Viel Neues bei den Oldies
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
12.06.2010, 15:15 Uhr

Pörtschach am Wörthersee steht für zwei Wochen im Blickpunkt der Tennis-Seniorenwelt: Die 27. Int. Meisterschaften von Österreich - Werzer Generali Cup und 53. Int. Europameisterschaften für Super-Senioren locken hunderte der besten Spielerinnen und Spieler der Altersklassen 35 bis 85 nach Kärnten.
Peter Nader, ehemaliger langjähriger Generalsekretär des ÖTV, mittlerweile Mitglied im ITF Seniors Commitee, spricht im Interview über Neuerungen im Regelbereich, Peter Pokornys neue Herausforderung und weshalb Senioren-Weltmeisterschaften immer mehr zu Weltreisen mutieren – 2010 ging's nach Mexiko, 2011 wartet Neuseeland.
Herr Nader, es gibt – im Vergleich zum Vorjahr – einige Neuerungen bzw. Änderungen für ITF-Seniorenbewerbe. Wie sehen diese im Detail aus?
Ab sofort hat jeder Veranstalter das Recht, bei Raster der Größenordnung 8-32 bis zu zwei Wildcards für die Setzliste von SpielerInnen zu vergeben, die aufgrund ihrer Punkte eigentlich nicht zu setzen wären. Bei Raster der Größenordnung 64 und größer können bis zu vier Wildcards vergeben werden. Die Vergabe dieser Wildcards muss allerdings vom Veranstalter genau begründet werden. Es handelt sich hierbei – meiner Meinung nach – um eine sinnvolle Ergänzung der bisherigen Regel.
Eine zweite Neuerung betrifft das Zusammenlegen von zwei Altersgruppen bei Turnieren.
Das stimmt. Spielerinnen und Spieler, die mangels der für einen Bewerb notwendigen Teilnehmeranzahl in einer jüngeren Altersgruppe ausgelost werden, werden künftig die dort erreichten Punkte in ihrer ursprünglichen Altersgruppe für die Rangliste gutgeschrieben.
Geändert wurde auch das Tiebreak-Regulativ.
Diese Neuerung wird erstmals auch in Pörtschach zum Einsatz kommen. Ab 2010 soll das „Change Ends Tiebreak“ bei allen Turnieren angewandt werden. Das heißt: Wechsel nach dem ersten Punkt und dann nach jeweils vier Punkten. Dadurch wird das Tiebreak – vor allem, wenn im Freien bei starkem Wind oder tief stehender Sonne gespielt wird – fairer als bisher. Es wurde bereits bei einer WM erfolgreich erprobt.
Stichwort „Fairness“: In diesem Jahr hat die Weltmeisterschaft auf über 2000 Metern Höhe in Mexiko stattgefunden. Wie sinnvoll ist es, bis zu 80-Jährigen eine derartige körperliche Belastung zuzumuten?
Für diese „WM-Problematik“ gibt es zwei Seiten. Nämlich: Nur die ganz Jungen haben auf Hardcourt gespielt, ab der Altersklasse 50 hat man auf Sand gespielt. Das Andere ist: Die ITF ist ein Sammelsurium aller nationaler Verbände. Die Politik der ITF ist daher, Weltmeisterschaften tatsächlich auf der ganzen Welt zu spielen. Würde man die WM nur in Europa spielen, würden die Neuseeländer sagen: Wie kommen wir dazu, so weit reisen zu müssen? Wir wissen schon: Ein 85-Jähriger wird im nächsten Jahr niemals zur WM nach Neuseeland reisen. Umgekehrt ist das aber ganz genau so: Ein 85-jähriger Neuseeländer würde nie nach Berlin, Paris oder Pörtschach kommen. Um aber allen Verbänden gerecht zu werden, dreht man innerhalb der ITF trotzdem an diesem globalen Rad. Es ist nun einmal so: Alle werden wir niemals in ein Boot bekommen.
Manfred Hundstorfer hat einmal kritisiert, dass ein Kategorie-1-Turnier wie Pörtschach ein noch besseres Teilnehmerfeld haben könnte, wenn der Veranstalter Preisgeld ausschütten würde.
Das ist völliger Blödsinn! Die Pörtschacher Turniere sind die Veranstaltungen mit dem weltweit hochwertigsten Teilnehmerfeld. Natürlich gibt es Turniere im Seniorentennis, die Preisgeld ausschütten. Dann gibt es Turnierveranstalter, die das Preisgeld aufteilen und dann wieder solche, die überhaupt kein Preisgeld geben. Das Vorhandensein von Preisgeld hält auf jeden Fall die Spitze sicherlich nicht davon ab, zu einem Turnier zu kommen.
In diesem Jahr ist Österreichs erfolgreichster Senioren-Tennisspieler Peter Pokorny erstmals in der Altersklasse 70 dabei. Wie schwer oder leicht wird er sich tun?
Leicht wird es ihm auf keinen Fall gemacht werden. Die 60er-, 65er- und 70er-Alterklassen sind diejenigen mit der größten Dichte und den meisten Teilnehmern. Man braucht sich nur die Raster der Hallen-EM in Seefeld anschauen – die Teilnehmerzahl in diesen Altersklassen war gigantisch. Auf der anderen Seite wird die ITF wohl niemals eine Lösung für die eher niedrigen Teilnehmerzahlen v. a. in den weiblichen jüngeren Altersklassen finden. Man könnte den Anreiz noch so hoch machen – eine junge Frau mit zwei Kindern daheim, die vielleicht auch noch berufstätig ist, hat logischerweise andere Prioritäten, die nicht unbedingt mit Tennis zu tun haben.
