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US Open: Uhrzeit-Wahnsinn - Der späte Vogel muss trotzdem zur Pressekonferenz

Die Verantwortlichen im Tennissport sollten wohl die Match-Ansetzungen der Night-Sessions bei Grand-Slam-Turnieren nochmals überdenken.

von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet: 06.09.2022, 17:40 Uhr

© Getty Images
Um 2:24 hätte Carlos Alcaraz wohl schon wo anders liegen sollen als am Boden des Arthur-Ashe-Stadions

Es ist 2:24 in der Früh im Arthur-Ashe-Stadion zu Flushing Meadows als Carlos Alcaraz seinen fast Vier-Stunden-Fight gegen Marin Cilic im Achtelfinale der US Open mit 6:4, 3:6, 6:4, 4:6 und 6:3 erfolgreich abschließen kann. Der US-amerikanische Tennisfan der am Dienstag nicht oder erst spät zur Arbeit muss, hat einen spannungsreichen Sportabend im größten Tennisstadion der Welt verlebt, der europäische Freund des gelben Filzballs streicht sich zum Matchball gerade sein zweites Frühstücksbrot. 

Ja, Tennis lebt auch von diesen verrückten und epochalen Geschichten - wer erinnert sich zum Beispiel nicht an das legendäre Match zwischen Lleyton Hewitt und Marcos Baghdatis 2008 bei den Australian Open, als die beiden Kontrahenten erst um 4:34 Uhr früh nach getaner Arbeit ihre Sachen packten. Ein unvergessliches Erlebnis für diejenigen, die solch einer emotionalen Schlacht beiwohnen können und dabei mitten drin sind, wenn von zwei Sportgrößen die Nacht zum Tag gemacht wird.

Gute Nacht um 6:00 Uhr früh

Die Night-Sessions kommen traditionellerweise in New York im Doppelpack aus einer Damen- und einer Herrenbegegnung daher. Ein Ablauf, der bei moderaten Matchlängen auch meist aufgeht. Folgen jedoch zwei zeitlich ausladende Partien aufeinander, wird nicht nur der Zeitplan sondern in weiterer Folge auch der Biorhythmus der Protagonisten, der Turnierverantwortlichen und auch der Medienleute ordentlich durcheinander gewirbelt.

So stellen sich dann auch die Fragen, wie sinnvoll eigentlich eine Pressekonferenz um 3:00 Uhr früh noch sein kann, ob der praktische Arzt ein Abendmenü der Athleten um etwa 4:00 Uhr früh noch für vertretbar hält und ob eine Bettruhe um circa 6:00 Uhr früh noch einen ausreichenden Schlaf garantieren kann, wenn es am nächsten Tag wieder für alle Beteiligten "Business as usual" heißt.

Spontan fallen einem nicht viele Sportarten ein - außer vielleicht das 24-Stunden-Rennen von Le Mans - bei denen auf die natürlichen Bedürfnisse der Sportler, Offiziellen & Co. so wenig Rücksicht genommen wird. So sollte die Frage schon erlaubt sein: Ist das alles noch zeitgemäß - im wahrsten Sinne des Wortes?

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06.09.2022, 18:17 Uhr
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