„Hatten Sie jemals einen Schläger in der Hand?“ – Berdych vs. Schiedsrichterin

Tomas Berdych regte sich im Viertelfinale bei den US Open über eine Entscheidung der Schiedsrichterin auf, die sich aber als richtig herausstellte.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 05.09.2014, 20:41 Uhr

Es war einfach nicht sein Tag! Bei Tomas Berdychlief bei den US Open im Viertelfinale gegen Marin Cilic nur wenig zusammen. Der sonst so starke Aufschlag ließ den Tschechen im Stich. Nach 2:11 Stunden Spielzeit unterlag Berdych dem Kroaten mit 2:6, 4:6, 6:7 (4) und vergriff sich bei seiner Niederlage auch noch im Ton gegenüber der schwedischen Stuhlschiedsrichterin Louise Engzell. Im dritten Satz war der Weltranglisten-Siebte auf dem Weg, die mögliche Wende zu schaffen. Ein Punkt brachte Berdych jedoch so sehr in Rage, dass er die Beherrschung gegenüber Engzell verlor.

„Schlimmste Entscheidung, die gegen mich getroffen wurde“

Bei 4:2-Führung und 30:15 wertete die Schwedin einen Ball von Berdych als „Double Bounce", also dass der Ball vor dem Schlag zweimal auf dem Boden aufgekommen war. In der Tennissprache wird so etwas als „not up" verkündet. Berdych war nach einem Netzroller von Cilic zum Ball gesprintet und gab mit seinem Schläger dem Ball so viel Rückwärtsspin mit, dass dieser nach dem Aufprallen in Cilics Hälfte wieder zurück in die Hälfte des Tschechen flog. Doch Engzell sprach den Punkt aufgrund des zweifachen Aufspringens des Balles Cilic zu.

Berdych war jedoch felsenfest der Meinung, den Ball korrekt gespielt zu habe. Er ging von einem Punktgewinn zum 40:15 aus, doch der neue Spielstand war 30:30. Die Entscheidung wollte er nicht wahrhaben und schnauzte Engzell an. „Meinen Sie das im Ernst oder waren Sie nur zu lange in der Sonne? Es ist unmöglich, dass der Ball zweimal aufspringt mit dieser Rotation. Hatten sie jemals einen Tennisschläger in der Hand? Nie im Leben. Sie haben freie Sicht von hier oben und treffen solch eine Entscheidung. Das ist eine fürchterliche Entscheidung. Es gibt keine Erklärung dafür. Es ist unmöglich, solch einen Schlag zu machen, wenn der Ball zweimal aufspringt. Das ist die schlimmste Entscheidung, die gegen mich getroffen wurde", giftete Berdych gegen Engzell.

Fernsehzeitlupe gibt Engzell Recht

Die Schwedin war in der Vergangenheit durch einige krasse Fehlentscheidungen aufgefallen - beispielsweise bei den diesjährigen French Open im Match zwischen Angelique Kerber und Daniela Hantuchova(hier nachzulesen). Doch in diesem Fall hatte Engzell absolut Recht. Die Fernsehzeitlupe bewies eindeutig, dass der Ball von Cilic zweimal den Boden berührt hatte, ehe Berdych mit seinem Schläger herankam. Der Tscheche verlor nicht nur die Contenance gegenüber der Schiedsrichterin, sondern dann auch sein Aufschlagspiel - und einige Minuten später das gesamte Match.

Auf der anschließenden Pressekonferenz wollte Berdych zu dieser strittigen Entscheidung keine genauere Auskunkt mehr geben. Der Tscheche zeigte sich wenig einsichtig, möglicherweise auch, weil er die Fernsehzeitlupe noch nicht gesehen hatte. „Ich habe fast alles dazu gesagt, also lasst denjenigen die Entscheidung, die es gesehen haben und Tennis verstehen. Das ist es.“ Am Folgetag entschuldigte sich Berdych dann aber doch für seinen Ausraster. „Das ist meine persönliche Entschuldigung an die Schiedsrichterin von gestern. Sie hatte Recht. Meine Gefühle haben mich verrückt gemacht. Sorry dafür“, schrieb der Weltranglisten-Siebte am Freitag im Kurznachrichtendienst Twitter.

Hier gibt es den „Double-Bounce“-Vorfall im Video.

(Text: cab)

Diskutiert mit: Sollte es bei solch strittigen Szenen einen Videobeweis ähnlich wie beim Hawk-Eye geben oder sollte die Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter gelten?

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Freitag
05.09.2014, 20:41 Uhr