US Open: Gael Monfils - der Spaßvogel macht ernst
Gael Monfils präsentierte sich in New York bislang in bestechender Form - und hat noch nicht genug.
von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet:
03.09.2019, 13:07 Uhr

Wenn der Wanderzirkus zu Gast in der Stadt ist, dann ist er nicht selten die Hauptattraktion. Der Mann, der für das Spektakel sorgt, für die faszinierenden, einprägsamen Momente. Gael Monfils ist dieser Mann, inzwischen ist er 33 Jahre alt, aber von seinem Esprit, seiner Power, seiner Eleganz und auch seiner Lebenslust hat er in vielen Jahren einer abenteuerlichen Reise im Welttennis nichts verloren. Im Gegenteil: Im Herbst seiner Karriere ist der oft von Verletzungen zurückgeworfene Franzose so stark wie kaum zuvor, bei den US Open demonstriert er gerade wieder seine Stärke und neue Solidität.
Nach einem glatten 6:1, 6:2, 6:2-Sieg gegen den Spanier Pablo Andujar rückte Showstar Monfils in die Runde der letzten Acht vor, als sei es eine Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit. Oft genug die Unberechenbarkeit in Person, zeigte Monfils eine geradezu unheimliche Beherrschtheit und Effizienz. „Meine Mission hier ist noch nicht zu Ende“, sagte er vor dem Viertelfinalduell mit dem hitzigen Italiener Matteo Berrettini. Dem Sieger der Partie winkt eine Begegnung mit Matador Rafael am Freitag, dann im Halbfinale.
Publikumsattraktion Monfils
Natürlich hat Monfils auch bei diesem Turnier schon wieder einen jener Schläge hingelegt, die in den sozialen Medien millionenfach in Videoschnipseln kursieren. Es war in jenem Moment, als er gegen den Rumänen Marius Copil bei eigenem Matchball am Netz stand. Monfils schmetterte den Ball aber nicht einfach ins gegnerische Feld, sondern drehte sich in der Luft einmal ganz um den eigenen Körper und versenkte die Kugel nach dieser Pirouette zum Erfolg. Anderen hätte man das als Akt ausgelegt, den Gegner lächerlich zu machen, bei Monfils sah man augenzwinkernd darüber hinweg – es war eben Monfils´ Natur, das Kunststückchen aufzuführen.
Monfils ist und bleibt eine der größten Publikumsattraktionen, die das moderne Tennis zu bieten hat, auch jetzt im fortgeschrittenen Alter. Der Sohn. Eines Profifußballers aus Guadeloupe und einer Krankenschwester aus Martinique bietet die perfekte Melange aus Power und Raffinesse, mit Schlägen, die in keinem Lehrbuch stehen – und deshalb umso anziehender auf die Fangemeinde wirken. Yannick Noah, der langjährige französische Davis Cup-Kapitän und French Open-Champion, hat den Magnetismus von Monfils einmal so beschrieben: „Warum kaufst du dir ein Ticket für ein Turnier? Weil du Leute wie Gael sehen willst.“ Hinzu kommt: Monfils ist eine Attraktion ohne Skandale, einer, der ohne zweifelhaftes Benehmen, Schiedsrichterbeleidigungen und Affronts gegen die Fans mitreißen kann. Im Grunde ein Anti-Kyrgios.
Mag Monfils, seit einiger Zeit mit Profikollegin Elina Svitolina liiert, seine Kunst auch stets mit einem Augenzwinkern präsentieren, ein Bruder Leichtfuß ist er deswegen noch lange nicht. Monfils ist einer der Ehrgeizigsten in der Szene der Berufsspieler, er hat auch schon einmal sein Leben als Profi komplett umgestellt und seine Ernährungsgewohnheiten verändert. Die geliebten Hamburger und Pommes ließ er fast ganz liegen, trainierte zudem noch methodischer und intensiver. „Ich spiele nicht mehr so unüberlegt wie früher, sondern mehr mit Köpfchen und Strategie“, sagt Monfils.
Tennis betrachtet der passionierte Basketball-Fan allerdings auch als Entertainmentbranche, in der er nicht nur zweckorientiert zum Ziel kommen will, sondern auch mit Spektakel, Leidenschaft und einem gewissen Pathos. „Siege kriegt man auch mit einer guten Show“, sagt er. Sehr zur Freude der New Yorker Tennisliebhaber.
