Munich Senior Open 2010
Zum ersten Mal fand in diesem Jahr in München ein ITF-Seniors Turnier statt. Direkt im Anschluss stehen jetzt die German Senior Open in Dachau auf dem Plan.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
10.08.2010, 15:14 Uhr

von Max Muth
Neunzehn Jahre lang wurden die German Senior Open am Tegernsee ausgetragen, im letzten Jahr dann das Aus. Des einen Leid, des anderen Freud, Norbert Peick und seine Agentur np sports beschlossen, das Turnier weiter auszurichten. Als Austragungsort entschieden sie sich für die Anlage der Tennisfreunde Dachau. 16 Plätze stehen dort für den Spielbetrieb zur Verfügung, die 13 Plätze des ASV Dachau sind nur einen Steinwurf entfernt.
Munich Open als Warm-Up für die German Open
Zum Warm-Up richtet Peick, der auch als Oberschiedsrichter bei den BMW Open tätig ist, auf der Anlage des Grün-Weiß Luitpoldpark in München die Munich Senior Open aus. Das Turnier ist optimal zum warm werden. Da es in diesem Jahr erstmals stattfindet, wurde es von der ITF als Grade-5-Turnier klassifiziert. „Der Sieger bekommt 40 Punkte, für alle anderen ist es punktemäßig noch nicht so reizvoll. Wenn es ordentlich läuft, wenn die Berichte über das Turnier gut sind, wenn genügend Spieler da waren, dann hast du die Chance im nächsten Jahr auf Kategorie vier zu kommen und so geht es dann weiter,“ erklärt Peick das Prozedere der ITF. Dachau dagegen ist ein Grade-1-Turnier, dort können die Spieler die maximale Punktzahl erreichen. Peick: „Wir hatten das Glück, dass der Veranstalter der German Open das Turnier zurückgegeben hat, weil er es nicht mehr realisieren konnte. So konnten wir das Turnier übernehmen wie es war, aber unter Eigenregie.“
Sieben Teilnehmer in der Klasse der über 80-jährigen
In München haben nur zwei oder drei Top-Ten Spieler gespielt, in Dachau sind es etwa 30. Dort wird auch jede Altersklasse gespielt, ab 40 in Fünfjahres-Schritten bis zur Klasse der über 80-jährigen. Sieben Meldungen liegen in Dachau für die Klasse 80+ vor, zwei wollen nur im Doppel antreten. Ergibt immerhin fünf über 80-jährige die den Titel unter sich ausmachen. „Der älteste Spieler in München ist zarte 81, der ist hier vom Verein und bei den Mädels Nanda Fischer, die ist 71“, sagt Peick über die Oldtimer des Turniers. Fischer gewann ihre Altersklasse - die der über 65-jährigen - auch aufgrund vieler verletzter Konkurrentinnen.
Auch bei den Senioren kann es jederzeit Dopingkontrollen geben
Ab einem gewissen Alter streikt der Körper eben noch schneller bei großer Belastung. Auf die Frage, ob Doping ein Problem bei den Senioren sei, weiß Peick keine Antwort: „Keine Ahnung. Aber theoretisch kannst du bei jedem ITF Turnier eine Kontrolle kriegen, das passiert dir im Davis-Cup, in München, in Hamburg, das kann dir hier genauso passieren. Ich habe es auf einem Seniorenturnier noch nie erlebt, aber es kann schon sein, dass die mal hier einlaufen.“
Tennis-Glamour am Luitpoldpark, ganz so weit ist es noch nicht. Während in China Pete Sampras, Michael Stich und Pat Rafter auf Werbetour gehen, geht es in München noch weniger mondän zu. „Wir haben eine gute Bandbreite, es gibt die, die mal richtig gut waren, dann 20 Jahre gar nicht spielen und wieder anfangen und dann gibt es die, die haben früher Fußball gespielt, sind körperlich fit und fangen erst mit 30, 40 mit Tennis an, lernen es technisch nur bis zu einem gewissen Grad, sind aber körperlich viel fitter.“
Rick Genge macht Tennis-Urlaub in Europa
Einer der Ex-Profis auf der Altherren-Tour ist der Australier Rick Genge (ITF 81), der bei den Herren 55 antritt. In den 70er Jahren hat er sich ein paar Jahre als Profi versucht, bei Einführung des ATP Rankings stand er um Position 400, seit drei Jahren spielt er wieder ITF-Events. Auf die Frage, warum er in München ist, sagt Genge: „In Australien hast du ein Problem, wir haben nur fünf Ranglistenturniere im ganzen Jahr, hier in Europa kann ich vier in einem Monat spielen. Aber wir haben ein gutes Niveau in Australien, viele Nummer eins, zwei oder drei Spieler, wenn du dort mithalten kannst, dann kannst du sicher sein, dass du hier eine Chance hast.“
Australisch-japanisches Doppel im Luitpoldpark
Den ganzen August wird er in Europa Turniere spielen. „Urlaub und Tennis, für mich ist das Spaß.“ Von der Seniors-Tour leben kann man nicht. „Es gibt zwar etwas Preisgeld, aber das ist nicht wofür wir spielen. Du kannst versuchen im Ranking aufzusteigen, aber ich denke die beste Idee ist immer noch zum Vergnügen zu spielen.“ Für Genge war das Vergnügen im Luitpoldpark früh beendet, zumindest im Einzel. „Es ist das erste Mal in diesem Jahr für mich auf echtem Sand, es macht Spaß, und die Lernkurve ist steil. Nächste Woche spiele ich Dachau, hier wollte ich mich für Dachau vorbereiten.“ Im Doppel hat Genge gute Chancen auf den Turniersieg. Sein Partner ist Takamichi Hirooka, im Feld der 50-jährigen an eins gesetzt. „Taka“ ist derzeit Rang 27 der Welt bei den Herren-50, und ist der prominenteste Spieler am Luitpoldpark. Zumindest das Doppel ist an Internationalität kaum zu überbieten. Kennengelernt haben sich die beiden bei einem Turnier in Australien. Jetzt reisen sie zusammen. Ein Japaner und ein Australier auf der Seniors-Tour. Ob er ein Doppel-Spezialist ist, frage ich Genge. Er lacht: „Wenn ich im Einzel nicht gut spiele, dann bin ich wohl ein Doppel-Spezalist.“(Text: ma, Foto: M. Muth)