzliche Leistungsexplosion kommen? In Montreal und Cincinnati spielte der 22-Jährige erschreckend schwach, insbesondere sein zweiter Aufschlag ist Grund zur Sorge. Vielleicht gelingt Zverev das kleine Wunder ja doch - man darf gespannt sein. 

Rafael Nadal in New York in diesem Jahr nicht im Halbfinale zu sehen, scheint schwierig. Der Weltranglistenzweite erwischte eine exzellente Auslosung und gilt nicht zuletzt deshalb als heißer Titelanwärter. Der Mallorquiner triumphierte im Vorfeld der US Open in Montreal, ließ das Turnier in Cincinnati dann sausen, um sich optimal auf das letzte Grand-Slam-Event des Jahres vorbereiten zu können. Sollte es zum Aufeinandertreffen mit Thiem können, können die Fans nur auf einer Neuauflage des Vorjahresviertelfinales hoffen. In der wohl besten Begegnung des Jahres setzte sich Nadal im Tiebreak des fünften Satzes durch. Insgesamt hat der 33-Jährige im direkten Vergleich mit 9:4 die Nase vorne.

Finale: Roger Federer/Novak Djokovic 

Indian Wells 2019. Der bislang größte Turniersieg in der Karriere Dominic Thiems. Finalgegner damals: Roger Federer. Ein ähnlicher Coup in New York ist zwar nicht gänzlich unmöglich, scheint aber insbesondere aufgrund des alles andere als optimalen Fitnesszustandes des Österreichers in weiter Ferne zu liegen. Das Spiel des Maestros scheint Thiem grundsätzlich aber zu liegen, der 25-Jährige führt im Head to Head mit 4:2. 

Novak Djokovic wird auch in New York der "Man to beat" sein. Trotz seiner Halbfinalniederlage in Cincinnati gegen Daniil Medvedev geht der Branchenprimus als großer Favorit in das letzte Major-Turnier des Jahres. Im Vorjahr setzte sich "Nole" im Endspiel in drei Sätzen gegen Juan Martin del Potro durch und holte somit seinen dritten Titel im Big Apple. Insgesamt gewann der Serbe vier der letzten fünf Grand-Slam-Turniere. Einzige Major-Niederlage in diesem Zeitraum? Richtig: gegen Dominic Thiem bei den French Open 2019. Österreichische Tennisfans hätten wohl wenig gegen eine Wiederholung einzuwenden.

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23.08.2019, 09:57 Uhr
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