US Open: Rafael Nadal als großer Gewinner der Auslosung?
Rafael Nadal hat bei den US Open eine äußerst gute Auslosung erwischt. Einfacher als die seiner direkten Konkurrenz?
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
26.08.2022, 02:47 Uhr

Boris Becker hat im Vorfeld der Australian Open diesen Jahres weise Worte gefunden. Man muss Rafael Nadal nicht zum Kreis der absoluten Topfavoriten zählen, abschreiben darf man den Stier aus Manacor jedoch keineswegs. Nun ist die Situation vor den US Open freilich eine gänzlich andere - trotz körperlicher Probleme ist der Spanier weitaus fitter einzuschätzen als das noch im Vorfeld des ersten Major-Events des Jahres -, und dennoch gilt angesichts der mittelprächtigen Vorbereitung Nadals auch in Flushing Meadows: Man tut gut daran, die Chancen des 22-fachen Grand-Slam-Siegers auf den Titelgewinn in New York City jedenfalls nicht kleinzureden.
Das gilt insbesondere nach der Veröffentlichung der Auslosung für die US Open 2022. Denn die haben für den Spanier ein Szenario eröffnet, wonach sich Nadal durchaus nach seinem Geschmack von Runde zu Runde in Form bringen könnte. Erstrundengegner Rinky Hijkata jedenfalls, nur dank einer Wildcard in New York City mit dabei, ist als aktuelle Nummer 198 für Nadal das perfekte Auftaktlos, um nach der Erstrundenniederlage in Cincinnati gegen den späteren Champion Borna Coric Selbstvertrauen zu tanken.
Nadal mit zwei frühen Prüfungen
Einen Rafael Nadal auf Betriebstemperatur wird es dann auch schon in Runde zwei benötigen, wenn es gegen Fabio Fognini oder Aslan Karatsev geht. Gegen den Italiener hat Nadal zwar 13 Siege zu Buche stehen, musste sich in 17 Duellen aber auch vier Mal geschlagen geben. Freilich ist der 35-Jährige aber ebenso weit von seiner Topform entfernt wie der Russe Karatsev. Gegen den aktuellen Weltranglisten-38. wäre es das erste Duell in Nadals Laufbahn. Glasklarer Favorit wäre der Spanier folglich in beiden Fällen.
Das gilt auch für ein mögliches Aufeinandertreffen mit Miomir Kecmanovic, der zuletzt immer wieder starke Leistungen zeigte - nur zu selten auf Grand-Slam-Niveau. Weshalb auch der Weltranglisten-36., gegen den Nadal die beiden bisherigen Duelle ohne Satzverlust hat gewinnen können, wohl kaum zum ernsthaften Stolperstein für den Mallorquiner auf dem Weg zum historischen 23. Major-Titel werden könnte. Davon sollten auch Diego Schwartzman und Frances Tiafoe - mögliche Achtelfinalgegner des Spaniers - noch ein Stück weit entfernt sein. Schwartzman zeigte auf nordamerikanischem Hardcourt bislang mäßige Leistung, Tiafoe hingegen fehlen wohl die Waffen, um einen Rafael Nadal im Grand-Slam-Modus in ernsthafte Bedrängnis zu bringen.
Revanche gegen Alcaraz?
Das lässt sich wohl auch von Cameron Norrie behaupten, der jedoch zuletzt gegen Carlos Alcaraz den größten Sieg seiner Karriere feiern konnte. Der Brite ist planmäßiger Viertelfinalgegner Nadals, musste jedoch 2022 bereits einmal die spielerische Klasse des 36-Jährigen auf Hardcourt neidlos anerkennen: und zwar im Endspiel von Acapulco, wo Nadal klar in zwei Sätzen obsiegte. Wo wir also bereits gedanklich im Halbfinale wären, bei der wohl ersten, potenziell ganz brenzligen Aufgabe für Nadal: Landsmann Carlos Alcaraz.
Zwar sucht dieser in den vergangenen Wochen akribisch nach der Form vom Frühjahr, mit dem druckvollen Spiel, der starken Rückhand und dem Selbstvertrauen, bereits gegen Nadal gewonnen zu haben, ist ein heißer Tanz aber wohl vorprogrammiert. Wenn es denn so weit kommt, denn: Alcaraz könnte in Runde drei auf den Cincinnait-Champion Borna Cric treffen und müsste sich in einem möglichen Viertelfinale gegen Jannik Sinner für zuletzt zwei Niederlagen am Stück revanchieren.
Ein weiterer Titelaspirant, Daniil Medvedev, Nummer eins der Welt und Titelverteidiger in New York City, hingegen könnte es bereits im Achtelfinale mit Nick Kyrgios zu tun bekommen: jenem Mann, der den Weltranglistenersten zuletzt in Montreal hat entzaubern können. Und Stefanos Tsitsipas: der könnte im Achtelfinale auf Matteo Berrettini treffen, der zwar zuletzt etwas formschwach agierte, aber dennoch ein ganz hervorragendes Kalenderjahr 2022 spielt. Fest steht: so gut wie Rafael Nadal hat es aus dem Kreis der absoluten Topfavoriten wohl kein anderer erwischt. Womit es wieder wie angerichtet scheint für einen großen Lauf des Mallorquiners. So groß wie bereits 22 Mal zuvor?