Warum Roger Federers Abschied eine Gezeitenwende markiert

Roger Federer hat am Freitag beim Laver Cup seinen hoch emotionalen Abschied vom Tennissport gegeben. Dass dieses Ereignis derart unter die Haut ging, hat vielerlei Gründe. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 24.09.2022, 22:43 Uhr

Roger Federer hat dem Tennissport Lebewohl gesagt
Roger Federer hat dem Tennissport Lebewohl gesagt

Das Internet in seiner Schnelligkeit kann grausam sein. Bestes Beispiel: der Wikipedia-Eintrag zu Roger Federer. Dass dieser nämlich bereits wenige Minuten, nachdem der Schweizer seinen emotionalen Abschied vom Tennissport gefeiert hatte, auf einen "ehemaligen" Schweizer Tennisspieler verwies, ließ am Freitagabend das gerade Erlebte auf einen Schlag so tragisch wirklich werden. 

Roger Federer hat seine Laufbahn als professioneller Tennisspieler beendet - und er hat beim Laver Cup in London zwar keinen abschließenden Sieg an der Seite von Rafael Nadal, aber doch einen würdigen Abschied für seine Verdienste für den Sport bekommen. Völlig belanglos, ob auf den Bänken bei Team Europe und World oder bei den zahlreichen Beobachtern aus der Ferne: Kaum ein Auge blieb in diesen Augenblicken trocken. 

Die Zeit der Big Three neigt sich dem Ende zu 

Denn das Beispiel Federer zeigte eindrucksvoll: Alles geht einmal vorbei. Und so ist es eine traurige Realität, dass Weltsportler, Idole für gesamte Generationen wie Federer, Nadal oder Djokovic eben auch ein menschliches Ablaufdatum haben. Dass auch ihre Zeit irgendwann einmal zu Ende gehen wird. Und das eher früh als spät. 

Die strahlende, glückliche Fassade von Bildern der Big Four - oder frei nach Andy Murray: die Big Three und ein Clown -, die im Vorfeld Laver Cups die Runde machen, sie offenbart dahinter eine Epoche, die sich zu Ende neigt. Roger Federer, der älteste Vertreter, ist seinen Rivalen vorangegangen, auch Nadal und Murray plagen seit Jahren massive körperliche Probleme. Früher oder später müssen sich auch deren Anhänger ernsthaft mit einem Abschied ihrer Idole auseinandersetzen. 

Quo vadis, Tennissport?

Lediglich Novak Djokovic, zuletzt zwar nicht sorgenfrei, aber doch körperlich der unbefleckteste Vertreter dieser unglaublichen Generation an Ausnahmesportlern, könnte noch einige Jahre auf bestem Niveau mitmischen. Zumal der Serbe neben der kurzen Verletzungsliste auch körperlich als Paradebeispiel gilt. 

Konkurrenz bekommt der Serbe jedenfalls von der jungen Generation - die insbesondere in Person von Carlos Alcaraz bereits gehörig zum Angriff bläst. Und eine alsbaldige Machtübernahme wohl mit offenen Armen willkommen heißen würde. Noch stemmen sich Nadal und Djokovic aber dagegen - und das höchst erfolgreich: Die beiden Überflieger haben drei von vier Major-Titel in dieser Saison gewonnen. Aber eben nur noch zu zweit. Ohne Roger Federer.

Federer, Nadal und Djokovic verändern den Sport

Fest steht: Roger Federer hinterlässt ein riesiges Loch im Tennissport. Der Schweizer hat Tennis weltweit auf ein völlig neues Level gehoben und Generationen quer über den Kontinent für den Sport begeistert. Roger Federers Dienste können nicht genug gewürdigt werden - auch, wenn der Schweizer am Freitag einen durchaus würdigen Abschied bekommen hat. 

Bei allem Trübsal, den die Sportwelt derzeit (zurecht) bläst: Der spielerische Abschied von Roger Federer und früher oder später auch von Rafael Nadal und Novak Djokovic ist genau das: ein rein spielerischer Abschied. Denn der Tennissport, wie wir ihn kennen, funktioniert nur in enger Verbindung zu diesen drei Namen. Genau deshalb ist es auch so hart, von ihnen als Aktive Adieu zu sagen. 

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von Michael Rothschädl

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