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US Open unter der Käseglocke? Nicolas Kiefer hätte „Nein, danke“ gesagt

Kommende Woche soll entschieden werden, ob und unter welchen Umständen die US Open 2020 stattfinden. Ex-Spitzenspieler Nicolas Kiefer hätte in seiner aktiven Zeit ein bestimmtes Szenario abgelehnt.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 14.06.2020, 09:30 Uhr

Nicolas Kiefer in Siegerpose in Hamburg
© GEPA Pictures
Nicolas Kiefer in Siegerpose in Hamburg

Nicolas Kiefer war während seiner aktiven Zeit, die ihn bis auf Position vier der ATP-Weltrangliste und zu sechs Turniersiegen geführt hat, als durchaus unbequemer und kritischer Geist bekannt. Die Vorstellung, wegen eines Grand-Slam-Turniers (und möglicherweise zusätzlich noch wegen eines davor stattfindenden ATP-Masters-1000-Events) bis zu vier Woche in einem Hotel ohne Ausgangsmöglichkeiten zu verbringen, wären bei Kiefer jedenfalls nicht auf offene Ohren gestoßen.

„Ich hätte gesagt: Nein, danke. Weil wir Deutsche ein höfliches Volk sind“, erklärte Kiefer im Gespräch mit sportradio360. Es werde wohl mit dem Worst Case geplant. „Ich glaube aber nicht, dass allzu viele Spieler darüber erfreut sind. Was man um die US Open herum basteln möchte, hat dann auch gar nichts mehr mit dem Sport zu tun.“

Kiefer hatte im Jahr 2000 mit dem Viertelfinale sein bestes Ergebnis in New York erreicht, verlor damals in vier Sätzen gegen den späteren Champion Marat Safin.

Kiefer verliert zuhause gegen Sampras

Sechs Titel hat Kiefer auf der Tour im Einzel gewonnen, in Erinnerungen geblieben ist aber vor allem ein Doppel. „Die bitterste Niederlage war natürlich bei den Olympischen Spielen mit Rainer Schüttler“, so der mittlerweile 42-Jährige. Vier Matchbälle hatten Kiefer/Schüttler im Endspiel gegen Fernando Gonzalez und Nicolas Massu, noch dazu hintereinander. Gold ging dennoch an die beiden Chilenen. „Andererseits war das aber auch einer der größten Erfolge, weil Olympische Spiele begleiten einen immer wieder.“

Ein weiteres Highlight sei der Auftritt beim ATP-Finale im heimischen Hannover gewesen. 13.000 Zuschauer beim Heimspiel, zehn Minuten („Wenn ich schneller fahre: fünf Minuten.“) von zuhause entfernt - das Aus kam dann im Halbfinale gegen Pete Sampras.

Als Spieler hat Nicolas Kiefer den Übergang der Generationen von der Ära Sampras und Andre Agassi hin zu Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic miterlebt. Gegen den jungen Federer hat Kiefer drei Matches am Stück gewonnen, am Ende sprach die Bilanz doch eindeutig für den Schweizer. Auch die Treffen mit Nadal waren nicht die pure Freude. „Das sind Spieler, da weißt Du, Du musst am Limit spielen. Und manchmal drüber.“ Gegen den Spanier verlor Kiefer im Edspiel des ATP-Masters-1000-Turniers in Toronto 2008.

„Talent hat jeder, der da mitspielt“

Seinen letzten Turniersieg feierte Kiefer 2000 in Hongkong gegen Mark Philippoussis. Und wartet bis heute auf die Siegertrophäe. Man wollte ihm den Pokal zuschicken, angekommen sei dieser bis heute noch nicht. Aktiv ist Kiefer noch für den SCC Berlin in der deutschen Tennis-Bundesliga aktiv - neben ehemaligen Größen wie Thomas Enqvist oder Arnaud Clement.

In Berlin kümmere er sich auch um den Tennisnachwuchs. Dem Kiefer zwei Dinge mit auf den Weg gibt: Zunächst sollen sich junge Spieler unbedingt mit ihrem Material beschäftigen - weil das können sie beeinflussen. Ebenso wie den Aufschlag. Und: „Talent hat jeder, der da mitspielt. Und die letzten paar Prozent spielen sich immer im Kopf ab. Und es gibt immer Körperbereiche, an denen Man arbeiten. Meine Einstellung war: Aufgrund der körperlichen Fitness darf man kein Match verlieren.“

von tennisnet.com

Sonntag
14.06.2020, 14:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 14.06.2020, 09:30 Uhr