Warum Ivo Karlovic fast zurückgetreten wäre

Der 40-jährige Ivo Karlovic steht in Indian Wells überraschend im Achtelfinale, wo er in der Nacht (ab 2 Uhr MEZ) auf Dominic Thiem trifft – es ist die erste Begegnung der beiden. Dass „Dr. Ivo“ überhaupt noch spielt, verdankt er einem selbst auferlegten Ultimatum.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 13.03.2019, 09:45 Uhr

Ivo Karlovic hatte im vergangenen Jahr schlichtweg die Lust am Tennis verloren - das Verlangen zu trainieren oder zu spielen. „Es war am schlimmsten in Roland Garros, wo ich einfach nur nach Hause wollte. Ich habe mich widerlich gefühlt, überhaupt den Schläger in der Hand zu halten. Und verlieren hat nicht so weh getan wie sonst“, sagte Karlovic vor wenigen Wochen zu seinem 40. Geburtstag.

Die Folge: Karlovic rutschte im Ranking ab, bis auf Rang 138 im September. Dann jedoch setzte er sich ein Ziel: das Hauptfeld der Australian Open. Würde es das nicht erreichen, würde er zurücktreten. Karlovic meldete sich bei fünf Challenger-Turnieren an, um wieder an die Top 100 ranzukommen. „Ich wusste, dass ich wenig Raum für Fehler hatte – und das gab mir den Biss zurück. Ich hatte ein Ziel!“

Und Karlovic gewann: 13 Siege aus 17 Spielen, dazu der Turniersieg als ältester Challenger-Sieger aller Zeiten – und die Qualifikation für Melbourne. Am 31. Dezember stand er genau auf Platz 100. Auch 2018 begann stark, mit dem Finaleinzug in Pune, wo er in einem Tiebreak-Krimi gegen Kevin Anderson unterlag.

"Warum nicht weitermachen?"

„Jedes Mal, wenn ich ein gutes Ergebnis habe, werde ich im Zusammenhang mit Jimmy Connors und Ken Rosewall erwähnt. Auch wenn sich das nur auf mein Alter bezieht, ist das ziemlich cool. Ich fühle mich auch nicht schwächer oder langsamer als mit 38 – warum also nicht weitermachen?“

Wieso er dann doch mal aufhören könnte? Wegen seiner Familie: Frau Alsi, Tochter Jada (7 Jahre) und Sohn Noah (19 Monate). Fast jedes Mal, als er im vergangenen Jahr sein Haus verlassen habe, sei er fast direkt zurückgekehrt. „Sie konnten nicht so oft mitreisen, und wenn ich weggegangen bin, war es fürchterlich. Sie waren traurig, ich war traurig – und ich wollte das einfach nicht mehr so oft tun.“

Aktuell aber sei alles besser. „Wenn man wieder mehr gewinnt, ist alles gut“, sagt der 2,11-Meter-Mann nun, nachdem er in Indian Wells drei Siege feierte - unter anderem gegen Borna Coric, die Nummer 11 der Welt - und nun auf Dominic Thiem trifft. Karlovic hegt zurzeit den Plan, noch ein Weilchen weiterzuspielen, wenn der Körper mitmacht. „Wenn nicht, ist es auch okay.“

Die verbleibende Zeit will der Aufschlag-Experte jedenfalls nutzen. „Ich weiß, dass ich nicht ewig weitermachen kann. Also versuche ich, so viel herauszuholen wie möglich.“

von Florian Goosmann

Mittwoch
13.03.2019, 11:30 Uhr
zuletzt bearbeitet: 13.03.2019, 09:45 Uhr